Kapitel 90

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Dragonlight P. o. V.

Oh Teufel, endlich aus diesen grässlichen Klamotten raus. Das Kleid war ja wohl der schlimmste Kleidungsstil den ich je getragen habe! Da war selbst das Kleid von der Hochzeit meiner Schwester Luxus gegen. Aber gut, ich bin raus, dass Kleid in der nächsten Mülltonne, also ist es nicht mehr mein Problem. Noch während ich mir meine neuen Sachen aus meinem Büro schnappe, und anziehe überlege ich, was ich jetzt machen soll. Ich meine, nur mit einer schwarzen Leggins, festen, hohen Schuhen, einem Sport-BH mit einem bauchfreien Hoodie und einer Lederjacke, sowie dunklem Lidschatten und schwarzem Lippenstift ist der Schaden nicht behoben. Sie haben mich erstens in einem mehr als nur unangebrachtem Zustand gesehen, haben gesehen, wie schwach und zugrichtet ich mich in Zayns Armen ausgeheult habe, haben noch dazu meine echten Haare gesehen, und mitbekommen, dass Zayn und Liam mir wichtig sind. Wo wir doch gerade beim Thema Liam sind. Wo ist der Idiot eigentlich? Ich muss mit dem noch ein ernstes Gespräch führen. Immerhin hat der Esel mich bei Jin verraten! Moment mal, wo ist der jetzt eigentlich hin? Verwirrt schminke ich mir noch gerade meine Lippen im Dragonlight-Style und betrachte mich nach dem Vorfall das erste mal wieder im Spiegel.

Meine Augen sind matt, leer und ausdrucksloser als sonst. Meine Wange ist noch Blau und auch ohne meine Sachen wieder anheben zu müssen weiß ich, dass mein Körper dran glauben musste. Die Schnitte und den Streifschuss kann ich immer noch spüren und bin froh, meine Haut gerade nicht weiter als nötig freigelassen zu haben. Immerhin muss ich mein Abenteuer ja nicht direkt in die Welt posaunen, wobei ich mir sicher bin, dass es mittlerweile die ganze Mafia weiß. Egal, ändern kann ich es eh nicht mehr!

Nach langem hin du her entscheide ich mich schließlich dazu, meine Haare nur einmal durchzukämmen und sie mir dann anschließend in einem hohen Zopf nach hinten zu binden. Falls es zum Kampf kommen sollte, warum auch immer, will ich nicht meine Haare im Sichtfeld haben. Einigermaßen zufrieden mit meinem Aussehen gehe ich nun das erste Mal ohne rote Haare und mein Markenzeichen, meine Maske, aus meinem Büro und direkt in die Arme von John, welcher mich sofort verwirrt ansieht. Na super! Erkennt der seine eigene Chefin nicht, nur, weil ich andere Haare und keine Maske trage? Genervt von seinem Glotzen seufze ich einmal auf und schnippe mit meinem Finger vor seinem Gesicht, um ihn aus seiner Trance zu reißen. Verwirrt schüttelt er den Kopf und meint dann schließlich, dass ich mal nach unten gehen solle. Um genau zu sein, in den Verhörraum. Warum weiß ich selber nicht, da er es aber auch nicht erwähnt hatte, und auch keine Anstalten macht, weiter zu sprechen, gehe ich einfach mit einem knappen, kalten Nicken an ihm vorbei, wobei mir auffällt, dass er mir trotz meiner Verwandlung ausweicht. Innerlich leicht am grinsen gehe ich zu dem genannten Ort, allerdings wäre ich liebend gerne wieder hochgerannt, und hätte John den Kopf umgedreht. Für das, mit welchem er mich hier gerade konfrontiert.

Hinter der schallgedämpften Scheibe, durch welche man nur von draußen gucken kann, sitzt mein ach so toller Bruder. Doch nicht nur er ist im Raum, nein. Mit ihm im Raum steht niemand anderes als Tom, jedoch ist dies kein nettes Kaffeekränzchen was sie dort veranstalten, eher das genaue Gegenteil. Während Liam auf dem Verhörstuhl sitzt, auf welchem ich alles aus unseren Gästen herausbekommen habe, und wird von Tom angeschrien. Um nicht ahnungslos und weiter nur dumm an der Scheibe zu stehen, drücke ich auf einen Knopf an der Wand, und halte mir sofort die Ohren zu, als ich durch das extrem laute Gebrülle meines Gangmitglieds fast einen Hörschaden erleide. Knurrend drehe ich das Rad neben dem An Schalter und minimiere somit die Lautstärke. Erst jetzt nehme ich die Worte von Tom genau wahr, und hätte ihm am liebsten den Kopf vom Hals geschlagen.

"...ANTWORTE MIR VERDAMMT NOCHMAL!" Scheinbar nicht zum ersten Mal schweigt Liam eisern und drückt sich noch mehr an die Lehne seines Stuhles, wenn dies überhaupt noch möglich ist. "Was hat dieses Mädchen mit dir und Zayn zutun, und wer war der Junge bei ihr! WO wir doch schon bei dem sind; Wo. Ist. Er?!" Jin ist also entkommen. Ich hatte schon bedenken um sein Leben, da ich in meinem damaligen Zustand für nichts garantieren konnte, und meine Worte in ihrem Adrenalinrausch untergegangen wäre. Allerdings macht es das Ganze auch nicht wirklich leichter, da ich mit ihm noch reden muss, immerhin hatte ich nicht mehr die Möglichkeit ihm alles zu erklären, aufgrund meines Zustandes und der mehr oder weniger geglückten Rettungsaktion. "Verreck doch Payne! Geh zu deinen verdreckten Eltern und renn ihnen heulend in die A..." Weiter kam er erst gar nicht, da ich es nicht mehr aushalten konnte. Einmal weil Liam schon Tränen in den Augen hat, und zum anderen, weil niemand, wirklich niemand meine Familie, auch nur annähernd beleidigt. Schon gar nicht meine Eltern! Völlig außer mir schlage ich die Tür mit enormer Wucht auf und bin mir sicher, dass die Wand nun eine Delle hat. Jedoch ist dies mir mehr als nur egal. Er hat einen gewaltigen Fehler begangen. Tom hatte gerade seine Hand zum Schlag gehoben, als er mitten in seiner Bewegung innehielt, und zu mir schielte. Als er mich jedoch sah, wich ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht, und er drehte sich ganz langsam komplett zu mir um, so dass er Liam nun in seinem Rücken hat.

Sein eben noch gehobener Arm sank noch in seiner Drehung, was ich ihm auch ganz stark raten würde, da ich ihn sofort getötet hätte, wenn er auch nur annähernd die Hand gegen mich erhoben hätte. Immerhin bin ich sein Boss, und nicht seine prima Ballerina!

Immer noch bleich im Gesicht wandert sein Blick mit etwas Unglauben über meinen Körper, worüber ich nur die Augen verdrehen kann, da ich heute nicht nur zwei Blicke auf mir gespürt habe. Als er schließlich wieder an meinem Gesicht angekommen ist, schluckt er einmal, und versucht einen vernünftigen Satz aus seinem Mund zu bekommen, stottert jedoch nur irgend nen Schwachsinn vor sich hin, welchen ich beim besten Willen nicht verstanden hätte. Mit einer Ruckartigen Bewegung meiner Hand lasse ich ihn schließlich verstummen, schiele einmal zu meinem Bruder, welcher noch auf seinem Platz sitzt und schluckt, als er meinen Blick auf sich bemerkt. "Ich habe nichts gegen dein Gekreische gehabt, Tom. Einzig und allein habe ich was gegen deine Wortwahl gegenüber der Familie Payne." Ich sah ein weiteres Mal scharf zu Liam herüber, welcher mich verwirrt ansieht. "Liam ist ein Idiot. Ich muss ihn selber noch als Zielscheibe meiner Messer austesten, doch das ist jetzt irrelevant! Komm in den Gemeinschaftsraum, ich muss was sagen." Mit einem letzten Blick auf die beiden Jungs im Raum drehe ich mich mit in die Jackentasche gesteckten Händen um und gehe selbst zu dem genannten Raum.

Eine Maske, ein Name und alles ist anders...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt