7. DER ANGRIFF

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Tay liess mich los und ging auf die Geräuschquelle zu. Misstrauisch beäugte er die Umgebung. Er wandte sich zu mir um und sagte streng: «Du rührst dich nicht vom Fleck ok? Mit mir kann dir gar nichts passieren.» Da ich noch immer etwas verschreckt war und ich nicht wollte, dass er das merkte, nickte ich nur. Es gab ein reissendes Geräusch und aus Tay der Mensch wurde Tay der Wolf. Mit grossen Sätzen sprang Tay in den Wald. Kurz darauf hörte ich ein schmerzhaftes Jaulen. «Tay?» Keine Antwort. Angstvoll rappelte ich mich auf und lief in die Richtung, in die Tay verschwunden war. Da Tay als Wolf viel massiger war und eine grosse Bresche in das Dickicht geschlagen hatte, konnte ich ihm problemlos folgen. Wenige Sekunden später sah ich ein dunkles Fellbündel am Boden liegen. «Tay!» Blindlings stürzte ich auf ihn zu. Plötzlich wurde ich hinten an meiner Jacke gepackt und zurückgerissen. Auf meiner Schulter war eine helle Hand mit giftblauen, langen Fingernägeln. Panisch wollte ich mich losreissen, aber diese Hand hatte zu viel Kraft. Ich hörte ein schwaches, wütendes Knurren und wusste, dass Tay gerade diese Person hinter mir anknurrte. Auf einmal war die Hand verschwunden. Hinter mir war ein Reissen und Quietschen zu hören. Doch dafür war ich taub. Mein einziges Interesse galt Tay. So schnell ich in diesem unwegsamen Gelände konnte, rannte ich zu ihm. Er winselte leise. Ohne mich darum zu kümmern, dass ich weisse Jeans anhatte, liess ich mich auf die Knie sinken. Vorsichtig, um ihm nicht weh zu tun, nahm ich seinen Kopf und legte ihn auf meine Knie. Beruhigend strich ich ihm über den Kopf. So, wie wenn man einen Hund krault. Er leckte mir die Hand. Langsam strich ich ihm über die Flanken. Als ich bei seinen Rippen ankam, winselte er leise. «Sorry ich wollte dir nicht weh tun.» Meine Hand wanderte über seine Vorder- und Hinterbeine. Beim rechten Hinterlauf jaulte er so schmerzhaft auf, dass ich zurückzuckte. In diesem Moment fiel ein riesiger Schatten auf mich. Erschrocken wirbelte mein Oberkörper herum. Sofort bereute ich es, da ein stechender Schmerz mir den Körper entlangjagte. Ich verzog das Gesicht. Aber es war nur der Junge, der Tay angeschrien hatte. Trotzdem blickte ich ihn unwirsch an. Er liess sich auf die Fussballen nieder und sprach leise mit Tay. Tay nickte und begann zu zittern. Da ich ahnte, was jetzt kam wich ich zurück und wandte ihm den Rücken zu. Sekunden später waren ein leiser Plumps zu hören und ein schmerzhaftes Stöhnen. «Du kannst dich wieder umdrehen.» Ich schüttelte den Kopf. «Wenn er nackt ist, drehe ich mich sicher nicht um! Das ist für beide Seiten einfach nur peinlich!», entrüstete ich mich. Der unbekannte Junge seufzte. «Hol aus seinem Auto die Decke.» Ich nickte, ohne mich umzusehen und rannte los. Als ich auf dem Rückweg war, senkte ich den Kopf und lief nur soweit, bis ich spürte, dass der unbekannte Junge zu mir trat und mir die Decke abnahm. «Amy, es ist okay», sagte Tay nach einer Weile leise. Ich hob den Kopf. Tay lag auf der Seite und atmete flach. Besorgt trat ich näher. Da ich ihm nicht wehtun wollte, ging ich vorsichtig vor ihm in die Knie. Er lächelte mich gequält an. Er sah, dass ich fragend zu dem Jungen blickte. «Amy, dass ist Jacy. Jacy, das ist Amy.» Ich nickte und wandte mich wieder Tay zu. Unruhig schaute Jacy hinter sich und sagte drängend: «Wir müssen hier weg! Meinst du, du kannst gehen?» Tay schüttelte stumm den Kopf, versuchte es aber dennoch. Vor Schmerz biss er die Zähne zusammen. Fragend blickte Jacy mich an. »Was?" «Kannst du Autofahren?» Stumm nickte ich. «Dann hol seinen Jeep. Wir können ihn dann abtransportieren.» Tay fluchte. «Scheisse! Mein Schlüssel liegt beim Wasserfall. Bei den Kleiderfetzen müsste er liegen.» Wortlos eilte ich davon. Beim Wasserfall stolperte ich über ein Bruchstück eines Turnschuhs. Vermutlich der linke. Da mein Fuss hängengeblieben war, fiel ich auf den Boden. Um mich nicht zu verletzen, fing ich mich mit den Händen ab. Ich landete mit meiner rechten Hand auf etwas Hartem, dass sich nicht nach Holz anfühlte. Als ich die Hand wegzog, lag darunter Tays Autoschlüssel. Froh, dass Tay nicht lange dort liegen musste, eilte ich zu seinem Jeep. Wieder sprang der Jeep röhrend an. Doch dieses Mal erschrak ich nicht, da ich ja gewusst hatte, dass Tays Transporter laut war.

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Hallo zusammen :-)

Ich hoffe, dieses Kapitel war nicht gar arg verwirrend, da sich ja die Handlung in diesem Kapitel recht schnell aufbauscht und wieder halbwegs beruhigt.

Ich freue mich über jeden Kommentar.

Alles liebe

Moon

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