Nicht verdient

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Wie ein Kind wiegte sich Kim hin und her. Die drei Worte spukten ihr durch den Kopf. Immer und immer wieder, hörte sie diese drei Worte, die alles veränderten. Wie hatte er das nur tun können?

Traurig sah Kim aus dem Fenster. Diese Worte hatten alles verkompliziert.

„Was willst du den tun? Kim, ich liebe dich, ob du es zulässt oder nicht!"

Kim zuckte zusammen. Wie sehr ihr diese Worte Angst machten. Frustriert schloss sie die Augen. Ja, was sollte sie tun?

„Josh, fahr bitte alleine zurück. Ich bleib noch was im Club. Ich brauch Zeit, allein."

Sie wollte jetzt nicht darauf eingehen. Noch hatte sie keine Ahnung, was sie tun wollte. Sie sah wie Joshua den Kopf schüttelte.

„Auf keine Fall! Du glaubst doch nicht allen ernstes, dass ich dich nach der Aussage, dass du nur daran denken kannst high zu sein, hier alleine lasse? Hälst du mich für so dumm?"

Wütend funkelte Kim ihn an. Sie brauchte jetzt keinen Aufpasser und erst Recht nicht ihn!

„Ich habe überhaupt kein Geld! Wie soll ich da bitte an Drogen rankommen?"

„Du würdest einen Weg finden, das wissen wir beide! Wir fahren jetzt ins Haus. Morgen ist Silvester, Kim. Willst du das Jahr wirklich so beenden, im Vollrausch?"

Kim zuckte mit den Achseln. Natürlich wollte sie das nicht, aber blieb ihr eine Wahl? Aber sie wusste Joshua würde nicht nachgeben. Zumindest konnte sie im Haus noch was trinken.

„Dann lass uns endlich fahren."

Sie hörte wie Joshua seufzte und spürte seinen Blick auf sich ruhen. Kim spürte das schlechte Gewissen in sich aufsteigen. Sie tat ihm Unrecht, dass wusste sie, aber sie konnte nicht anders. Sie musste ihm begreiflich machen, dass er sie nicht lieben konnte! Stur schaute sie aus dem Fenster.

Joshua behielt Gott sei Dank seine Gedanken für sich und holte den Fahrer. Kim ballte die Fäuste. Wie konnte sie Joshua überzeugen, dass es nicht ging? Sie kamen aus zwei verschiedene Welten. Er war reich, erfolgreich, die Welt lag ihm zu Füßen. Und sie?

Kim schüttelte frustriert den Kopf. Sie hatte nichts! Sie war ein niemand! Ohne Joshua, wär sie jetzt Gott sonst wo... kein Studium, kein Geld, keine Ahnung. Sie hatte ja noch nicht einmal eine Ahnung, wo die Reise hingehen sollte.

Joshua...

Bei dem Gedanken an ihn bekam
Sie Herzrasen. Sie mochte ihn wirklich, aber war das Liebe? Immer noch wusste sie einfach nicht, was das für eine Gefühl war, das sie hatte. Sie war ihm dankbar gewesen, sie war ihm näher gekommen in der Hütte, als sie jemals gedacht hätte. Aber Liebe? Wie konnte er wissen, dass es wirklich Liebe war?

Es konnte keine Liebe sein! Wer sollte eine Prostituierte, Drogenabhängige lieben? Das war unmöglich! Sie selbst konnte sich nur selbst verabscheuen. Immer wieder wurde sie an das, was sie getan hatte erinnert. Seit sie keine Drogen mehr nahm, konnte sie den Erinnerungen nicht mehr entfliehen.

Sie wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen, als die Tür des Wagens aufgerissen wurde. Joshua war zurück, im Schlepptau den Taxifahrer. Während der Fahrt schwieg Kim. Sie wollte nicht reden, dazu waren ihre Gedanken zu konfus. Im Haus angekommen stürmte sie schnell zur Bar. Joshua eilte hinter ihr her.

Kim klammerte sich an der Bar fest und überlegte, was  sie tun sollte.

„Kim, bitte! Lass uns nach oben gehen."

Joshuas Stimme erklang sanft an ihrem Ohr. Er stand direkt hinter ihr. Wie gerne hätte sie sich in seine Arme geschmissen. Er strahlte für sie eine Geborgenheit aus, die sie vorher so noch nicht gekannt hatte. Aber ihr Kopf rauchte. Sie musste einen Weg finden abzuschalten. Nicht mehr denken zu müssen.

„Joshua, bitte, lass mich einfach noch einen Drink nehmen und dann geh ich schlafen. Ich muss abschalten. Mir ist das alles zu viel, mein Kopf explodiert."

Sie zuckte zusammen, als sie Joshuas Hand an ihrer Kehle spürte. Sanft strich er mit dem Daumen über die kühle zwischen ihren Hals und ihrer Schulter. Die Berührung zuckte durchs ihren Körper, direkt ins Zentrum.

„Du wirst jetzt nichts trinken. Auf meine Liebeserklärung sollte eigentlich eine andere Reaktion kommen. Aber ich versteh dich und ich habe dir gesagt ich kann warten. Aber ich werde nicht zugucken, wie du dein Leben wegwirfst!"

„Ich kann keine Beziehung mit dir führen. Ich kann nicht bei dir wohnen. Joshua, wie stellst du dir das vor? Was sollen die anderen denken? Du hast einen Ruf zu verlieren. Hast du mal darüber nachgedacht, was die Presse sagen wird, wenn du eine Nutte beherbergst? Hast du an die Konsequenzen gedacht?"

Sie sah wie Joshua zurück zuckte.

„Hör auf so zu reden. Kim du bist keine Nutte!"

Traurig lachte Kim auf. Joshua sah die Dinge nicht realistisch. Er sah nur das, was er wollte.

Trotzig hob sie ihr Kinn.

„Doch! Ob du das sehen oder hören willst, ist mir egal. Joshua ich habe mein Geld verdient durch Prostitution!!!!!  Das beutetet in der Übersetzung, dass ich eine,..."

Joshua ließ sie nicht ausreden. Sondern legte ihr eine Hand auf den Mund und drückte sie mit dem Rücken gegen die Theke.

Wütend funkelten seine Augen sie an.

„Hör auf! Du kannst dich so viel schlecht reden, wie du willst Kim, aber ich werde nicht aufhören dich zu lieben! Glaube mir, ich habe es versucht... Ja! Gott weiß wie sehr ich es versucht habe. Es geht nicht."

Erschöpft fuhr Joshua sich durch die Haare. Kim schluckte. Wieso hörte er nicht auf, sowas zu sagen?

„ Kim, du hast damit dein Geld verdient, aber das ist Vergangenheit! Willst du dich für deine Fehler ein Leben lang bestrafen? Lass los, Kim! Glaube mir, wenn ich eins weiß, dann dass du loslassen musst! Es wird sich niemals etwas verändern, wenn du daran festhältst, was du alles falsch gemacht hast!"

Kim drehte ihren Kopf ruckartig weg. Sie wollte nicht, dass er sah wie es ihr ging. Er hatte ins Schwarze getroffen. Sie blinzelte gegen ihre Tränen an. Wütend über sich selbst und wütend auf ihn, schubste sie Joshua mit aller Kraft von sich weg und rannte nach oben auf ihr Zimmer.

Das war zu viel Nähe. Im Zimmer angekommen brach sie an der Tür zusammen. Schluchzend legte sie ihren Kopf auf ihre Knie.
Seine Nähe, diese Wärme die er ausstrahlte, waren zu viel für sie. Sie hatte das alles nicht verdient... sie hatte sich Joshua nicht verdient!

Er war toll! Jede Frau würde sich um ihn reißen... aber erstmal musste sie gucken, dass sie seiner Wert wurde. Wieder wurde Kim von starken Schluchzern geschüttelt. Wie sollte sie das jemals schaffen? Sie hatte sich doch nur auf das Arrangement eingelassen, weil er unerreichbar für sie gewesen war...

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Hey meine Suchtis... das Kapitel ist mir nicht so ganz leicht von der Hand gegangen... ich hoffe man merkt es nicht 🙈🙈🙈 die Zerrissenheit von Kim dazustellen, war gar nicht so einfach 😔
Ich hoffe es gefällt euch trotzdem...

Save you (Band 2) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt