5| Springsattel statts Dressursattel

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Am nächsten Tag war es zum Glück wärmer geworden. Der Tag gestern war noch schön gewesen. Nach dem Cafébesuch waren Finn und ich noch im Park gewesen und haben über belangloses geredet. Und heute war es soweit, das ich mal wieder in den Springsattel stieg.

"In 10 Minuten bist du unten, sonst musst du sehen, wie du in den Stall kommst.", rief meine Mum von unten.

"Jaha.", murmelte ich zu mir selbst und zog eine wärmere Jacke aus dem Schrank.

Schnell zog ich diese über, schnappte mir mein Handy und lief die Treppe nach unten. Im Flur stand meine Mum und wartete schon ungeduldig.

"Hast du es endlich auch mal geschafft.", meinte meine Mum genervt und ging aus der Tür.

Ich antwortete darauf nix, schnappte mir meinen Rucksack und schlüpfte in meine Stallschuhe.

"Tschüss Dad.", verabschiedete ich mich von ihm und zog die Tür hinter mir zu.

In letzter Sekunde setzte ich mich noch ins Auto, bevor meine Mum losfuhr. Warum auch immer sie heute so schlecht gelaunt war wusste ich nicht. Nachfragen wollte ich aber auch nicht. Als meine Mum mich am Stall absetzte bedankte ich mich und betrat dann die Anlage. Mein erster Weg führte zu den großflächigen Weiden, auf denen die Pferde bis zum Abend standen. Im Winter standen sie dann, meist zu zweit oder dritt, auf einem Sandpaddock. Whiskey tobte mit seinen drei anderen vierbeinigen Freunden über die Weide und Night, die zwei Weiden weg stand, graste gemütlich während die zwei jüngeren Stuten über die Weide fetzten. Ich suchte die Weiden nach Finn's Pferd und fand ihn gegenüber von Night's Weide. Sogleich steuerte ich die Weide an, schnappte mir einen der Stricke vor der Weide und betrat die Weide. Die vier Pferde hoben ihre Köpfe und kamen fröhlich auf mich zugetrabt.

"So, ich muss jetzt leider den Shadow entführen.", lachte ich und hakte den Strick ins Halfter ein.

Kurz strich ich ihm über den Hals und führte ihn von der Weide raus. Als ich wieder den großen Hof betrat, um den Fuchs von Finn in die Box zu bringen, entdeckte ich Finns Auto und lächelte. Viel war auf dem Hof noch nicht los, aber umso besser.

"Hey.", erklang Finns Stimme hinter mir, da ich gerade dabei war Shadow am Putzplatz anzubinden.

"Könntest du mich bitte nicht immer erschrecken?", fragte ich lachend und drehte mich um.

"Vielleicht.", antwortete mir der Braunhaarige und schaute mir direkt in die Augen, als suche er darin etwas.

"Ist dein Vater ein Dieb? Denn er hat die Sterne vom Himmel gestohlen und in deine Augen getan.", kam nach fünf Sekunden auch schon ein Anmachspruch.

"Witzig Finn.", meinte ich lachend und schaute ihn lächelnd an.

"Bereit?", fragend schaute er mich an.

"Ja.", erwiderte ich da ich wieder hypnotisiert von seinen Augen war, die durch seine Brille noch größer wirkten.

"Du machst dich jetzt in Ruhe fertig und ich mache Shadow bereit.", sagte Finn und ich nickte.

Somit verschwand ich in den Spinderaum und schloss den Spind auf. Daraus kramte ich einen meiner Reithelme, meine Sporen und meine Reitstiefel. Meine Stallschuhe tauschte ich gegen meine Reitstiefel und mein Zopf wurde nach unten gebunden damit mein Helm passte. Die Sporen befestigte ich an meinen Stiefel und verließ den Raum Richtung Putzplatz.

"Und aufgeregt?", wollte Finn wissen und drückte mir die Zügel seines Pferdes in die Hand.

"Ein bisschen ja schon.", erklärte ich ihm und lächelte.

"Keine Angst wir machen alles Step by Step.", beruhigte er mich und ich folgte ihm zum Springplatz.

Dort angekommen gab mir Finn schon bei Warmreiten Tipps um mir die Angst zu nehmen. Wir fingen mit Cavalettis und kleinen Kreuzen an und später auch kleine Steilsprünge. Shadow gab mir die nötige Sicherheit, die ich nach meinem Unfall nicht mehr vorhanden war. Finn war eine der größten Hilfen dabei ohne Angst über die Hindernisse zu fliegen. Nach einer Stunde waren wir einen Parcours auf A-Niveau gesprungen und ich schlang dem Fuchs unter mir die Arme um den Hals, als Dank.

"Das sah ja sehr gut aus.", lobte mich Finn und tätschelte seinem Pferd den Hals.

"Danke.", grinste ich über beide Ohren.

"Ob man nicht da mal ein Turnier nennen kann?", kam gleich die Frage von Finn.

"Ich weiß es noch nicht.", antwortete ich ihm skeptisch und schaute ihn an.

"Also für ein E-Springen bist du perfekt vorbereitet.", meinte Finn und lächelte mich an.

Ich stieg von seinem Pferd ab und umarmte ihn als Dank sein Pferd reiten zu dürfen.

"Wofür war das denn jetzt?", fragte der Braunhaarige verschmitzt.

"Nur so.", lachte ich und schnappte mir die Zügel seines Pferdes um den Fuchs vom Platz wieder an den Putzplatz zu führen.

"Das glaube ich dir nicht.", witzelte Finn und folgte mir auf Schritt und Tritt.

"Du hast es erfasst.", warf ich noch ein.

Zusammen sattelten wir Finns Pferd ab und stellten ihn wieder auf die Weide. Dafür holten wir meine Zwei rein und machten sie für einen kleinen gemütlich Ausritt bereit. Langsam kamen auch immer mehr Leute auf den Hof, da die meisten Arbeitsschluss hatten und es langsam kühler geworden ist, nachdem es heute schon wieder 29 Grad waren. Ich schmiss meinem Wallach gerade den Sattel über als ich plötzlich etwas nasses in meinem Nacken spürte.

"Finn!", wütend drehte ich mich um und entdeckte einen grinsenden Finn mit seiner Wasserflasche in der Hand.

"Was ist denn?", wollte er scheinheilig wissen.

"Das war jetzt gerade nicht dein Ernst?!", knurrte ich und kam ihm gefährlich nah.

Meinen Zeigefinger bohrte ich in seine Brust, aber ich wusste genau, dass es ihm im geringsten stört.

"Eine kühle Dusche.", grinste er nur und schenkte mir ein strahlendes Lächeln.

"Dankeschön.", bedankte ich mich bei ihm für die kleine Dusche und wandte mich wieder meinem Pferd zu.

Nach einer weiteren viertel Stunde waren wir nun unterwegs um meine gewohnte Ausreitrunde zu gehen. Es war richtig angenehm mit Finn auszureiten, da er nie unnötige Fragen stellte. Also fast nie. Es gab schon unnötige Fragen, aber die beantwortete ich mit einem Hauch von Ironie. Auf diesem Ausritt lernten wir uns noch besser kennen und beschlossen öfters mal über uns zu reden. Dazu führten wir ein jeden Abend dem anderen 10 Fakten über sich selbst zu schicken. Nachdem wir wieder auf dem Hof ankamen, Versorgten wir meine Pferde und stellten sie in die Boxen. Finn half mir noch alles wegzuräumen und wir holten noch sein Pferd von der Weide und stellten den Kleinen in seine Box.

"Ich nehm dich wieder mit.", sagte Finn und ich folgte ihm wieder zu seinem Auto.

Wieder Gentleman-Like hielt er mir die Tür auf und ich stieg ein. Die Fahrt dauerte nicht lange. Ich schaute die Zeit nach Hause aus dem Fenster und sang die Lieder im Radio mit. Als Finn vor meinem Haus hielt stoppte er mich kurz.

"Du singst toll.", unterbrach er die Stille, da ich ihn fragend anschaute.

"Ehm, danke.", kam als Dank von mir und ich wurde leicht rot.

"Nicht zu danken. Bis morgen.", erwidert Finn und ich schloss die Autotür.

FINNtastischWo Geschichten leben. Entdecke jetzt