Zuhause angekommen ließ sich Kim erst einmal ein Bad ein. Ihre
Muskeln schmerzten und ihr Gesicht glühte noch von den Schlägen. Während das Wasser lief, schnappte sie sich die Sektflasche aus dem Kühlschrank und ein gefrorenen Beutel Gemüse. Sie stöhnte auf, als sie es an ihr Gesicht hielt.Immer noch war sie in Panik. Was sollte sie tun? Sie war nicht mehr in der Lage dazu, sich zu prostituieren. Dieses Thema hatte sie hinter sich gelassen. Sie hatte nie wieder so tief sinken wollen. Ihr wurde immer noch schlecht, wenn sie daran dachte. Was hatte sie damals nur getan? Wie hatte sie es soweit kommen lassen können?
Aber egal wie weit sie sich von allem entfernte, es holte sie doch immer wieder ein. Wenn Trey sie morgen wirklich verkaufen würde, was sollte sie dann tun? Er hatte deutlich gemacht, dass er nicht mit sich diskutieren ließ. Abhauen? Aber wohin? Er würde sie finden, das wusste sie nur zu gut. Er hatte Mia bedroht...
Mit schmerzverzerrtem Gesicht ließ sie sich in die Badewanne gleiten. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie viele blaue Flecken sie wirklich davon getragen hatte. Ihre Hüfte schmerzte, ihr Gesicht sowieso und sie hatte bei der Prügel gestern einen Fußtritt in den Unterleib abbekommen.
Sie ließ die Wärme durch ihren Körper ziehen. Erschöpft zog sie sich am Badewannenrand hoch und sah sich nach einem Handtuch um. Augenrollend nahm sie zur Kenntnis, dass sie keins mehr hatte. Sie kam aber auch nicht wirklich dazu zu waschen. Wie auch, wenn sie ständig am arbeiten war?
Nass und nackt lief sie ins Wohnzimmer und blieb wie angewurzelt stehen. Eine dunkle Gestalt stand im Raum und die blauen Augen brannten sich in ihre Seele ein. Sie hörte sich selber aufkeuchen und legte schützend die Hände über ihren abgemergelten Körper. Sie hörte wie die dunkle Gestalt zischte und sah wie er einen Schritt auf sie zumachte.
„Was,...? Ich habe dich gesucht!"
Kim schluckte, diese Stimme ging ihr durch und durch. Wie oft hatte sie davon geträumt, dass er sie finden und retten würde. Aber es war ein Traum gewesen und es hatte sich anders angefühlt, als es jetzt in der Realität zu spüren. Sie fühlte sich gedemütigt. Er durfte sie so nicht sehen.
„Wie ich sehe, hast du mich gefunden."
Ihre Stimme war brüchig und sie sah ihm nicht in die Augen. Sie sah auf ihre Füße und hielt angespannt die Luft an. Sie hörte seine schweren Schritte auf sich zukommen und sah auch schon die Schuhe vor sich anhalten. Sanft legten sich seine großen Hände um ihre Oberarme. Intuitiv verspannte sie sich..
„Kim, was ist passiert? Was ist hier los?"
Kim zuckte zurück und biss die Zähne zusammen, bei dem Schmerz, der sie dabei erfasste. Langsame Bewegungen wären angenehmer.
„Ich weiß nicht was du meinst. Ich war baden und du bist in meine Wohnung eingebrochen. Meinst du das?"
Sie drehte sich um und sah sich nach etwas zum anziehen um. Ein Pulli lag auf der Couch und Kim ging rüber und stülpte sich diesen stöhnend über ihre Körper. Dabei spürte sie Joshuas Blick über ihren Körper wandern.
„Du weißt genau was ich meine. Wer hat dich so zugerichtet?"
Joshua ging wieder auf sie zu und nahm sanft ihr Kinn in die Hand. Sein Blick ruhte auf dem blauen Fleck neben ihrem Auge und der aufgeplatzten Lippe.
„Ich hab mich langgemacht. Du kennst mich doch. Ein Tollpatsch,... aber sag mal, was machst du hier?"
„Ich hole dich ab. Ich weiß nicht was du hier machst, aber du gehörst nach London... zu uns."
Sanft ließ er seinen Daumen über ihr Gesicht wandern. Die Stellen, die weh taten ließ er aus.
„Kim, was ist passiert?"
Seine Stimme klang bewegt und Kim sah ihm in die Augen. Seine blauen Augen sahen bedrückt aus, als wenn er sich Vorwürfe machen würde. Aber vielleicht bildete sie das auch nur ein.
„Nichts! Hab ich doch gesagt. Und ich komm in zwei Wochen nach Hause, wie besprochen. Ist etwas passiert oder warum stehst du jetzt hier?"
Sie ließ ihre Stimme emotionslos klingen. Dass sie innerlich schluchzte vor Erleichterung ihn zu sehen, durfte sie nicht zeigen. Das zarte Mädchen in ihr, hätte sich am liebsten an seinen Hals geschmissen und ihn nie wieder los gelassen. Aber das ging nicht. Sie musste das jetzt durchziehen.
„Ich,... ich hab mir Sorgen gemacht. Samuel und Mia hatten auch nichts mehr von dir gehört. Ich,... ich hatte ein wenig Ärger und... und du bist offiziell meine Freundin, was heißen kann, dass auch du in deren Visier stehst. Ich wollte nur sicher gehen, dass es dir gut geht."
Seine Stimme stockte und Kim hielt die Luft an. In seinen Worten lag so viel Verletzlichkeit. Der sonst so kühle, kontrollierte Mann wirkte unbeholfen.
„Aber dir geht es nicht gut,..."
Sie wollte ihm widersprechen, aber er legte energisch seinen Finger auf ihre Lippen.
„Hör auf es abzustreiten. Du musst nicht darüber reden, aber ein Blinder kann erkennen, dass es dir nicht gut geht. Die blauen Flecken stammen nicht von einem Sturz und du hast noch mehr abgenommen. Kim, bitte,... lass mich helfen."
Er wirkte so verzweifelt und Kim schluckte. Er konnte ihr da nicht helfen. Wenn er wüsste, was sie gerade zuließ, was sie tat, würde er sie nicht mehr so ansehen.
„Es geht nicht Joshua. Ich muss morgen früh raus. Ich muss schlafen. Ich bin in zwei Wochen doch wieder zurück."
Ihre Stimme zitterte und Joshua schüttelte den Kopf.
„Nein, du kommst morgen mit mir nach Hause. Ich lass dich nicht hier."
„Da habe ich wohl Mitspracherecht, mein Lieber. Und ich muss noch einiges klären. Es geht nicht. Glaube mir hätte ich eine Wahl würde ich mitkommen. Aber ich muss das hier zu Ende bringen."
Joshua sah sie unschlüssig an.
„Dann bleibe ich, bis du fertig bist, womit auch immer."
Ungläubig starrte Kim ihn an. Hatte sie das richtig verstanden?
„Ähm, nein?"
Joshua zog sich sein Jackett aus und drehte sich unschlüssig in der kleinen Wohnung um.
„Doch! Du kannst dich auf den Kopf stellen. Ich werde die zwei Wochen hier bleiben."
„Ich will das aber nicht!"
„Das ist mir ziemlich egal. Kim, du siehst scheiße aus. Ich mache mir Sorgen um dich. Wenn du nicht mit mir kommen willst, dann muss ich halt bleiben."
„Du musst gar nichts, Joshua. Ich brauche dich nicht. Ich habe gar keine Zeit für dich."
„Ich kann mich ganz gut um mich alleine kümmern. Du wirst mich kaum bemerken."
Sprachlos starrte sie zu dem wunderschönen Mann, der so fehlplatziert in ihrer Wohnung wirkte.
„Das glaube ich kaum."
Zweifelnd sah Kim sich um. Was sollte sie tun? Sie war zu müde um sich mit ihm zu streiten. Für heute musste sie da wohl durch. Sie würde ihn ja sowieso kaum sehen....
„Mach was du meinst. Ich muss schlafen."
Erschöpft drehte sie sich um.
„Das darfst du auch sofort,... aaaaber erst essen wir was zusammen. Ich habe Hunger, ich war den ganzen Tag unterwegs und ich glaube du kannst auch etwas vernünftiges gebrauchen."
„Ich habe keine Hunger! Aber tu dir keinen Zwang an."
Ihr Magen rebellierte entgegen ihrer Aussage. Joshua hielt sie am Handgelenk fest.
„Bitte?"
Kim hätte ihm am liebsten diese Augen ausgekratzt, die sie so liebevoll anblickten. Wenn er wüsste, was sie morgen tun würde,... er würde sie nicht mal mehr mit einer Pinzette anpacken. Bevor sie jedoch reagieren konnte, spürte sie, wie der Boden unter ihr nachgab...
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Die beiden wieder zusammen, auch wenn Kim sich alles andere als freut... wie das wohl ausgeht? Was in Joshua wohl vorgeht? Wie gefällt euch das Kapitel?
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Save you (Band 2)
ChickLit❤️❤️ 1.Platz beim Bestbookaward2019 in der Kategorie Reihentanz!❤️❤️❤️ Band 2 der Save-Reihe!!!! Band 1 Save me (beendet) Band 2 Save you ( beendet) Band 3 Save us ( beendet) Band 4 Save Love (beendet) Joshuas und Kims Geschichte ist noch nicht v...