Teil 19

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"Wir sind wieder da!" rief Laura zur Begrüßung in ihre Wohnung und hielt drei riesige Pizzakartons in den Händen. Cora hinter ihr trug mehrere große Flaschen Softdrinks.

"Derek? Wir sind wieder da!" rief sie erneut, doch auch diesmal erhielt sie keine Antwort. 

"Vielleicht hört er wieder Musik." mutmaßte Cora und steuerte Richtung Küche. 

"Das kann sein." Laura brachte die Pizzen in das Wohnzimmer und wollte dann zu Cora in die Küche um ihr mit dem Geschirr zu helfen, als ihr Blick auf ihren Schreibtisch fiel. Tiefe Krallenspuren zogen sich durch das helle Eichenholz und Holzsplitter lagen über den gesamten Boden verteilt. Der geöffnete Bildschirm war komplett zersprungen und wies ebenfalls tiefe Dellen auf. Vorsichtig berührte sie den Rand des Bildschirms und das Glas knirschte protestierend auf. Blätter lagen kreuz und quer verstreut und der Stuhl war nach hinten gekippt.

"Wie lang ist es her das ich meine letzte Pizza hatte?" schwärmte Cora als sie den Raum betrat, blieb jedoch abrupt stehen als sie den verwüsteten Arbeitsplatz entdeckte. 

"Was ist passiert?" fragte sie erstaunt nach. 

"Ich weiß es nicht." gab Laura völlig überrumpelt zu. 

"Ich glaube das weißt du ganz genau." ertönte plötzlich Dereks tiefe bedrohliche Stimme aus dem Schatten heraus und mit glühenden Augen ging er auf seine Schwester zu. 

"Derek deine Augen. Sie sind Rot!" rief Laura erschrocken auf, doch Derek ging nicht darauf ein. Ihm war es im Moment egal ob seine Augen rot, gelb oder blau leuchteten. Er wollte nur eins. Laura zur Rede stellen.

"Ich weiß was du getan hast." er knurrte die Worte förmlich und baute sich immer weiter vor seiner Schwester auf. Erschrocken wich sie zurück und versuchte ihm auszuweichen, doch er fixierte sie mit seinem Blick, hielt sie damit förmlich an Ort und Stelle.

"Derek, bitte beruhige dich. Du musst ruhig bleiben. Ich kann das alles erklären aber bitte, bleib ruhig. Irgendetwas stimmt mit dir nicht. Du veränderst dich." flehte sie ihn schon fast an, aber auch die Bitte interessierte ihn nicht. Er kochte vor Wut.

"Warum sollte ich? Du bist wohl die allerletzte die mir zu sagen hat was ich tun soll." 

"Derek! Bitte. Irgendetwas stimmt nicht." 

"Ganz genau. Etwas stimmt nicht. Und zwar mit dir."  er stand mittlerweile direkt vor ihr und ohne Grund fing sein Körper an sich zu verwandeln. Doch er verwandelte sich nicht in seinen typischen Wolf, sondern stand nun auf zwei Beinen und überragte seine Schwester plötzlich um Längen. Seine Ohren waren länger und spitzer und er konnte fühlen wie seine Krallen und Zähne schärfer wurden. Seine Kleidung riss scharf unter dem plötzlichen Wachstumsschub und hing in Fetzen von seinem struppigen Fell. Grob packte er Laura an der Kehle und hob sie hoch. 

Seine Stimme war noch tiefer als vorher und klang wie ein bedrohliches Knurren.

"Derek..." flehte Laura mit heiserer Stimme erneut, da sie kaum Luft bekam, doch er ignorierte es erneut.

"Wieso hast du das getan?! Deinetwegen hat Stiles mit mir Schluss gemacht! Deinetwegen hasst er mich. Du hast diese Audiodatein gefälscht um ihn von mir weg zubekommen!" er verstärkte den Griff um Lauras Hals und sie begann zu röcheln. 

"Derek hör auf!" Cora zog ihm unsanft am Arm und riss ihn damit für kurze Zeit aus dieser unbändigen Wut. 

"Misch dich da nicht ein!" keifte er seine Zwillingsschwester an.

"Ich wusste es." 

"Was?!" er dachte er hätte sich verhört. Automatisch ließ er Laura los und ließ sie zu Boden fallen. Cora hielt die Hände nach oben um Derek zu zeigen das sie keine Gefahr darstellte. Sie sprach mit ruhiger Stimme, jedoch war ihr die Angst deutlich anzumerken.

"Ich wusste das sie die Dateien gefälscht hat. Als du mir neulich im Auto erzählt hast das Stiles dir vorgeworfen hätte, du würdest ihn betrügen, wusste ich sofort das etwas nicht passen konnte. Als du dann noch die gefälschte Audio erwähnt hast, wusste ich dass das nur Lauras Werk sein konnte. Deswegen bin ich direkt wieder in die Stadt zurück gefahren. Ich hab sie vor ein paar Monaten dabei beobachten können wie sie alte Filmaufnahmen von dir rausgesucht hat. Ich hab mir aber nichts weiter dabei gedacht. 

Ich wusste nur das sie alles daran setzen wollte, dich daran zu hindern Stiles jemals zu verraten was wir sind. Ich konnte doch nicht ahnen das sie solche Mittel einsetzt.

Ich habe sie am selben Tag noch zur Rede gestellt und sie hat es zugegeben. Sie hat Stiles erpresst und ihm gedroht ihn leiden zu lassen sollte er sich nicht freiwillig von dir fernhalten. Sie hat Paige mit drauf angesetzt um an Fotos zu kommen, die euch beide beim Küssen zeigen sollten. 

Als ich von Laura wieder nach Hause kam, hab ich es Mum erzählt. Sie wollte mit Dad noch am selben Abend zu ihr fahren um sie ebenfalls zur Rede zur Stellen, doch-" sie brach mitten im Satz ab und versuchte die aufkommenden Tränen zu unterdrücken.

Derek wusste sofort wie der Satz hätte weiter gehen sollen: "Doch sie kamen dort nie an. "

Ein unglaublicher Schmerz rollte auf den schwarzen Werwolf ein und droht ihn zu ersticken, doch der Instinkt seines Wolfes trieb den Zorn wieder zurück an die Oberfläche. 

"Das ist alles deine Schuld! Wärst du nicht davon besessen gewesen mich und Stiles auseinander zu bringen, würden Mum und Dad jetzt noch leben! Nur wegen dir sind sie tot! Du bist Schuld!!!" schrie er Laura wutentbrannt an. 

"Ich wollte doch nur.... ich hatte nicht...." stammelte sie panisch vor sich her und hatte vor Entsetzen die Augen weit aufgerissen. 

"Ich sollte dich in Stücke reißen für das was du getan hast! Doch das werde ich nicht tun. Leb mit deinen Taten! Ich werde die jagen die Dank dir in unseren Eltern einen Triumph genießen können. Und ich warne dich, solltest du mir jemals wieder über den Weg laufen, werde ich dich töten." 

"Derek bitte!" verzweifelt rief sie ihrem Bruder hinterher, doch dieser wandte sich bereits ab und sprang vom Balkon aus in die Nacht. Ein herzzerreißendes Jaulen hallte durch die Dunkelheit und verlor sich in den weiten der Straßen.  

Große Tränen brannten in den roten Augen des Werwolfs als er geradewegs auf den Wald zusteuerte. Von der Wut und der Verzweiflung angetrieben preschte er durch das Unterholz und lief Kilometer weit tiefer in den Wald hinein. Er rannte bis ihm die Lungen brannten und seine Muskeln vor Erschöpfung anfingen zu lahmen. Keuchend und weinend brach er zusammen und verwandelte sich wieder zurück.

Er versuchte zu begreifen was gerade passiert war. Was war der Grund das sein Leben so aus den Fugen geriet? Jetzt hatte er nicht nur seinen Freund und seine Eltern verloren, sondern auch seine Familie. Der Verrat seiner beiden Schwestern brannte in seinem Herzen, wobei der größte Anteil Laura entgegen kam. Für ihn gab es nichts mehr das ihn in Beacon Hills hielt. Er hatte alles verloren was ihm etwas bedeutete, in solch einer kurzen Zeit dass er beinahe den Verstand verlor. Er beschloss die Stadt ein für alle Mal zu verlassen und sein Leben hinter sich zu bringen. 

Von nun an machte er sich auf die Suche nach den Mördern seiner Eltern und stellte sein neues Leben in Zeichen seines Wesens dar. Er ließ seine menschliche Seele zurück und verließ sich nur noch auf seine animalische. 

Er hörte die verzweifelten Rufe seines Rudels, das versuchte ihr Mitglied wieder zu finden, doch Derek antwortete nicht darauf, sondern stand einfach auf und lief weiter. 

Im Leben eines WerwolfsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt