10. EIN FREUND UND SCHULE - GEHT DAS?

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Am nächsten Tag war ich vollkommen erledigt. Ich war erst um halb elf Uhr zuhause. Meine Grandma hatte mich ein wenig frostig empfangen. Aber als sie hörte, dass es wegen Tay war lächelte sie nur verschmitzt und verschwand wieder im Wohnzimmer, nachdem ich ihr versprochen hatte, unverzüglich ins Bett zu gehen. Am Morgen war ich etwas erstaunt, dass Tay am Gatter von Grandmas Umzäunung des Gartens stand und auf mich wartete. Er sah noch immer ein wenig blass und kränklich aus, ging aber schon wieder relativ aufrecht. «Heilen auch Knochenbrüche so schnell?», fragte ich neugierig. Er lachte und schüttelte den Kopf. Erst als ich das Türchen öffnete sah ich, dass er sich auf Krücken gestützt hatte und so auf mich gewartet hatte. Er beugte sich zu mir herunter und küsste mich. «Gut geschlafen Kleines?» Ich prustete gespielt empört die Backen auf. «Klein? Ich bin nicht klein!» Er lächelte liebevoll und meinte: «Aus meiner Sicht ist jeder klein, ausser die Leute die im Rudel sind.» Mit dieser Sicht konnte er sich retten. «Du hast Glück! Ich habe meinen milden Tag» «Halleluja.», meinte er grinsend. «Wie bist du dann drauf, wenn du ungnädig bist?» «Noch schlimmer.» «Geht das?» Als Antwort knuffte ich ihn in die Rippen. Er schnappte nach Luft. «Sorry ich ...» «Schon gut.», unterbrach er mich. «Hey ich habe etwas für dich. Eine Halskette.» Sanft legte er mir eine kleine Kette um den Hals. Es war ein kleiner Wolf mit einem seltsamen blauviolettdunkelgrünem Stein als Auge aus Holz an einem Silberkettchen. «Es wird dich beschützen.»

Gemeinsam gingen wir in die Schule. Als ich seine Tür öffnete und die Krücken in Empfang nahm, starrte der ganze Schulhof. Aber als ich Tay in die Arme schloss und kurz stützte, brach ein orkanmässiger Tumult los. Jacy pfiff so laut, dass man es bis zu uns hören konnte. Wie unglaublich peinlich. Bevor aber auch nur irgendjemand einen Spruch machen konnte, ratschte die Glocke und wir mussten uns beeilen, pünktlich in den Unterricht zu kommen. Tay konnte nicht so schnell wie gewohnt. Automatisch passte ich meinem Schritt dem seinen an. Er lächelte und meinte: «Du bekommst so noch Ärger, wenn du zu spät kommst.» «Glaub ich nicht, Donna Sopportare ist ja ganz easy. Wir bekommen ganz sicher keinen Anschiss.» Doch weit gefehlt! Kaum betraten wir das Klassenzimmer, wurden wir etwas streng angesprochen: «Los auf Ihre Plätze. Wir sprechen über Ihre Strafe nach der Stunde. Wir wollen nun mit dem Unterricht beginnen.» Tay sah mich an und sagte leise: «Ach, wir bekommen keine Strafe? Wie war das noch mal Amy?» Er grinste mich an. Als die Stunde zu Ende war, (ich bekam nie mit, um was es gegangen war, da ich in Italienisch eine Niete war) winkte uns Donna Sopportare an ihr Pult. «Sie werden Ihre Strafen am Mittwochnachmittag erledigen. Sie werden dem Hausmeister Flinnt helfen, das Schulareal zu säubern. Sie können gehen. Ach und Tay, vergessen Sie heute Ihre Aufgaben nicht. Bis morgen!» Mit leichenbitterer Miene gingen wir aus dem Unterricht. Mit Flinnt das Areal aufräumen!

Schlimmer konnte der Tag nicht werden. Obwohl doch, denn Jacy kam auf uns zugeschritten, mit einem so breiten Grinsen, als hätte er erfahren, er hätte zur gleichen Zeit seiner Entjungferung die Rocky Mountens bestiegen (natürlich ohne Atemmaske). «Na ihr Turteltäubchen? Wart ihr auch brav heute Nacht?» Tay verzog keine Miene und meine: «Sogar sehr brav» «Tay!» entrüstete ich mich. Er hatte zwar streng genommen nichts Zweideutiges gesagt, jedoch war ich mir sicher, ein etwas anzüglichen Unterton gehört zu haben. «Was?», fragte er mit Unschuldsmiene.

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