Sommerferien, endgültige Entscheidung?

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Letzte Woche der Sommerferien

,,Okay. Seid ihr alle bereit?"
Die Schüler, die im Altbau in ihrer Klasse standen, lächelten Mia enthusiastisch entgegen. ,,Karasuma-sensei wird Korosensei gleich in Empfang nehmen. Isogai und ich werden eine kleine Rede halten, dann gibt es Sekt und danach kommt der Tanz. Habt ihr eure Klamotten noch einmal untersucht?"
Alle fassten sich an die Klamotten und nickten. Mia besah sich ihre Klasse. Jeder von ihnen trug ein maßgeschneidertes Kleid oder einen Anzug, die vom Staat gestellt wurden. Und es war perfekt, man sah nichts von alledem, was sich darunter befand. Die Kopfbedenkungen, die jeder trug, konnte man als Klassending erklären, als wollten sie etwas bestimmtes an diesem Tag tragen, was sie auszeichnete. Jedes Mädchen hatte einen Haarreif, während die Jungs eine Art Zylinder trugen. Die Pärchen waren geklärt und Mia sah aus dem Fenster, in Richtung des Waldes, in dem Terasaka und Yoshida sein sollten. Über die zwei würde man sagen, dass sie im Urlaub seien. Natürlich hatte Mia berechnet, dass Korosensei ihre Gerüche wahrnahm, so hatten sich die beiden Jungs in Klamotten geschmissen, die nach Natur rochen und ihren Duft komplett übertrumpften.
,,Sie kommen!", rief Kayano und schloss die Tür, damit sie sich zu den anderen gesellen konnte.
,,Perfekt. Isogai, das ist dein Einsatz.", lächelte Mia und drückte sanft seinen Oberarm zur Versicherung. Als Klassensprecher dürfte er die erste Rede halten.
Karasuma, gefolgt von Irina im roten Kleid und Korosensei im Anzug, betraten den Raum. Korosensei blieb wie angewurzelt stehen, als er seine Klasse stolz lächeln sah.
,,Nyu?", kam es von ihm und Isogai trat näher an ihn ran.
,,Korosensei im Namen der Klasse wollen wir uns für Ihre Mühen bedanken. Wir sind zwar erst circa ein halbes Jahr dabei, aber sie haben uns bereits mehr geholfen, als wir uns je hätten erträumen können-"
Mia wurde plötzlich angestupst und Karmas Augen musterten sie. ,,Alles okay?", fragte dieser und Mia zog konfus ihre Augenbrauen kurz zusammen. ,,Ja, wieso?" Er sah auf ihre Hände, die nervös mit dem Saum ihres Kleides spielten. Sie trug ebenfalls ein rotes Cocktailkleid mit schwarzem Haarreif. Sie hörte sofort auf und ließ ihre Arme an die Seite fallen. ,,Alles okay.", versicherte sie ihm noch, bevor die Klasse klatschte und Isogai sich zu Mia wandte. ,,Es war ein Vorschlag von Mia gewesen, weshalb wir uns zusammengefunden haben und den heutigen Tag organisiert haben. Mia?", bat er sie nach vorne zu kommen und das Mädchen lief lächelnd zu Isogai.
,,Korosensei, je nachdem wie dieses Jahr noch verlaufen wird, werden wir keinen gemeinsamen Abschluss haben. Sie werden nicht sehen, wie wir graduieren, so wollen wir Sie aber doch dabei haben. Sie sollen sehen, wir weit wir es geschafft haben und auch wenn erst der erste Teil des Schuljahres vorübergegangen ist, so ist es uns wichtig, mit Ihnen ein Mal zu feiern. Sollten wir sie töten, wird es ein Abschluss ohne Sie und sollten wir es nicht schaffen, werden sie die Welt vorher zerstören. So oder so ist dieser Anlass also mehr als genug, um Sie an diesem Tage hier her zu bringen. Natürlich hatten wir die Möglichkeit eine Halle zu mieten, doch in diesem Raum schweben Erinnerungen, die wir nicht vergessen werden. Es ist ein getrautes Heim, das wir zusammen aufgebaut haben und mit Leben gefüllt haben. Leider fehlen heute zwei Schüler, die im Urlaub sind und nicht dabei sein können. Dennoch haben wir uns auf deren Wunsch entschieden, den Tag dennoch zu nutzen. Also bitte ich Sie, unsere Lehrer und die gesamte Klasse, sich ein Glas Sekt zu nehmen und gemeinsam anzustoßen.", lächelte Mia das liebevollste Lächeln, dass jemals jemand gesehen hatte. Und es war noch dazu ernst gemeint. Sie nutzte diese Chance, um eventuell das letzte Mal mit jedem zu tanzen. Jeder nahm sich ein Glas Sekt von dem Tisch.
,,Bevor wir anstoßen, möchte ich noch eine kleine Sache sagen.", meldete sich Korosensei mit einer ungewöhnlich sanften Stimme zu Wort. ,,Ich finde es wirklich rührend das ganze Spektakel zu sehen. Ich hoffe doch, dass ihr mich bis zum Ende des Jahres töten werdet, damit ihr einen richtigen Abschluss erlebt. Dennoch ist diese Idee wirklich lieb, dass ihr so an mich als euer Lehrer gedacht habt. Ebenfalls bedanke ich mich bei Karasuma-sensei und Bitch-sensei, die euch mit mir zusammen begleiten und sich Mühe geben so viel sie können. Vergesst niemals, dass jeder von euch etwas besonderes ist. Jeder von euch hat Stärken und Schwächen, die euch zu dem machen, was ihr seid und das ihr werden könnt. Und auch wenn das Jahr zuende gehen könnte, sowie die Erde zerstört werden kann, so sollte es euch nicht trüben glücklich in die Zukunft zu sehen."
Die Klasse lächelte ihren Lehrer stolz an, denn für jeden von ihnen, würde dieser Tag so oder so besonders werden. Sollte der Anschlag klappen, würde es besonders werden. Sollte es nicht klappen, gibt es noch genug Möglichkeiten und/oder einen schönen Abschluss. So hob jeder sein Glas, mit einem stolzen Lächeln und prostete sich zu.
Mia beobachtete heimlich Korosensei, wie er das Glas mit Sekt leer trinkt. Es sollte nicht lange dauern, bis er auch zum nächsten griff.
Perfekt. Trink immer so weiter. Irgendwann wird die Droge ihre Sucht entfalten und du wirst noch mehr trinken wollen. Natürlich würden wir dich aufhalten, sollte es zu viel werden, denn Verdacht sollst du auch nicht schöpfen.
Und tatsächlich trank Korosensei das Glas leer, während Mia sich zu Nakamura und Maehara gesellt hatte.
,,Nakamura, du siehst echt gut aus in dem Kleid.", machte Maehara ihr ein Kompliment. ,,Wie vielen hast du das heute schon gesagt, Playboy?", kam die neckische Frage von Nakamura und Maehara verfiel in nervöses Gelächter. Mia musste lächeln. Es war tatsächlich alles so, wie an einem Abschluss. Alles wurde locker angenommen, auch wenn jeder wusste, dass es eventuell in einem Tod enden könnte. Und sie hoffte einfach, dass Korosensei nichts bemerkte. Als sie hinaussehen wollte, fiel ihr Blick auf Karma, der noch immer mit einem ungeleerten Glas Sekt alleine am Fenster stand und sie an sah.
Hatte er sie beobachtet? Nicht weniger erfreut über diesen Tag ging sie zu ihm und gesellte sich neben ihn. ,,Was machst du hier denn so alleine?", ,,Ich warte darauf, dass ich dein Aufmerksamkeit bekomme."
Diese Antwort brachte Mia aus der Rolle. Hatte er das gerade wirklich gesagt?
Seit wann war er so offen damit, dass er Zuneigung wollte? Sonst nahm er sie sich einfach. Verwirrt sah sie zu ihm auf, während seine Augen gefährlich glitzerten. Er spielte mit ihr.
,,Wird dir der Tanz gleich nicht reichen?", ,,Von dir kriege ich nie genug."
Überraschte blinzelte sie einige Male und öffnete den Mund zu einer Antwort, dennoch kam nichts dabei raus. Woher kamen plötzlich diese Aussagen? Und noch dazu so ernst. Dennoch klang es sehr verführend aus seinem Mund und seit langem hatte sie nichts dagegen, dass er so mit ihr sprach. Erst jetzt fiel ihr auf, wie wenig Kontakt sie in den letzten Tagen hatten. Mia war so damit beschäftigt gewesen, sich in die Arbeit zu schmeißen um jeglichen Gefühlen aus dem Weg zu gehen, dass sie beinahe vergessen hatte, wie Spaß es machte mit Karma so zu reden. Sie lächelte spielerisch und hob den Zeigefinger an ihre Lippen, die rot bemalt waren.
,,Muss ich mich etwa vor dir in Acht nehmen?", ,,Ist anzunehmen."
Sie schluckte, denn sie fand gefallen an diesem Gespräch. Er hatte an der Wand gelehnt und stellte sich nun gerade hin. Sein Anzug saß perfekt anliegend an seinem Körper, sodass sie die Fassung bewahren musste, ihn nicht anzufassen. Er tat den letzten Schritt auf sie zu und hob eine Hand, um eine Strähne hinter ihr Ohr zu stecken. ,,Rot steht dir wirklich sehr gut. Es passt zu dir.", hauchte er ihr die Worte entgegen und hinterließ einen wohligen Schauer, so wurde sie den Gedanken nicht los, dass mehr hinter seinen Worten steckte. ,,Danke. Ich habe ein wenig Gefallen an der Farbe gefunden." Sein Blick daraufhin sprach Bände. Es überraschte ihn, so etwas zu hören, aber es freute ihn auch gleichermaßen. Sie lächelte ein zuckersüßes Lächeln und entnahm ihm sanft das Glas mit Sekt, achtete dabei darauf, ihn zu berühren und brachte es an ihre Lippen, um daraus zu trinken. Nicht viel, aber so, dass Karmas Blick an ihren Lippen hängen blieb. Sie hatte definitiv zu sehr Gefallen daran gefunden, mit ihm zu spielen. Aber auch ihm schien es zu gefallen. ,,Du scheinst durstig.", kam es trocken von ihm und sie zwinkerte ihm zu. ,,Aber nicht nach Flüssigkeiten."
Als sie seinen überraschten Blick sah und tatsächlich ein leichtes rosa auf seinen Lippen vernahm, musste sie verschämt lachen. Vielleicht hatte sie es etwas zu weit getrieben. ,,Ist doch nur Spaß.", lächelte sie dann und gab ihm sein Glas zurück. Doch irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie soeben gelogen hatte. Eigentlich war es ihr bitterer ernst gewesen, auch wenn erneut Schuldgefühle an ihr nagten. Wieso konnte sie nicht einfach mit Karma reden, ohne dass sie an Gakushuu dachte? Sie musste von ihren Gedanken los kommen. Oder aber der Sekt hatte bereits seine Wunder getan.
,,Oder auch nicht."
Dieses Mal lag es an ihr ihn überrascht anzusehen. Wusste er, dass sie das eigentlich wollte? Sie verloren sich in einem Moment in den Augen des jeweils anderen, als Isogais Stimme sie aus ihrer Starre rissen.
,,Okay, Leute. Es ist Zeit für unseren Tanz. Korosensei, ich muss Sie als auch unsere anderen Lehrer darum bitten auf den Sportplatz zu gehen. Machen Sie sich keine Sorgen darum, dass Sie keinen Partner haben, den Tanz widmen wir nämlich nur Ihnen.", lachte Isogai und auch Korosensei schien gerührt. Neben ihm auf dem Pult standen 2 leere Gläser und auch das Glas in seiner Hand war halb leer. Es war lähmend, von Okuda kreiert. Allerdings sollte es erst seine Wirkung zeigen, wenn er sich mit einer hohen Geschwindigkeit bewegte, woran ihn Irina und Karasuma hindern sollten. Er trank sein Glas leer und begleitete seine beiden Kollegen in Ruhe nach draußen. So weit lief alles perfekt und sie sah zu ihren Mitschülern.
,,Jetzt kommt das große Finale. Jeder weiß, wer in den inneren Kreis kommt und wer von außen mitspielt. Rinka und Chiba, macht euch bitte keinen Stress. Wir werden noch genug Möglichkeiten haben. An alle anderen: ich glaube an  euch. Ihr habt das Tanzen bis hier hin so gut gemeistert, selbst wenn es nicht klappen sollte, werden wir uns einen schönen Tag machen, einverstanden?"
Im Chor stimmte die Klasse zu und sie machten sich daran nach draußen zu gehen. Sie stellten sich den Jungs entsprechend der Klassenliste auf. Mia stand mit Karma als Nummer Eins ganz vorne, gefolgt von Isogai als Nummer Zwei und Kataoka, und so weiter.
Sie warteten vor dem Altbau, damit sie als Paare hinter das Gebäude laufen konnten, bis auf den Sportplatz. Dort sollten ihre drei Lehrer bereits warten und sie hoffte inständig, dass man die zwei fehlenden Schüler weder sah noch roch. Mia betätigte den Knopf, der die Musikanlage auslösen sollte und das erste Lied begann und sie warteten die erste Strophen ab.

Just let go.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt