Er kam mit seiner Suche nur sehr mühselig und schleppend voran. Die Jahreszeiten flogen an ihm vorbei und den Großteil seiner Zeit verbrachte er als Wolf. Immer mal wieder lebte er mehrere Monate am Stück in seiner tierischen Lebensform und hielt sich die meiste Zeit über im Yellowstone Nationalpark auf. Aber auch im weiten Alaska und Kanada fand er zeitweise ein Zuhause. Die Monate die er als Mensch befristete, verbrachte er mit Recherche und Informationsbeschaffung.
Kurze Zeit spielte er sogar mit dem Gedanken seinen Highschoolabschluss nach zu machen, doch schnell verwarf er den Gedanken wieder. Für ihn gab es wichtigere Dinge zu klären.
Wie sich über die Zeit rausstellte fand Derek doch keinen Weg mit dem Verlust seiner Eltern oder seiner Familie klar zu kommen. Er versuchte es so gut es ging zu verarbeiten, aber der Verrat seiner Schwester hatte ihn bis ins Mark geprägt. Er sprach mit Menschen nur das nötigste, hielt sich anderweitig abseits auf und ging immer grober mit ihnen um. Er untergrub eine ungesunde Portion an Wut, Verzweiflung, Frust und Einsamkeit in seinem Unterbewusstsein und war sich dessen nicht einmal bewusst.
Genau wie er, waren auch seine gesuchten Jäger ständig in Bewegung und waren nie länger als ein paar Wochen an einem Ort. Jedesmal wenn er dachte er hätte sie erwischt, waren sie wieder fort.
Einige Wochen nachdem er Beacon Hills hinter sich gelassen hatte, war er schweren Herzens zum Unfallort zurück gekehrt um den Ort drum herum eingehend zu untersuchen.
Allerdings verstanden die Jäger ihr Werk und so fand er nicht mehr als stückhafte Fußabdrücke, ihren Geruch und zwei leere Patronenhülsen die einem Scharfschützengewehr zugehörig schienen.
Auf jeder Hülse wurde das Jagdwappen eingraviert und schimmerten damals im sanften Tau golden auf. Es zeigte einen Adler der von zwei Schwertern durchkreuzt wurde.
Gerade streifte er wieder als Wolf durch die Landschaft und gönnte sich ein wenig Ruhe von der ständigen Hektik der Großstadt und Zivilisation. Er trug einen kleinen Beutel bei sich den er in einer kleinen Felsennische versteckte, für den Fall das er sich verwandeln musste und Klamotten zum anziehen benötigte. Seine Wertsachen lagerte er immer in der nächstgelegenen Stadt in einem Bankschließfach, denn mehr als seinen Personalausweis, seinen Führerschein und eine Bankkarte brauchte er nicht. Dinge, die er als Wolf nicht benötigte. Befreiend wie er fand.
Er hatte die Suche vorerst auf Eis gelegt und erkundete lieber die weiten des Yukons.
Er kam gerade von der Jagd und machte es sich unter einer grünen Tanne bequem. Die abgefallenen Nadeln bildeten ein weiches Bett im kühlen Schnee und satt rollte er sich zusammen und schloss die Augen.
Seine wohlverdiente Ruhe wurde vehement zerstört als etwas am Rande seiner Lichtung, ständig Stöcke unter seinen Pfoten knacken ließ. Genervt zuckte er mit den Ohren und öffnete eines seiner Augen. Ungeschickt zwischen Farnen versteckt, kauerte eine junge Wölfin und beobachtete den schwarzen Wolf mit großen Augen und wedelndem Schwanz. Sie konnte nicht älter als ein Jahr sein. Ächtlich schnaubte er auf und schloss wieder die Augen. Er konnte hören wie die braune Wölfin versuchte sich mehr oder weniger elegant an ihn anzuschleichen. Äste knackten immer wieder laut auf, ihre Pfoten knirschten im Schnee und ihr Atem ging viel zu laut. Er machte sich einen Spaß draus und tat so als würde er sie nicht bemerken. Erst als die Wölfin kurz vor ihm stand, hob er seinen Kopf von den Pfoten und schnaubte ihr ins Gesicht.
Erschrocken sprang sie einen guten Meter in die Höhe und gab ein erstauntes Quieken von sich. Belustigung blitzte in seinen roten Augen auf. Der Wind strich der braun weißen Wölfin durch das Fell und trug ihren waldigen Geruch in Dereks Richtung. Neugierig schnupperte er und musste stutzen.
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Im Leben eines Werwolfs
FanfictionWie verrückt kann das Leben eines Werwolfes werden, wenn er versucht seine animalische und menschliche Seite unter einem Hut zu bekommen? Für Derek war diese Frage nie ein Thema. Er hat es immer mit Leichtigkeit geschafft, seine beiden Seiten gleic...