Eisern hielt Joshua Kim fest. Ihre Hand hatte sie sich schon blutig geschlagen an dem Baum. Es tat ihm in der Seele weh, sie so zu sehen. Zu gut wusste er, wie sie sich fühlte. Dieses Ohnmachtsgefühl war unerträglich. Er hatte ihr den Anker genommen, indem er die Drogen weggenommen hatte. Sie konnte ja nicht wissen, dass er die Tricks kannte, die Drogenabhängige so hatten.
Ihre Bemühungen sich aus seiner Umarmung zu befreien wurden schwächer. Sie hatte getobt und sie hatte heute noch nicht viel gegessen. Die Aufregung über ihr Auffliegen und seine Entführung hierher, hatten sie erschöpft.
Er spürte wie ihre Beine zitterten und ihr Körper von den Schluchzern geschüttelt wurde. Gequält schloss er die Augen. Die Flashbacks, die er so lange erfolgreich verdrängt hatte, holten ihn ein.
„Lass mich dir helfen, Junge."
Joshuas Körper schmerzte. Seit zwei Tagen hatte er keine Drogen mehr genommen. Wieso hatte er sich nur darauf eingelassen? Samuel saß auf dem Hocker, beobachtete ihn aufmerksam und Andrew stand hinter ihm. Beide sahen ihn besorgt an.
Wie sehr er diese Blicke hasste. Er wollte nicht, dass ihn jemand so sah. Er wollte kein Mitleid. Das Mitleid hatte er nicht verdient. Er hatte sich schließlich selbst in diese Situation gebracht. Wütend ballte er seine Fäuste. Der Schweiß lief ihm die Stirn herunter. Er wollte keine Medikamente. Er wollte nichts von all dem hier.
„Nein, ich schaff das schon."
Andrew setzte sich neben Joshua und sah ihn traurig an.
„Es wäre keine Schwäche diese Medikamente zu nehmen, Josh. Es hilft dir mit den Nebenwirkungen. So ein kalter Entzug ist anstrengend für den Körper. Du brauchst noch deine Kraft. Das gestern und heute ist nur der Anfang."
„Ich schaff das! Lasst mich einfach in Ruhe. Ihr solltet gar nicht hier sein."
„Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass wir dich aus den Augen lassen? Vergiss es!"
Böse funkelte Joshua Samuel an. Sein Freund ging ihm gehörig auf den Sack. Wäre er nicht so geschwächt und würde ihm nicht gerade jeder Knochen, jeder Muskel weh tun, hätte er ihm eine reingehauen. Aber Joshua wusste, er hatte in diesem Zustand keine Chance gegen seinen besten Freund.
„Es war eine scheiß Idee. Lasst uns einfach zurück. Ich schaff das auch von zu Hause aus. Ihr müsst zu eurer Arbeit, euren Familien."
„Nein! Wir müssen gar nichts, außer dich von diesem Zeugs runter zu bekommen."
Joshua wischte sich den Schweiß von der Stirn. Ihm war so heiss. Er hatte das Gefühl von innen her zu verbrennen.
„Vielleicht wird es einfacher, wenn ich nur ein bisschen nehme? Langsam entwöhnen? Wo ist mein Zeugs?"
Kalt sah Samuel ihn an.
„Im Klo! Ganz sicher bekommst du keine Drogen von uns."
Wütend zischte Joshua und sprang auf. Die Wut kochte in ihm. Er wollte nur einmal kurz zur Ruhe kommen. Einmal nicht fühlen, nicht denken müssen. Wie sollte er das, wenn er die beiden um sich hatte? Wie, wenn er nicht drauf war?
Andrew berührte ihn an der Schulter und Joshua verzog schmerzhaft das Gesicht und zuckte zurück. Es fühlte sich an wie ein Schlag. Jede noch so kleine Berührung tat weh. Selbst das t-Shirt, was er anhatte, schien sich in seine Haut einzubrennen.
Stöhnend riss er sich das t-Shirt über den Kopf.
„Nimm das, mein Junge."
Andrew hielt ihm eine Tablette hin und Joshua schüttelte den Kopf. Nein! Er würde nicht einknicken.
„Bitte, mein Junge. Es nimmt dir die Schmerzen."
„Nur eine Sache hilft mir jetzt."
„Die bekommst du nicht, Joshua."
Andrews Stimme war ruhig und diese Ruhe ließ Joshua fuchsteufelswild werden. Wütend schubste er Andrew zur Seite und lief ins Wohnzimmer. Samuel sprang hinter ihm her und warf ihn grob auf den Boden.
„Du wirst dich jetzt zusammenreißen, mein Freund. Sonst hau ich dir eine rein!"
Wütend stemmte sich Joshua gegen ihn. Aber der Entzug schwächte ihn. Er hatte keine Chance. Eine Gänsehaut zog sich über seinen Körper. Ihm war plötzlich so kalt. Wo war sein t-Shirt? Wieso hatte er das verdankt nochmal ausgezogen?
Er spürte wie ihm die Tränen kamen.
„Bitte, bitte gebt mir was,...nur einmal,.. ich kann das nicht,..."
Er sah wie Samuels Augen feucht wurden und dieser sich müde durch die Haare fuhr und traurig den Kopf schüttelte. Seit zwei Tagen hatten sie nicht wirklich geschlafen.
„Wenn ich das tue, könnte ich mir selbst nie verzeihen, mein Freund. Erinnerst du dich an unser Versprechen? Ich werde und kann es nicht brechen."
Die Traurigkeit verschwand so schnell, wie sie gekommen war, bei Joshua und angriffslustig starrte er Samuel an.
„Steck dir dein Versprechen in den Arsch! Du hast mir nichts zu sagen. Es ist mein verdammtes Leben! Wenigstens lebe ich! Im Gegensatz zu dir! Seit der Trennung, was hast du da getan Sam? Was? Richtig, nichts! Du zergehst in deinem Selbstmitleid. Ist das dass Leben, wofür ich kämpfen soll? Nein, danke!
Er sah den Schmerz in den Augen, seines Freundes. Samuel ließ die Schultern hängen und ihm lief eine Träne über die Wange. Tief verletzt schloss Samuel die Augen.
„Lass es nicht an dich ran, Samuel. Er weiß nicht was er tut. Er meint es nicht so."
Andrew tauchte neben den beiden auf und sah mitfühlend auf sie hinunter. Joshua wollte kotzen. Diese Art ging ihm gehörig gegen den Strich. Natürlich wusste er was er da sagte und er meinte es auch so!
„Verpisst euch einfach! Ich meine alles so! Ihr wisst doch gar nicht was es heißt zu leben! In Arbeit vergraben, das nennt ihr Leben? Eine Familie haben? Lasst euch gesagt sein, ich will keine! Man sieht an euch, was es einem bringt! Rein gar nichts!
Joshua wurde jäh aus seiner Erinnerung gerissen, als Kims Beine wegsackten. Besorgt hob er sie auf seine Arme. Sie war ohnmächtig geworden. Wie lange hatten sie hier draußen gestanden? Wie hatte er nur so in seinen Flashback gefangen sein können? Schnell lief er mit Kim auf den Arm ins Haus.
„Andrew! Andrew, ich brauche Hilfe, Kim!"
Er hörte selber seine Panik in der Stimme. Wenn es für ihn, seinen Körper, seine Seele so schwer gewesen war, wie musste das Kommende für sie sein?
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Save you (Band 2)
ChickLit❤️❤️ 1.Platz beim Bestbookaward2019 in der Kategorie Reihentanz!❤️❤️❤️ Band 2 der Save-Reihe!!!! Band 1 Save me (beendet) Band 2 Save you ( beendet) Band 3 Save us ( beendet) Band 4 Save Love (beendet) Joshuas und Kims Geschichte ist noch nicht v...