Irgendwie

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Joshua blinzelte rüber zu Kim. Diese sass total versunken vor ihrer Staffelei. Sie schien völlig weggetreten zu sein. Ohne darauf zu achten, was er da machte, ließ Joshua den Pinsel über die Leinwand wandern.

Die letzten Wochen waren intensiv gewesen. Kim war wieder bei ihm eingezogen, was er mehr als begrüßte. Zum einen konnte er so besser für ihren Schutz sorgen und zum zweiten, liebte er die Nächte mit ihr.

Sie hatten einen Weg miteinander gefunden,... irgendwie...Tags über waren sie Freunde irgendwie und nachts wurden sie zum Paar,... irgendwie.

Es war interessant wie sie die Kurve bekamen und wie das harmonierte. Trotzdem konnte es nicht ewig so weitergehen, dass wusste Joshua nur zu gut. Es war sehr ruhig geworden. James war wieder untergetaucht und verhielt sich still. Die Stille beunruhigte ihn jedoch. Es war nicht James Art und er hatte das Gefühl, dass sich da etwas zusammenbraute...

Die Hochzeit seines besten Freundes hatten sie hinter sich gebracht. Mia und Samuel befanden sich in den Flitterwochen. Kim hatte ihm aufgeregt erzählt, dass die beide Nachwuchs erwarteten. Mia war tatsächlich schwanger und bei dem Gedanken daran, dass Samuel endlich Vater werden würde, würde es Joshua warm ums Herz. Er hatte das verdient, mehr als alles andere. Wie schnell die letzten Wochen vergangen waren...

Niemanden war aufgefallen, dass Joshua und Kim mehr waren, als nur Freunde. Sein Freund Samuel schwieg, wofür ihn Joshua sehr dankbar war. Hätte Kim gewusst, dass Samuel wusste, was zwischen ihnen lief, hätte sie sich sicherlich zurück gezogen und er spürte, wie sie sich jeden Tag ein Stückchen näher kamen.

Joshua lächelte über Kims Gesichtsausdruck. Verkniffen sah sie auf ihr Kunstwerk. Joshua konnte nicht sehen was sie malte, aber er war sich sicher, dass es toll werden würde. Sie hatte eine Gabe und er spürte, wie sie in diesem Kurs aufblühte.

Der Kurs schien sie zu erden. Ihre Stimmungsschwankungen wurden weniger und auch ihre Gelüste nach Drogen oder Alkohol rückten in den Hintergrund. Er hatte ihr in seinem Haus ein Zimmer als Atelier umgestalten lassen und die meiste Zeit fand er sie dort.

Tief versunken sass sie zwischen den Staffeleien. Die Farbe überall verteilt, nicht nur auf der Leinwand. Wenn er sie dort beobachtete, wirkte sie selbst wie ein Kunstwerk. Sie strahlte eine gewisse Verletzlichkeit, gepaart mit einer Stärke aus, die ihn völlig gefangen nahm.

Er wusste selbst, dass die Malerei viel bewirken konnte, immerhin hatte es ihn am Leben erhalten. Aber es erstaunte ihn immer wieder, wie sehr es Kim veränderte. War sie sonst sehr ruhelos und hibbelig, wirkte sie während sie malte, wie eine andere Frau. In sich gekehrt, ruhig und als wäre sie endlich angekommen. Es gab sogar kurze Momente wo er eifersüchtig war, auf die Leinwände. Er hatte dies nicht bei ihr bewirken können...

Belustigt über sich selber schüttelte er den Kopf und wendete den Blick von ihr ab, auf seine Staffelei. Es war gut so! Kim erholte sich nach und nach und je länger die Gelüste in den Hintergrund traten, um so besser.

Erstaunt nahm er erst jetzt wahr, was er blind gemalt hatte. Seine Hand war ohne seine Aufmerksamkeit über die Staffelei gewandert. Es war ein abstraktes Kunstwerk geworden.

Die Linien fuhren quer über die Leinwand, aber zwischen all den Linien, war ihr Gesicht,.. Kim unverkennbar zu sehen. Das Bild war in schwarz gehalten nur die Konturen ihres Gesichtes hatte er in Gelb, Gold gemalt. Die schwarzen Linien, die scheinbar wahllos durchs Bild liefen, sahen aus, wie eine Art Zaun. Die großen Augen starrten ihn an und schienen in seine Seele zu blicken. Sie sah aus wie ein gefangener Engel. Wobei,...

Er hörte ein Räuspern hinter sich und Joshua zuckte zusammen. Er malte immer noch nicht gerne in diesem Kurs. Kunst war für ihn zu persönlich, immer noch fiel es ihm schwer, das mit anderen zu teilen.

„Ich weiß, es ist am Thema vorbei, ich habe nicht darauf geachtet, was ich da zeichne."

Der Professor sah ihn aufmerksam an.

„Das Thema ist frei zu interpretieren. Sie sollten Emotionen festhalten. Wie Sie das tun, habe ich nicht definiert und diese Bild zeigt sehr viele Emotionen. Vielleicht mehr als Sie bereit waren zu zeigen, aber da zeigt sich der Künstler in Ihnen. Die Farbkombinationen ist sehr, sehr interessant. Das Schwarz und die Goldtöne, die Frage stellt sich da, was im Vordergrund steht. Der Zaun oder diese bemerkenswerte, junge Frau dahinter? Und ist diese Frau hinter dem Zaun oder gar der Beobachter dieses Bildes? Es wirkt so, als würde dieses Gold befreiend wirken... als würde die Person hinter dem Zaun Hoffnung schöpfen... sehr, sehr gut Mr.Fox,... exzellent."

Der Professor nickte ihm nochmal zu und ging weiter seine Runde. Joshua sah auf sein Bild und erkannte, was der Professor meinte. Die Farben hatte er so ineinander verlaufen lassen, dass es aussah, als würde das Gold diesen Zaun auflösen lassen.

Joshua spürte Kims Blick auf sich und sah hoch. Diese stand vor ihrer Staffelei und musterte ihn neugierig. Fragend hob sie die sie Augenbrauen. Joshua schüttelte schüchtern den Kopf. Sie sollte nicht denken, dass er was besonderes gemalt hatte. Sie hatten sich mit Absicht so weit auseinander gestellt. Für beide war es klar, dass sie dann wahrscheinlich freier malen könnten, als wenn der eine dem anderen ständig über die Schulter gucken würde.

Es klingelte zum Unterrichtende und Joshua packte schnell alle Sachen zusammen. Natürlich war dieser kleine Wildfang schneller als er und kam rüber gerannt. Mit großen Augen blieb sie vor dem Bild stehen. Sie sagte nichts, starrte einfach nur auf seine Leinwand. Joshua scharrte ungeduldig und nervös mit den Füßen.

Kim streckte zitternd ihre Hand aus und strich in der Luft über die Konturen ihres Gesichtes.

„Wie hast du das gemalt? Du hast mich doch die ganze Zeit beobachtet. Das hat mich kirre gemacht.... ich,... ich,... seh auf diesem Bild wunderschön aus."

Sie flüsterte nur und er sah wie sich Tränen in ihren Augen sammelten.

„Nicht nur auf dem Bild, Kim,... ich hab nur das gemalt, was ich sehe... du bist wunderschön."

Er sah sich im Raum um. Alle Schüler waren schon gegangen und auch der Professor hatte sich diskret zurück gezogen. Sanft zog er Kim von hinten in eine Umarmung.

„Du bist wunderschön, Kim. Das ist es was ich seh."

Sanft umschloss er sie und drückte sein Gesicht in die Kuhle zwischen ihren Kopf und ihrer Schulter, ließ sich von ihrem Duft einhüllen.

„Du bist ein großer Künstler Josh. Es ist schön zu sehen, wie deine Kunst erblüht."

„Du holst das hervor, Kim,... nur du."

Lächelnd löste sie sich aus seiner Umarmung und schüttelte den Kopf.

„Nein! Das hat alles schon in dir gesteckt."

Bewegt sah er auf den kleinen Blondschopf vor sich. Wie sehr sich alles verändert hatte. Sie hatten einen Basis gefunden. Die Basis war die Kunst...

Kim führte Joshua aus dem Saal. Joshua sah das Bild von ihr nicht, zu ablenkt war er von Kim. Die Hoffnung, dass es klappen könnte,... irgendwie,... wuchs mit jeder Sekunde...

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❤️ ich habe nicht viel upgedatet über die Feiertage, verzeiht mir🙈 aber ich habe die Zeit mit meiner zweiten Hälfte genossen. Ich hoffe das Ende des zweiten Bandes gefällt euch 🙈🙈🙈🙈 es ist mal kein gemeines Ende, sondern eins was Hoffnung macht ❤️❤️❤️
Lasst eure Meinungen da 😘

Es kommt nur noch die Danksagung und ein Teil des ersten Kapitels, des dritten Teils, als Vorschau ❤️ ich hoffe ihr seid alle weiter dabei, bei der Geschichte 🙈❤️

Save you (Band 2) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt