Ein roter Kuss

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,,Du überlegst zum Verteidigungsministerium zu gehen?''

Die Schwarzhaarige nickte mit ihrem Kopf. Nachdem Korosensei ihr ein Papier ausgehändigt hatte, auf das sie zwei Wunschkarrieren und eine Wunschschule angeben sollte, hatte sie viel nachgedacht. Während die anderen das Gebäude zu putzen begannen, hatte Mia sich mit dem Zettel und sich selbst auseinandersetzen sollen, damit sie vor dem Training mit Karma noch einmal mit Korosensei sprechen konnte. Ihr war schnell aufgefallen, dass sie ein weites Spektrum an Möglichkeiten zur Jobsuche hatte. Sie war sehr an der Psychologie interessiert, wollte aber auch gerne in ihrem Job ihre körperlichen Talente nutzen, was sie letzten Endes zu Karasuma gebracht hatte, der ihr nun gegenüber saß, nachdem sie ihn aufgesucht hatte. Im Verteidigungsministerium hatte sie gute Chancen etwas aus ihrem alten Leben zu nehmen und Gutes daraus zu machen, Menschen zu beschützen, als sie zu töten. ,,Ich vertraue Ihrem Urteil, weshalb ich mit Ihnen als erstes sprechen wollte. Ich möchte wissen, ob ich in Ihren Augen eine Zukunft im Verteidigungsministerium habe.'' Mia wusste, dass Karasuma sich über jeden Schüler ein Bild gemacht hatte und ohne Zögern die Schwächen und Stärken von ihnen nennen konnte. Er war ein stiller Beobachter und ein guter Trainer. ,,Du hast definitiv das Potential dazu und wir könnten deine Fähigkeiten wirklich gut gebrauchen, zumal du so jung bist und manche Jobs leichter erledigen kannst, als die Älteren unserer Abteilungen. Ich denke aber, dass du dich erst nach einem anderen Beruf umschauen solltest.'' Sie sah ein noch viel größeres 'Aber' in den schwarzen Augen dieses Mannes, dem sie blind vertraute, als er es scheinen ließ. Etwas störte und hinderte ihn daran vollends eine Bestätigung zu äußern, dass sie für den Job im Verteidigungsministerium geeignet war. Sie versuchte einzuschätzen, an was es haderte und hatte eine leise Vermutung, was sich auch bald bestätigen sollte. ,,Wieso, wenn ich fragen darf?'', ,,Unter deinen momentanen emotionalen Umständen könnte es schwer für dich werden die Nerven zu behalten. Du bist aus deiner Organisation gestiegen um deiner Vergangenheit zu entfliehen und hinter dir zu lassen, aber seit dem Aufprall zwischen dir und der Organisation reagierst du auf Karma. Ich schätze nicht, dass er auf Dauer der einzige bleiben wird. Das Leben bei uns könnte dich auf Dauer unter Druck setzen, wenn du immerzu an dein altes Leben erinnert wirst.'' Aber ging es nicht darum, Leben zu retten und nicht Leben zu nehmen? Denn daraus hatte ihre Vergangenheit bestanden und auch wenn sie Tote sehen sollte, würde sie es nicht wieder zurück werfen, so war sie an den Anblick bereits gewöhnt. ,,Versteh mich nicht falsch, wir versuchen Gutes zu tun, wo wir können. Aber du bist noch nicht lange aus der Organsiation raus und ob du deine Talente, die du einst zum Töten genutzt hast bei uns verwenden solltest, ist die Frage. Zumindest sollte man momentan hinterfragen, ob es auf Dauer gut sein würde." Sie verstand seinen Punkt, der wie immer rational und ehrlich war. Sollte Karma bald nicht mehr der einzige sein, sollte vielleicht sogar Karasuma dem selben Schicksal irgendwann unterstehen, dann wird sie das definitiv daran hindern Gutes zu erreichen. Dem war sie sich bewusst. ,,Ich verstehe.'', ,,Rede mit deinen Klassenkameraden, anderweitigen Freunden und komm dann, wenn du etwas anderes gefunden hast noch einmal zu uns und wir werden dich beraten. Solltest du noch immer Interesse am Verteidigungsministerium haben, werde ich dich einen kleinen Test unterziehen, der zeigen wird, wie fähig du im Endeffekt bist.'', ,,Ja, ich denke auch, dass das so besser wäre. Ich habe ein weites Spektrum an Interessen, denen ich nachgehen kann. Ich danke Ihnen.'' Mit diesen Worten verbeugte sie sich, schenkte ihm ein leichtes Lächeln und verabschiedete sich von ihrem Lehrer. Sie würde das Verteidigungsministerium vermutlich als Backup benutzen,wenn alles andere als nichtig bewertet wird und nicht mehr ihren Interessen entspricht. Sie seufzte. Sogar in ihrem privaten und künftigem Berufsleben hemmte ihre momentane Situation sie.

Zwei violette Augen lugten zwischen den Bühnenvorhängen auf die Bühne, um sich den momentanen Auftritt dreier Mädchen anzusehen. Wie Gakushuu es bereits vorhergesehen hatte, war die Halle für die A-Klasse randvoll, aßen das kostenlose Essen und jubelten laut. Nach diesem Auftritt wären dann Gakushuu und die Virtuosen dran, das Publikum zu unterhalten und Mia würde dazu stoßen und zwei Songs mit ihnen teilen. Danach hatte sie aber wenig Lust ihren ganzen Tag bei der A zu verbringen und wollte das Essen im Altbau probieren, von dem Mia wusste, dass sie es mit Korosenseis Hilfe zubereiteten. ,,Bist du nervös?'', nahm sie eine Stimme direkt neben ihrem Ohr wahr, so hatte sie ihn aber bereits kommen hören, weswegen sie sich nicht erschrocken hatte, zu seiner Missgunst. ,,Nicht wirklich, nein. Ich mache mir nur eher sorgen,dass dir die Mädchen auf die Bühne springen, solltest du da gleich raus gehen.'', wandte sie sich mit diesen Worten zu ihm um und bereute ihre selbige sofort, als sie sein keckes Lächeln vernahm.,,Bist du etwa eifersüchtig?'', ,,Sollte ich es sein, solltest du mich nicht reizen. Wie so oft würdest du ja nichts dagegen unternehmen und das nächste Mal werde ich dir an den Kragen gehen und damit all die Probleme lösen. Gibt es keinen Gakushuu, gibt es keine Eifersucht und nervige Mädchen um uns herum.'' Das kalte Lächeln, das Mias Züge kreuzte beirrte ihn allerdings nicht, so packte er sich gespielt schockiert an die linke Brustseite. ,,Das verletzt mich aber. Ich wollte doch nur etwas Aufmerksamkeit von meiner Freundin bekommen.'', ,,Versuch' es besser auf eine andere Weise.'' Erneut, wenn sie aufgebracht war, konnte sie scheinbar nicht klar denken und so kam es dazu, dass sie ihre Wortwahl erneut bereute, da er wieder zu grinsen begann. ,,Gerne.'' Seine Hände griffen nach oben an ihre Wangen, hielten ihr Gesicht sanft aber bestimmt fest und zogen ihn zu seinem Gesicht ran, um ihren Lippen einen Kuss zu geben. Doch statt ihren Lippen küsste er ihre Hand,die sie auf sein Gesicht gelegt hatte. Irritiert öffnete er die Augen und sah zwischen ihren Fingern hindurch zu ihr. ,,Nicht nachdem du mich geärgert hast. Das muss ich dir erst heimzahlen, um mein tobendes Herz zu beruhigen.'', lächelte diese schief und entfernte ihre Hand von ihm, als eine weitere Stimme zu ihnen rief. ,,Hey, Mia,wir brauchen kurz deine Hilfe.'' Die Schwarzhaarige tätschelte seine Wange und lief zu den vier Virtuosen herüber, die vor dem Mischpult standen, über das Mia kurzzeitig der Herrscher geworden ist, da die fünf Helden, mit Ausnahme von Gakushuu, keine Ahnung davon hatten. Es hatte sie zugegeben sehr überrascht, dass die Jungs ausgerechnet von dieser Technik keine Ahnung hatten. ,,Was gibt's?'', ,,Auf welcher Stufe war die Lautstärke für unsere Gitarren gestellt?'' Mia wandte sich dem Mischpult zu und legte ein paar Schalter um, hörte Gakushuu im Hintergrund seine Gitarre stimmen, bis sie innehielt und mit erhobener Augenbraue zu den vier Jungs sah. ,,Wieso waren die Schalter verstellt? Ich habe gestern doch noch alles eingestellt und keiner sollte da ran gehen.'' Mia beobachtete, wie die Jungs mit einem Mal ihrem Blick auswichen und scheinbar alles andere interessanter fanden, als auf ihre Aussage hin zu antworten. Sie schnalzte mit der Zunge. ,,Geht einfach bis zum Auftritt nicht mehr dran. Ist sonst alles okay? Die neuen Halterungen, die Saiten und alles?'', war ihre Stimme wieder in ihren Normalton verfallen, als es wieder um organisatorisches ging. ,,Es ist alles gut. Wir haben alles nochmal untersucht.'', antwortete Koyama und spielte demonstrierend wenige Töne, als sich danach Sakakibara an sie wandte. ,,Kannst du spielen?'' Er hob seine Gitarre etwas an, auf die Mia kurz schielte und dann mit dem Kopf verneinte. ,,Ich bin nur des Pianos und wenigen Streichinstrumenten mächtig.'' Sakakibaras Mundwinkel zogen sich anerkennend nach unten. ,,Eine Pianistin also,möchtest du es mal ausprobieren?'' Hingegen ihrer Überraschung gegenüber Sakakibaras Einladung, seine Gitarre zu benutzen, lächelte sie und nahm mit den Worten ,,Klar.'' seine Gitarre entgegen und legte sie sich an, während er die von Koyama entgegennahm. ,,Du kennst ja die Tonleiter. Die ersten drei Töne gehen so.'', erklärte er und zeigte Mia die paar Handgriffe an Koyamas Gitarre, die sie nach kurzem testen meisterte. ,,f, g, a.'', nannte er zu jeder Bewegung die nächsten Töne und merkte, dass sie dort Probleme bekam, zeigte es ihr daraufhin erneut. ,,Eigentlich bin ich ganz geschickt mit meinen Fingern, aber wie zur Hölle kriegst du diesen Griff hin?'', beschwerte sich die Schwarzhaarige und entlockte Sakakibara ungewollt ein kleines Lachen. ,,Ich zeig's dir.'', stellte er sich hinter sie und fasste an ihre Hand, um ihr den Griff zuzeigen und etwas zu erleichtern, als eine bekannte Stimme zu ihnen sprach und ihr Tun unterbrach. ,,Was macht ihr da?'', stellte der Blonde die Frage, die eine offensichtliche Antwort genau vor sich hatte, weswegen Mia zu schmunzeln begann, so bemerkte sie den Blick von Gakushuu, der auf Sakakibara ruhte. ,,Er bringt mir ein wenig was bei. Gibt es ein Problem, Sir?'', betonte sie das letzte Wort, um ihren Freund aus der Reserve zu locken. ,,Interessant, dass du lieber von Ren die Griffe gezeigt bekommst, als von deinem eigenen Freund.'', ,,Du bist doch nicht eifersüchtig, oder?'' Sakakibara hatte hingegen einen gewissen Abstand zu Mia genommen, da er wusste,wozu sein Partner fähig war, wenn es an Dinge ging, die ihm gehörten. Der Blonde legte sein Augenmerk nun auf die Schwarzhaarige, die noch immer die Gitarre um ihren Nacken trug.,,Ich sehe schon.'', lächelte er mit einem Mal, als er verstand,dass sie ihm mit ihren Worten nur heimzahlen wollte, was er vorher getan hatte, also sollte er seine Eifersucht für den Moment verstecken. ,,Gut, dass wir uns verstehen.'', lächelte Mia. In dem Moment erhellte tosender Applause die Halle und Mia reichte Sakakibara seine Gitarre wieder zurück. ,,Ihr seid dran.'' Die Performer traten durch den Vorhang hindurch, an dem die fünf Virtuosen ihren Platz fanden und die Mädchen hindurch ließen. Gakushuu war der erste, der auf die Bühne trat, um das Publikum ,,aufzuwärmen'', wie er es genannt hatte und kurz darauf traten auch die anderen Jungs hinaus. Mias Magen knurrte bereits, als sie an das leckere Essen der E-Kasse dachte und zückte ihr Handy.

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