Training in der 3-E

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Montag, 8:00 AM

Mia betrat ihren Klassenraum, die 3-A, und zu ihrer leichten Überraschung, schien sie die Letzte zu sein.
Scheinbar waren das alles sehr engagierte Leute. Es scheint tatsächlich wahr zu sein, was man über die 3-A sagt.
Sie sah durch den Klassenraum in dessen erster Reihe Gakushuu Asano saß und sie anlächelte.
Sie blieb vorne neben dem Lehrerpult stehen und sah ihm zu, wie er sich erhob, die schwärmenden Mädchen um ihn herum ignorierte und auf sie zu kam.
,,Hallo, Mia."
Sie verstand, objektiv betrachtet, dass er mit seinem Lächeln viele Leute, vor allem Mädchen, auf seine Seite bringen konnte.
Aber Mia konnte sich sein Gesicht gut ausmalen, das in Arroganz und Egoismus getränkt war.
Doch sie sah darüber hinweg, um so wenig Kontakt und Aufmerksamkeit zu erlangen wie nur nötig.
,,Wie ich sehe, passt die Uniform."
Mia nickte und zwang sich dazu, ein kleines Gespräch zu führen.
,,Danke nochmal für deine Hilfe."
Er lachte und winkte ab.
,,Kein Problem, das macht man doch gerne."
Und plötzlich spürte Mia, wie sich die Atmosphäre schleichend langsam veränderte.
Zu seinem Lächeln runzelte sich seine Stirn und er wirkte mit einem Male so überheblich, wie Mia es bereits erahnt hatte.
Er hatte etwas vor und Mia wusste dies zu verhindern.
,,Möchtest du mit mir die Pause verbringen? Ich kann dir das Gebäude zeigen, die Schüler vorstellen und dergleichen."
Er hob eine Augenbraue an um Nachdruck zu geben.
,,Danke, aber nein. Ich habe mir bereits die Pläne der Schule angesehen. Ich weiß, wo was ist und bin nicht an großen Kontakt mit Anderen interessiert."
Asanos Lächeln verschwand.
Sie war zwar nicht unbedingt freundlich, aber dafür ehrlich und es war ihr egal, wer damit klar kam und wer nicht.
,,Okay, kein Problem."
Sagte er und sie hatte bereits die Hoffnung, dass er gehen wollte.
Doch zu ihrer Missgunst, redete er weiter:
,,Mein Vater hat erzählt, dass du in dem Test die volle Punktzahl erreicht hast."
Und schon hatte sie den Eindruck, als wolle er mehr von ihr wissen.
,,Ich hoffe doch, dass das kein Glücksfall war und du die Klasse hinsichtlich des Schnitts unterstützen kannst und nicht nachhängen wirst."
Er hob erneut eine Augenbraue, als er mit verschränkten Armen vor der Brust ein arrogantes Lächeln zur Show stellte.
Mia atmete tief ein und aus.
Sie hatte gehofft, es nicht machen zu müssen.
Doch sie musste mit nur einer kleinen Bewegung und ein paar Worten dafür sorgen, dass Asano wusste, zu was sie in der Lage war und er keine Bedrohung für sie darstellte.
Sie atmete tief ein und aus, während ihre Augen ruhig auf seinen lag.
Mit einem Mal stand sie sehr nahe vor ihm und Asano erschrak unmerklich, so hatte sie sich scheinbar kaum bewegt obwohl so viel Abstand zwischen ihnen gelegen hatte.
Das Lächeln verschwand und dieses Mal war es Mia, die leicht lächelte.
Ein leeres Lächeln.
,,Egal durch was für eine emotionale oder psychische Lage du momentan durchgehst, du hast mein Mitgefühl. Aber um der Zeit und Gesundheit Willen, möchte ich dir sagen, dass du mir nicht so ankommen brauchst. Bei allem Respekt gegenüber dem besten Schüler und des Sohnes des Schulleiters, aber versuch nicht mich einzuschüchtern oder zu verspotten. Den Test habe ich gemeistert und er zeigt mein Potential. Ich habe weder gewusst, was der Test für Themen bearbeiten würde, noch was ich lernen sollte. Ich werde deiner Klasse nicht schaden, mach dir keine Sorgen. Ich werde helfen, falls dies benötigt ist. Aber eines solltest du wissen. Ich mache dir Konkurrenz, wenn ich möchte und wie es der Zufall so will habe ich unglaublich Lust darauf bekommen."
Asanos Lächeln war komplett verflogen und er ließ seine Arme neben seinem Körper hängen.
Seine Stirn wies noch tiefere Falten auf.
,,Ich bin nicht darauf aus, einen Konkurrenzkampf auszuführen, aber unterschätzen lasse ich mich auch nicht. Nimm das bitte nicht als Drohung. Nimm nur die Information an, dass man nicht mit mir spielen kann. Dafür bin ich viel zu ernst.", sagte sie noch und schenkte ihm erneut ein leichtes Lächeln.
Keiner sagte was und sie spürte die Blicke der Klassenkameraden auf ihnen ruhen.
Mia entfernte sich einen Schritt und streckte ihre Hand aus.
Asano, gänzlich skeptisch, sah auf ihre Hand.
,,Auf ein gutes Zusammenarbeiten.", sagte Mia.
Asano schien mit sich selbst zu ringen.
Die Atmosphäre hatte sich entspannt und mit einem Seufzen und einem Lächeln nahm er ihren Händedruck an.
,,Auf ein gutes Zusammenarbeiten."
Doch in dem Augenblick konnte man in Mias Augen sich etwas regen sehen.
Sie hielt es zurück zu lachen, auch wenn ihr Gesicht blank war.
Sie hatte recht gehabt.
Auf Grund seines hohen Status hatte er sich ihre kleine Predigt gefallen lassen.
Sie hatte höflich gesprochen, hatte ihren Standpunkt klar gemacht und das sie keinen Konflikt anfangen wollte.
Er hätte definitiv nicht anders reagieren können, da er seinen Status unter den Schülern nicht verlieren wollte.
Asano entzog ihr seine Hand und kurz darauf betrat auch schon der Lehrer den Klassenraum.
Mia und Gakushuu schauten sich noch eine Weile an.
Er, mit einem skeptischen Blick, sie hingegen lächelte ihn süß an.
Sie hatte es zu ihrer Spezialität gemacht mit Worten zu kämpfen, wenn kein physischer Kampf nötig war und eine Rolle zu spielen, die je nach Situation angemessen war.
,,Guten Morgen, Klasse.", begrüßte der Lehrer seine Schüler und sein Blick blieb an Asano und Mia hängen.
Asano tart einen Schritt zurück und setzte sich an seinen Tisch, dabei Mia nie aus den Augen lassend.
Verwirrt ging der Lehrer an sein Pult und sprach erneut zu der Klasse:
,,Wie ihr seht, haben wir eine neue Schülerin. Mia Young. Möchtest du dich eventuell vorstellen?"
Mias Blick haftete auf Asano, der unentwegt zurück starrte.
,,Mein Name ist Mia Young. Wie ihr an meinem Namen erkennen könnt, bin ich Amerikanerin. Trotz allem ist mein japanisch sehr gut. Ich freue mich bereits auf eine konzentrierte Zusammenarbeit."
Und mit den letzten Worte nahm Asano die Veränderung ihrer Augenfarbe wahr.
Das lila schien zurück gedrängt zu werden und das rot breitete sich auf der schwarzen Iris aus, als sich ein dunkler Schatten auf ihr Gesicht legte.
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Der Unterricht unterforderte Mia nicht, aber überforderte sie auch nicht.
Sie musste sich lediglich wieder daran gewöhnen zu lernen.
Den Tag über hatte Asano nicht weiter mit ihr geredet, auch wenn er sie eingiebig beobachtet hatte.
Sie hatte ihre freie Zeit hauptsächlich draußen im Freien alleine verbracht und war rechtzeitig wieder zum Unterricht erschienen.
In den letzten beiden Stunden hatte sie Sport.
Das hieß für sie, dass sie den Berg der Kunugigaoka Schule erklimmen musste, um am Sportunterricht teilzunehmen.
Anschließend würde sie, laut Karasuma, dort bleiben, da das Training Nachmittags fortgeführt würde.
So machte sie sich auf den Weg nach oben, bewusst von dem Fakt, dass sich Asano, neugierig wie er nun eben war, von ihrem Nichterscheinen im Sportunterricht bewusst war und nachfragen würde.
Sie hatte den Jungen nun insgesamt ungefähr einen Tag gesehen und wusste ihn teilweise bereits einzuordnen.

Just let go.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt