Ich schaltete den Fernseher ein, während ich mein spätes Abendessen zu mir nahm. Das Gezeigte flimmerte jedoch nur über den Bildschirm, ohne groß bei mir anzukommen. Es ging sehr wahrscheinlich nur wieder um die anstehenden Bürgermeisterwahlen für den Großraum New York. Seid Amerika es im Jahr 2016 gelungen war, einen ungestörten Handelskanal mit den EU-Staaten zu eröffnen, ohne an die strengen Vorschriften der europäischen Staaten gebunden zu sein, war es diesem Land gelungen aus dem anhaltenden wirtschaftlichen Tief, in dem es sich in den vorangegangenen Jahren befunden hatte, auszubrechen. Die amerikanische Wirtschaft war rasend gewachsen und schnell war dieses Land mit seinen großen Anführern und Visionären zu dem geworden, für das es sich schon seit langer Zeit gehalten hatte, nämlich dem unangefochtenen Führer des globalen Handels mit einem schier grenzenlosen Einfluss auf Politik und Märkte. Auch die Städte innerhalb des Landes profitierten enorm von diesem Aufschwung, der Fokus der Industrie versteifte sich vollkommen auf den Ausbau moderner Technik und der Vernetzung des Welthandels. Der Begriff Globalisierung bekam innerhalb von fünf Jahren eine komplett neue Bedeutung für die Menschen und Unternehmen in Amerika. Die staatlichen Zuschüsse in visionäre Projekte wuchsen und schon bald wurden die ersten zukunftsweisenden Erfindungen in die Gesellschaft integriert. So war es für die Menschen in diesem Land beispielsweise in sehr kurzer Zeit vollkommen normal geworden, mit der Hochgeschwindigkeitsmagnetschwebebahn zwischen und innerhalb der Millionenstädte zu reisen. Aber nicht nur das Leben und die Lebensart in den Städten hatten sich mit der fortschreitenden Modernisierung der Städte verändert, auch die Städte selbst hatten sich verändert. Die großen Millionenstädte wuchsen und breiteten sich immer mehr aus. Schon bald begannen sie, die kleineren Gemeinden an ihren Rändern zu verschlingen und in ihr Stadtbild zu integrieren. Zur großen Verwunderung der westlichen Welt hatte dieser Zusammenschluss ganzer Bundesstaaten nicht zu den erwarteten Aufständen und Bürgerkriegen geführt, sondern wurde vom Großteil der Bevölkerung als ein notwendiger Schritt in der „Evolution Amerikas" akzeptiert. New York erlebte in dieser Zeit die wohl größte Expansion aller Staaten, es breitete sich über seine nordöstlichen Grenzen hin aus und vereinigte von nun an auch New Hampshire und Vermont unter seinem städtischen Siegel. Diese massive Erweiterung und die neue Modellierung des Bundesgebietes zu einem der größten Industriestaaten der USA führten dazu, dass New York durch einen großen Konzernverband die stärkste Macht der inneramerikanischen Wirtschaft wurde. Folglich war der Posten des Bürgermeisters, der inzwischen 10,5 Millionen Menschen schwere Metropole, ein äußerst einflussreicher. Schon unmittelbar nach dem Aufstieg Amerikas an die Spitze der Weltwirtschaft, waren der Einfluss und die Entscheidungen des neuen industriellen Führungsstaates New York aus der amerikanischen Politik nicht mehr wegzudenken. Die Landesführer im Kapitol in Washington richteten sich nahezu ohne Widerspruch nach den Weisungen der New Yorker Obrigkeit und so kam es dazu, dass sich das Zentrum der amerikanischen Wirtschaftsmacht voll auf die Millionenstadt verlagerte. Im Endeffekt glaube ich, dass es genau dieser Aufschwung und die Möglichkeit auf ein neues Leben waren, die mich nach meinen diversen Aufenthalten in Waisenhäusern und meinem Jahr als Landstreicher in England und Wales dazu verleiteten nach Amerika beziehungsweise nach New York zu fliehen. Weg von England und weg von meiner Vergangenheit. Amerika sollte für mich, wie schon für Millionen Menschen vor mir, zu einem Land des Neuanfangs werden, doch schlussendlich hatte mich meine Vergangenheit wieder eingeholt. Nachdem ich mein Essen beendet hatte, saß ich einfach nur da und starrte am Fernseher vorbei aus dem kleinen Wohnzimmerfenster auf die von den Laternen beleuchteten Straßen. Wieder trugen mich meine Gedanken in der Zeit zurück und ich durchlebte, wie schon unzählige Male zuvor in meinen Träumen, die Jahre von meinen ersten Erinnerungen an die Reisen ins Signum bis hin zu meiner Flucht nach Amerika vor etwa sieben Jahren.
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The Demons Mirror
FantasyVor sieben Jahren hat Athan Blair versucht seinem Schicksal zu entfliehen und ein neues Leben in Amerika zu beginnen . Doch das was ihn verfolgt kennt keine Grenzen in der irdischen Welt. Die dämonischen Mächte jener Spiegelwelt, die seit Anbegin se...