Die Bewerbung

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Und auf dem Weg durch's Leben lässt man immer mehr ein Teil von sich zurück.
Man verliert sich selbst aus den Augen und was die eigenen Ziele waren.
Man verliert seine Naivität, aber auch, mehr zu lachen.
Und manchmal wünscht man sich, die Menschen die man geliebt hatte, hätten nie existiert, um sich den Schmerz zu ersparen.
Das alle Gefühle hinaus gesogen werden und das ganze Restleben gleich mit.
Das man aufhört, Mensch zu sein.
Aufhört Fehler zu machen und Fehler zu sehen.
Das man aufhört, sich ständig zu duellieren.
Damit aufhört, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, wenn man es braucht.
Man hört auf, sobald man in seine Jugend kommt, zu denken, dass sich die ganze Welt um einen selbst dreht.
Das man beschützt wird und es keine Ungerechtigkeiten gibt.
Und irgendwann knallt die Realität wie ein Blitz auf dich ein und zerstört deine ganze aufgebaute Realität von innen heraus, bis im Endeffekt nichts mehr übrig bleibt, außer ein Körper, der seine Arbeit macht.
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Schwarzes Haar wippte leicht auf und ab, während dunkle, lila/rote Augen strikt geradeaus schauten und nicht vermuten ließen, wie aufmerksam sie waren.
Schwarze Kleidung bedeckte für den Zuschauer nicht sichtbare Narben, gedruckt von jahrelangem Überleben, während die Stiefel ihren Weg durch die leeren Gänge machten.
Die letzte Etage wurde erreicht und eine feminine Hand klopfte mit ihren dünnen Fingerknochen gegen eine dunkle Holztür.
Kurze Zeit später erklang eine Stimme und die Stiefel traten ein.
Sie schloss die Tür hinter sich und trat an den Schreibtisch heran, während sich die Person auf ihrem Schreibtischstuhl zu ihr umdrehte.

,,Mia Young. Willkommen in der Kunugigaoka Mittelschule.", lächelte der Mann ihr entgegen und breitete leicht seine Arme aus.

Seine Stimme war angenehm.

,,Setz dich doch."

Gesagt getan, das Mädchen im Alter von 17 Jahren setzte sich ihm gegenüber.

,,Ich war wirklich positiv beeindruckt von deinem Einführungstest, in dem du die volle Punktzahl erreicht hast."
Ruhig hörte das Mädchen dem Schulleiter zu.
,,Ich werde dich in die A-Klasse versetzen, um dein weiteres Können zu testen. Deine Schuluniform wirst du gleich abholen können, dabei wird dir der Schülerratspräsident behilflich sein."

Mia wusste bereits, dass das Gespräch nicht lange andauern würde und doch schien eine Frage noch im Raum zu stehen, die der Schulleiter noch nicht ansprechen wollte.

,,Falls du Fragen hast bezüglich der Schule kannst du ihn auch gerne diesbezüglich ansprechen und bei Problemen zu mir kommen."

Der Schulleiter wirkte zu nett, als das er eine hoch angesehene Schule wie diese leiten konnte.
Mia war es bereits klar, dass er mehr hinter sich versteckte, als er zeigte und freute sich bereits darauf, alles zu enthüllen.

,,So. Das war es von meiner Seite aus. Du beginnst nächsten Montag, dein Stundenplan wird dir mit deiner Uniform zusammen gegeben."

Mia nickte sanft und ließ den Moment kurz sacken.
Sie sah Gakuho Asano offen in die Augen, dessen Lila etwas ausstrahlte, dass sie noch nicht fassen konnte.

,,Was machen die beiden dort hinten?", fragte Mia und nickt leicht in die Richtung neben der Tür, auf der eine männliche und eine weibliche Person saßen.

Ein überraschter Gesichtsausdruck breitete sich auf Mister Asanos Gesicht aus, doch verschwand auch schnell wieder und wurde durch ein freundliches Lächeln ersetzt.
Sie hatte, ohne hinzusehen, die Präsenz der beiden Personen gefühlt.

,,Karasuma, kommen Sie doch bitte her und stellen Sie sich unserer neuen Schülerin vor."

Der Höflichkeit halber stand Mia ebenfalls auf und drehte sich dem schwarzhaarigen Mann zu, der sie mit gerunzelter Stirn musterte.

,,Ich bin Tadaomi Karasuma, Lehrer der 3-E der Kunugigaoka Mittelschule."
Mia sah diesen auffordernd an, der unbeeindruckt auch zu Erklären begann:
,,Aufgrund deines Lebenslaufes haben wir uns dazu beschlossen dich in ein Staatsgeheimnis einzuweihen. Der Lehrer der 3-E dieser Schule ist ein Monster, das 70% des Mondes weggesprengt hat und nun droht in einem Jahr die Erde zu vernichten, sollten es seine Schüler nicht schaffen ihn zu töten. Sollten die es schaffen, springt dabei eine Belohnung in Höhe von 10 Milliarden Yen. Bei näheren Untersuchungen und Recherchen haben wir herausgefunden, dass du als Assassine in Frage kommst, der Klasse beim Töten ihres Lehrers zu helfen. Du wirst normal zur Schule, in die A-Klasse gehen. Da der Sportunterricht der 3-a und 3-E parallel verläuft, wirst du diesen Unterricht bei uns mit machen. Und auch nach der Schule ist es von großer Wichtigkeit, dass du zu uns kommst, um zu trainieren."

Mia war das alles nun doch etwas zu viel.
Sie konnte sich nur schwer ein Monster vorstellen, das eine Klasse unterrichtete und gleichzeitig das Ziel eines Anschlags sein sollte.
Aber Mia beschwerte sich nicht.
Sie ließ es einfach auf sich zu kommen, zumal sie überzeugt ist, bereits schlimmeres erlebt zu haben.
,,In Ordnung.", willigte Mia ein und Karasuma schien kurz seine Augenbrauen weiter zusammenzuziehen, entspannte sich aber auch schnell wieder.
Die Brünette neben ihm hatte keinen Ton von sich gegeben.
,,Gut, wenn alles geklärt ist, würde ich dann nun den Schülerratspräsidenten holen."

Währenddessen lösten sich die Blicke Karasumas und Mias nicht.
Mia hatte im Gefühl, dass man Karasuma vertrauen konnte.
Seine Augen schienen ruhig, hingegen zu Gakuho Asanos Augen, die etwas Böses zu verstecken schienen.
Sie nahm eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahr und hob, kaum für das Auge sichtbar, schnell die Hand, als wolle sie ausweichen und packte etwas.
Karasuma sprach sie unbeirrt an und löste nicht den Blickkontakt, als habe er ihre Bewegung nicht wahrgenommen, doch sie wusste es besser, als dem Glauben zu schenken.
,,Es freut mich mit dir zusammenzuarbeiten.", sagte er und Mia löste ihre Hand von Karasumas Handgelenk um ihm die Hand zu schütteln.
,,Die Freude ist ganz meinerseits."
In dem Moment klopfte es an der Tür und der Leiter wünschte die Person hinein.

Karasuma löste sich, als ein Junge mit erdbeerfarbenem Haar hineintrat.
Mia fand, dass er aussah wie ein junges Abbild des Schulleiters.
,,Sie haben mich gerufen?", fragte dieser, als er die Tür schloss und auf die Personen zutrat.
,,Gakushuu, das ist deine neue Klassenkameradin ab nächster Woche. Gib ihr doch bitte ihre neue Schuluniform und den Stundenplan."
Mia beobachtete den Jungen.
Er hatte den selben Blick wie der Mann hinter dem Schreibtisch, die selben Augen, obwohl die des Jungen noch nicht so bedrohlich schienen, wie die des Älteren.
Doch was nicht war, konnte noch werden.
Und doch schien die Atmosphäre zwischen den beiden angespannt zu sein.
Kein gutes Verhältnis?
Oder sprach da die Professionalität beider?
,,Natürlich.", gehorchte der Junge und wandte sich Mia zu.
Seine leuchtenden lila Augen trafen auf ihre rot lilanen, matten Augen.
Er lächelte sie an und streckte ihre Hand aus, doch dieses Mal war sie darauf vorbereitet gewesen.
,,Ich bin Gakushuu Asano, der Schülerratspräsident. Freut mich, dich kennen zu lernen."
Sie nahm seine Hand entgegen.
,,Mia Young."
Einen Moment sahen sich die beiden noch an, ehe sie gleichzeitig los ließen und mit einem versichernden Blick zum Schulleiter sahen, der ihnen die Erlaubnis gab und sie kehrt machten, um aus dem Raum zu treten.

Just let go.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt