Bei Vollmond (langsame Updates)

14. AUFREGUNG

Wenige Tage nach dieser Begebenheit, entdeckte ich an einer Liftfasssäule der Schule ein Plakat.

Sommerparty

Am 4. Juli findet im öffentlichen Garten eine Sommerparty statt. Zugelassen sind alle ab der 1. Oberstufe

Beginn: 19 Uhr 00

Kleiderordnung: edel

Mitbringen: Gute Laune und Partystimmung

bis bald eure Klasse 4c

Irgendwie wurde ich neugierig. Ich blickte mich nach Tay um, doch alles was ich sah, war eine blonde Haarmähne, die um eine Ecke verschwand. Etwas verunsichert lief ich zu Tay. Als ich ihm von der Gartenparty erzählte, fragte er: «Was willst du mir damit sagen?» «Na ja, dass ich gerne mit dir dahin gehen würde. Ich meine natürlich nur, wenn du willst.», beeilte ich mich zu sagen, damit er nicht das Gefühl hätte, er müsse mitkommen.

«Ist irgendetwas nicht in Ordnung? Du bist auf einmal so blass.» «Nein, nein, alles okay. Ich habe nur vorhin eine Haarmähne um die Ecke wischen sehen, als ich mich nach dir umsah.» «Wo?» «Dort drüben, bei der Liftfasssäule. Ich bin zwar nicht sicher, aber ich glaube, es war Nada. Sie sah vielleicht, dass ich das Plakat las und hat spioniert.» Tay schaute bedenklich drein, nahm mich bei der Hand und strebte Jacy zu. «Jacy», flüsterte er leise und eindringlich, »ich muss mit dir reden.» Erstaunt wandte sich Jacy um. »Was ist denn los? Du schaust drein, als ob man deiner Freundin eine Ringelnatter in den Schulsack gesteckt hätte!» «Das ist nicht lustig! Es ist wichtig. Können wir an einem ungestörten Ort reden?» Er verstand und nickte. Gemeinsam gingen sie zu einem kleinen, verfallenen Gemäuer, das in einer Ecke des Schulareals stand. Jacy zog einen uralten Schlüssel, der schon an einigen Stellen rostete, aus seiner Gesässtasche und sperrte das widerspenstige Schloss auf. Schnell schob mich Tay über die Schwelle. Drinnen sah es sehr gemütlich aus. Ein abgescheuerter Teppich lag am Boden und bedeckte beinahe den ganzen Fussboden. An der Längsseite stand ein kuscheliges, leicht abgewetztes Sofa. In der hinteren Ecke stand ein grosser Eichentisch mit einigen Stühlen darum. Auf einem kleinen Regal lagen Bücher, Stifte, Blätter herum und in einer Nische war ein kleiner Kühlschrank zwischen Wand und Regal gequetscht worden. Tay bedeutete mir, dass ich mich setzen solle. Ich suchte mir die bequemste Ecke aus und landete auf dem Sofa. Tay und Jacy setzen sich an den Tisch und besprachen sich mit ernsten Mienen. Tay wurde ab und zu laut, weil er sich aufregte. Sie kamen zu dem Schluss, dass weder sie die Polizei vor meine Tür setzen, noch Tay die ganze Zeit bei mir bleiben konnte. Das machte Tay rasend. Er machte sich Sorgen, dass ich diese paar Stunden nicht überleben konnte. Aber hey halloo. Ich bin doch kein Baby. Ich konnte sehr wohl einige Stunden auf mich aufpassen. Tay schaute mich immer wieder besorgt an. Ich wurde immer nervöser. Schliesslich kamen sie zu dem Schluss, dass entweder Tay oder ein anderes Rudelmitglied in Rufnähe sein sollten. Ein wenig entnervt blickte ich auf die Winzuhr, die an der Wand hing. Ich erschrak. Es war viertel nach zehn! Die Pause aber endete zehn vor zehn! »Hey Leute, wir müssen uns beeilen, wir kommen zu spät.» Beide sprangen fluchend auf. Tay raste förmlich zu mir, packte mich sanft und hob mich auf seine Arme. Ich protestierte, doch es war sinnlos.

Tay rannte über das Gelände und die Gänge entlang und bremste etwas unsanft vor der Mädchenumkleide. »Zieh dich rasch um, ich erkläre es Jacinto. Er wird es verstehen.» «Warum?» «Weil», er lächelte sanft, »er ebenso ein riesiger Wolf ist wie ich.» Das war ja eine Neuigkeit, mein Sportlehrer war ein Werwolf. Das erklärte sein Aussehen völlig. Und natürlich seine Liebe zum Sport. Schnell schlüpfte ich in die Umkleide. In rasender Eile schlüpfte ich in mein Turntop und meine engen Sportleggins. Ich rannte die Stufen hoch und bog um die Ecke. Genau in diesem Augenblick ging eine Tür auf und eine blasse Hand packte mich.