Teil 4

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Sie nahmen den Hirsch aus und zerlegten ihn in seperate Teile. Laura bereitete zusammen mit ihrer Mutter das Abendessen vor und Derek erzählte seinen Geschwistern bis ins kleinste Detail wie er und sein Vater die Beute geschlagen haben. Er war stolz auf seinen ersten richtigen Fang und auf die begeisterten Blicke seiner Geschwister. Gemeinsam aßen sie am großen Esstisch und ließen den Abend ruhig ausklingen.

***

"Wach auf!  Wach auf!  Wach auf!" aufgeregt sprang Cora auf dem noch schlafenden Derek rum. Grummelnd schubste er sie von sich runter, drehte sich auf die andere Seite und zog sich seine Decke weiter über den Kopf. Doch sie sprang erneut auf ihn drauf.

"Wach auf!" forderte sie wieder und fing an, an seiner Schulter zu rütteln. Wütend und verschlafen glitzerte er sie aus grünen Augen an.

"Was willst du?" knurrte er.

"Hast du es schon vergessen?  Heute ist unser Geburtstag!"
Schlagartig wurde er hellwach und die Wut über das unsanfte Rumgehopse seiner Schwester verpuffte mit einem Mal.

Zu zweit schlichen sie die Treppe hinunter und wagten einen Seitenblick in die Küche. Ein großer Kuchen stand auf dem Küchentresen und fünf weiße Kerzen brannten in dessen Mitte.
Bunte Girlanden hingen von den Decken und Wänden und unzählige kleine und große Geschenke standen fein säuberlich hinter dem Kuchen gestapelt.

Mit leuchtenden Augen tapsten sie die letzten Stufe der knarrenden Treppe hinunter und liefen in die Küche.

"Happy Birthday!" rief plötzlich die gesamte Familie im Chor und regenbogenfarbenes Konfetti rieselte wie Schnee auf die jungen Werwölfe hinab und verfing sich in ihren Haaren.

Ein Grinsen breitete sich über ihre Lippen aus, als sie die Geburtstagsglückwünsche ihrer Familie annahmen.
Ihr Vater hielt eine kleine Digitalkamera in den Händen und hielt das ganze Geschehen auf Fotos fest.

Nach den ganzen Umarmungen, Küsschen und Glückwünschen durften sie endlich an den Kuchen und die Geschenke.
Sie pusteten die Kerzen aus und widmeten sich voller Eifer dem bunten Geschenkpapier.
In den bunten Päckchen befand sich alles von Süßigkeiten über Kuscheltiere und Spielsachen.

In einer kleinen unscheinbaren Schattule befand sich eine Kette mit einem kreisförmigen Anhänger. Sie drehten die Schachtel hin und her und begutachteten dessen Inhalt. Sie kannten das Symbol mit den drei in sich gedrehten Zweigen, kannten aber nicht dessen Bedeutung.
Talia und Michael hockten sich zu ihnen auf den Fußboden und auch Peter gesellte sich zu ihnen.

"Der Anhänger hier-" sie nahmen die Ketten aus den Boxen und hielten die Anhänger nach oben.
"-ist das Symbol unseres Familienwappens. Die Triskele symbolisiert die drei wichtigsten Bestandteile eines Rudels.
Der Alpha, der Beta und der Omega. Fehlt einer von ihnen, kann kein richtiges Rudel bestehen. Aber jeder Wolf braucht ein Rudel um Sicher und Geborgen leben zu können.
Diese Ketten sollen euch immer daran erinnern das ihr nicht allein seid. Egal wo ihr seid, was ihr macht oder was auch immer passieren könnte, ihr seid niemals allein und habt immer eine Familie, ein Rudel an eurer Seite das euch beschützen wird. Ihr seid ein wichtiger Teil dieser Familie und werdet es auch immer bleiben."

Sie legten ihren Zwillingen die Ketten um den Hals und Stolz betrachteten sie das Stück Metall, welches bei Cora Silber glänzte und bei Derek Schwarz.
Und obwohl sie noch jung waren, verstanden sie die Worte ihrer Mutter. Dankbar umarmten sie ihre Eltern und hielten sie mehrere Minuten im Arm.

Am Nachmittag kamen mehrere Freunde aus dem Kindergarten vorbei um mit den beiden Geburtstagskinder zu feiern. Es war ein herrlich warmer Sommertag und so beschloss die ganze Familie mit ihren Freunden an den See innerhalb ihres Territoriums zu gehen.

Fröhlich spielten die Kinder Fangen oder Verstecken, plantschten  oder schwammen im seichteren Wasser.
Einige Älteren suchten sich schattige Plätzchen unter den Buchen, während andere auf dem hölzernen Steg saßen und die Füße im kühlen Wasser baumeln ließen und die Wärme der Sonne genossen.
Laute Sommermusik spielte aus ihren mitgebrachten Boxen.

"Wer möchte ein Stück Kuchen?" rief Talia in die Runde und hielt mehrere Pappteller in den Händen.

Augenblicklich stoppten die Kinder ihre aktuelle Aktivität und kamen auf den großen Picknicktisch zugestürmt.

"Diese Kids sind ja eine wahre Naturgewalt. Da kann man ja Angst bekommen." kommentierte Peter als er sich sein Stück Kuchen abholte und demonstrativ zitterte er mit den Schultern.

Mit einer klitschnassen Badehose setzte sich Derek auf einen der Sonnenstühle und bemerkte kaum, das Wasser von seinen nassen Haaren auf seinen Kuchen tropfte.

Ahnungslos aß er seinen geliebtes Gebäck, ohne zu bemerken dass sich seine zwei ältesten Bruder mit einer Sahnetorte in den Händen an ihn anschlichen. Erst als sie direkt hinter ihm standen, nahm er sie wahr. Doch da war es schon zu spät. Mit einem nassen Platsch landete der volle Teller in seinem Gesicht und der Großteil dessen Inhalts blieb auch dort kleben. Perplex blinzelte er einige Male, ehe er aufsprang und seinen Brüdern hinterher jagte. Als Cora ihren Zwilling erblickte brach sie in schallenden Gelächter aus und bekam selbst im selben Moment von Laura eine Sahnetorte ins Gesicht. Derek musste über das Entgeisterte Gesicht seiner Schwester lachen, schnappte sich eine andere Sahnetorte vom Tisch und warf sie auf seinen Bruder. Sie flog ihm in den Nacken und angewidert zog er die Schultern hoch.

"Das wirst du bereuen." lachend schnappte er sich erneut was vom Tisch und entfesselte damit eine wahre Essensschlacht.
Sie wechselten bald von Essen zu Wasserbomben und führten ihren kleinen Krieg über den Strand und im See fort.
Vollgeschmiert mit Sahne und Kuchen wurden Derek und Cora an Händen und Füßen gepackt und Richtung See getragen.

"Es wird Zeit für ein kleines Bad."

Mit Schwung wurden sie in den See befördert. Doch lange hielt sie das kühle Nass nicht auf. Sie schnappten sich zwei der Wasserpistolen, sprinteten zu dem Steg auf dem ihre Eltern saßen und spritzten sie mit dem Wasser nass. Gutgelaunt vergingen die Stunden des Nachmittags wie im Flug.

Am Abend saßen sie am Lagerfeuer in engem Kreise der Familie beisammen. Gemütlich unterhielten sie sich in kleinen Gruppen und grillten Marshmallows und Würstchen über dem offenen Feuer. Sein Onkel spielte leise auf einer Gitarre. Die Sterne funkelten am klaren Nachthimmel und Zikaden zirpten friedlich vor sich hin und begleiteten die harmonischen Töne der Gitarre.

Derek saß ein wenig Abseits und genoß die Atmosphäre. Er liebte es mit seiner Familie am Lagerfeuer zu sitzen und ihnen bei ihren Geschichten zu lauschen.
Er ließ seinen Blick gen Himmel wandern und beobachtete die Sterne und den fast vollen Mond.

Bald würde der Mond voll am Himmel stehen. Er wusste zwar nicht was es war, aber aus irgendeinem Grund fühlte er sich zu jedem Vollmond stärker und größer. Und noch ein Gefühl machte sich in jeden Monat in seinem Körper breit. Ein Gefühl nach einer Art Wildheit, die er nicht genau beschreiben konnte. Er wusste nicht was es zu bedeuten hatte, und genau das jagte ihm immer wieder eine Heidenangst ein. Für's erste jedoch, ignorierte er diese Tatsache und bewunderte weiter den stillen Nachthimmel.


Im Leben eines WerwolfsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt