16. Kapitel
Zuerst fiel mein Blick auf einen Blumenstrauß, der in einer Vase neben dem Bett meiner Mutter stand. Und es war ganz sicher ein ziemlich treuerer Strauß, da er den Durchmesser von einem Unterarm hatte. Er enthielt zudem noch ziemlich viele Blumen, Gräser, Beeren und auch etwas, das wie Christbaumkugeln aussah. Insgesamt war es ein wirklich schöner Strauß, der etwas Farbe in das Zimmer brachte, was das einzelne Gemälde an der Wand nicht schaffte.
Ich hob meinen Blick etwas und sah in zwei grüne Augen, die in einem Gesicht lagen, welches von braunen Haaren umgeben war. Schon wieder. Harry verfolgte mich wirklich überallhin. Aber ganz ehrlich, hier hatte er absolut nichts zu suchen. Schließlich war das das Krankenhauszimmer meiner kranken Mutter. Meiner Mutter, nicht seiner oder sonst wem aus seiner Familie. Ich drehte mich nach rechts zu meiner Mutter und statt einer Begrüßung entschlüpften mir die Worte: „Was macht der denn hier?“ Die beiden schauten mich komisch verwirrt an. „Wie redest du denn über Harry?“, fragte meine Mutter. „Wie soll ich schon über ihn reden, er verfolgt mich überallhin und jetzt sitzt er hier an deinem Bett, warum? Er gehört hier genauso hin wie ein Elefant, also um das klarzustellen, gar nicht!“ „Gestern hast du aber nicht so über ihn geredete und die Woche davor auch nicht!“ Murmelte meine Mutter empört, dann wendete sie sich an Harry. „Weißt du, sie konnte es gar nicht erwarten dich zu sehen!“ Ich bemerkte, wie ich rot anlief, das musste er doch jetzt wirklich nicht wissen, vor allem grinste er mich jetzt an. Langsam drehte ich mich um, ich wollte nicht, dass die beiden die Tränen des Schams und der Entrüstung sahen, die mir in den Augen standen. „Das nennt man also Vertrauen!“, brachte ich noch heraus, dann fiel die Tür hinter mir zu.
***
Vielleicht hatte ich etwas überreagiert, aber es nervte mich, dass er überall auftauchte, wo ich auch gerade war. Ich stieß die Tür zum Krankenhaus eigenen Park auf und wich einem Rollstuhl aus, dann ließ ich mich auf die nächste freie Bank fallen. Was machte Harry da drinnen bei meiner Mum? Er kannte sie doch gar nicht und wusste nichts von ihr oder über sie. Das war doch völlig abnormal, dass er jemanden völlig Fremdes besuchte. Er hatte doch gar keinen Grund dazu! Ich war völlig verwirrt.
Plötzlich setzte sich jemand neben mich und ein männlicher Geruch hüllte mich ein. Ein Geruch, den ich nur allzu gut kannte, ein Geruch der zu einem Mann gehörte, auf den ich gerade nicht so gut zu sprechen war, nicht allzu schwer zu erraten, wer es war. „Was willst du?“, schnauzte ich ihn an. „Es dir erklären!“, meinte er vorsichtig. Ein Arm schummelte sich auf die Lehne der Bank hinter meinen Rücken und sofort setzte ich mich aufrecht hin. Er machte mich nervös. „Mach ich dich nervös?“, grinste er. „Ja!“, erwiderte ich schnell und schlug mir dann die Hand vor meinen Mund. „Ich meine „Nein“.“ „Jaja, schon klar!“, grinste er mich von der Seite an. „Ich war bei deiner Mutter!“ „Ach, das hatte ich jetzt weder gedacht noch gesehen!“, erwiderte ich spöttisch. „Jetzt hör mir doch mal zu!“, fuhr er mich an, woraufhin ich ein Stück zur Seite rutschte. „Hey, jetzt sei Mal nicht böse auf mich!“ Er rutschte wieder näher an mich heran. „Deine Mutter hat gestern dein Handy geklaut und mich damit angerufen. Sie wollte nämlich, dass ich sie mal besuche. Also sei um Gottes Willen bitte nicht auf mich sauer, das ist nämlich nicht schön!“ Er machte eine kurze Pause und ich schaute ihm ins Gesicht. Ja, er sah wirklich so aus, wie wenn er es ernst meinte. Gerade, als er wieder ansetzten wollte um weiter zu sprechen, unterbrach ich ihn. „Warum ist es nicht schön, wenn ich sauer auf dich bin und warum denkst du das überhaupt?“ „Na, du tust mir ja ganz offensichtlich die kalte Schulter zeigen!“, meinte er. „Jedes andere Mädchen würde mich umarmen und nichtmehr loslassen…“ „Ich bin nicht jede andere!“, unterbrach ich ihn. „Ja, da hast du recht und genau deswegen finde ich es ja auch so doof, dass du so abweisend bist, weißt du, ich mag dich ganz schön." Ich dich auch, mehr als ich sollte. „Darf ich jetzt weitererzählen?“ Ich nickte. „Du solltest aber auch nicht auf deine Mutter sauer sein, weißt du, du hast ihr so viel von mir erzählt, immer und immer wieder, so dass sie mich unbedingt kennen lernen wollte und…“ „Genau das ist der Punkt, warum erzählt sie dir, dass ich ihr von dir erzählt habe, das ist privat und geht niemanden etwas an, vor allem nicht dich!“ Betreten sah er zu Boden. „Ich finde es toll, dass du so viel von mir erzählst, um ehrlich zu sein, ich rede auch viel von dir, zu viel um dir die ganze Wahrheit zu sagen. Jeden Tag, die ganze Zeit, inzwischen verlassen alle schon den Raum, wenn ich zu reden anfange, weil ich sie damit so sehr nerve.“ Erstaunt sah ich ihn an. Dachte er wirklich auch so oft an mich, wie ich an ihn? Das konnte doch gar nicht sein, aber es wäre schön, da es heißen würde, dass sich jemand für mich interessiert und mich mochte. Ich sah ihm in die Augen, die mich irgendwie ehrlich ansahen. Voller Zuneigung. Als ich ihn anlächelte, lächelte er mich auch an. Es war ein wunderschöner Moment. Einfach nur wir beide. Nah. Wir, die uns ohne Worte verstanden. Einfach perfekt. Dann näherte sich sein Kopf meinem. Immer weiter. Wie in Trance hob ich meinen Kopf zu ihm. Er lächelte leicht und nahm meine Hand in seine. Seine andere Hand wanderte zu meiner Wange, dann geschah es. Sanft legten sich seine Lippen auf meine.
Der Moment war, ich konnte es nicht anders beschreiben, einfach magisch. So hatte mich noch nie irgendjemand geküsst. So sanft und doch mit so viel Gefühl. Seine weichen Lippen, die meine berührten und ein Kribbeln auf mich übertrugen. Seine Hand, die sanft über meine Wange strich und die andere, die meine Hand ganz festhielt. Ich bemerkte nur langsam, wie sich meine eigene Hand in seinen Nacken schlich und ihn zu mir heranzog, als er mich von sich drückte. Sehr sanft, aber bestimmt. Immer noch lächelnd schaute er mich an. Gespannt, was er sagen würde oder was sein Gesicht ausdrücken würde saß ich da. Doch nichts geschah. Sein Gesicht regte sich nicht und er machte keine Anstalten etwas zu sagen. Er sah mich einfach nur an, mit einem weichen Gesichtsausdruck. Eine leichte Angst beschlich mich. Hatte ich etwas falsch gemacht? Küsste ich etwa so schlecht? War ich zu schnell gewesen? Hatte es ihm nicht gefallen? Ich holte tief Luft und hoffte, dass mein Herzschlag sich beruhigen würde, doch er blieb weiter rasend hoch, wie immer, wenn ich mich vor etwas fürchtete, ich aufgeregt war oder ich mir unsicher war, egal bei was. Mein Herz schlug mir immer bis zum Hals.
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You change my life
FanfictionJade hat die beste Zeit ihres Lebens. Sie hat einen perfekten Freund, ein gutes Verhältnis zu ihrer Familie, vor allem zu ihrer Mutter und wunderbare Freundinnen, mit denen sie soeben Großbritanniens größte Castingshow - X-Faktor - gewonnen hat. All...