Zwei Wochen später
Mein Blick fiel auf eine Tageszeitung, die zusammengefaltet an der Spitze eines Stapels lag, der aus allen möglichen Zeitschriften bestand. Die Schlagzeile war das Verschwinden des republikanischen Bürgermeisterkandidaten Kane Davian, der nur ein paar Tage nach dem Tod des demokratischen Gegenkandidaten John Reygen zuletzt gesehen wurde. Laut Zeitungsberichten wurde Davian zuletzt von einem seiner Angestellten im Hauptgebäude seines Börsenunternehmens gesehen. Keiner der Angestellten oder der Sicherheitsleute hatte mitbekommen, dass Davian das Gebäude an diesem Tag verlassen hatte. Schnell wurden Theorien über eine Entführung des Politikers und Börsenmoguls laut, denn ein Wachmann behauptete, an besagtem Tag von einem Unbekannten in den Räumlichkeiten des Gebäudes niedergeschlagen worden zu sein. Der Arbeitgeber des Wachmanns allerdings dementierte solche Aussagen. Die vorher schon angeheizte Stimmung in der Stadt hatte einen neuen Höhepunkt erreicht und die örtlichen Behörden hatten alle Hände voll zu tun die Ordnung wieder herzustellen. Aufgrund der Ausnahmesituation wurde von Präsidentin Adriana Sherman, in Abstimmung mit dem Senat, ein Sonderdekret erlassen, welches dem bisher amtierenden Bürgermeister Christopher Luthon die Führung über die Stadt zu überließ, bis sich die Situation wieder normalisiert hatte und Neuwahlen durchgeführt werden konnten. Weiterhin wurden auf Bundesebene Polizeikräfte mobilisiert, um die Situation in der Stadt wieder unter Kontrolle zu bekommen. Ich saß im Wartebereich des Lenox Health Centers und wartete darauf, dass ein Arzt mir das o.k. dafür gab, Liza zu besuchen. Die Ärzte hatten bei ihr nach dem Vorfall in unserem Haus eine Gehirnerschütterung, sowie einen Verdacht auf einen Milzriss festgestellt. Dies war auch der Grund, warum sie immer noch im Krankenhaus lag: Die Ärzte wollten sich vollkommen sicher sein, dass keine Gefahr mehr für sie vorlag. Eine Krankenschwester betrat den kleinen Wartebereich und bedeutete mir, ihr zu folgen. Mein Herz klopfte laut, als ich alleine vor der Tür des Krankenzimmers stand, nachdem die Schwester sich mit einem Lächeln von mir verabschiedet hatte und den Gang entlang verschwunden war. Ich öffnete die Tür und betrat den mit Licht durchfluteten Raum. Die Herbstsonne strahlte von einem klaren blauen Himmel durch das Fenster. Liza lag in einem Bett neben dem Fenster und die Sonnenstrahlen ließen ihr wirres Haar glänzen. Sie lächelte mich an, als ich den Raum betrat und ich trat näher an ihr Bett heran. Ich begrüßte sie, und noch bevor ich mehr als drei Worte sagen konnte, schlang sie ihre Arme um mich und drückte mich an sich. Ich erwiderte die Umarmung und wir sprachen eine ganze Weile kein Wort miteinander. Dann löste sie sich von mir und sah mich mit Tränen in den Augen an. Es waren Freudentränen. Ich griff nach ihrer Hand und drückte sie. Mein Blick fiel auf den kleinen Beistelltisch, der neben ihrem Bett stand, darauf lag das kleine Röhrchen mit dem zusammengefalteten Stück Pergament. Ich blickte ihr in die Augen und sie sagte: „Es tut mir leid was ich getan oder zu dir gesagt habe. Du hast mir an dem Morgen einfach Angst gemacht und ich war mit alle dem überfordert." Ihre Stimme brach ab und sie begann zu zittern. Ich nahm sie erneut in den Arm und flüsterte ihr beruhigend ins Ohr: „Alles wird gut. Das alles ist jetzt vorbei und wir können noch einmal von vorne beginnen." Bei meinen Worten wurde sie ruhiger und schmiegte sich, so gut es aus ihrer sitzenden Position im Bett ging, an meinen Körper. Während wir so dasaßen und uns in den Armen hielten, schwirrten die letzten Worte des Dämons, der von Davian besitzt ergriffen hatte, durch meinen Kopf: Wer oder was war ich? War ich noch ein Mensch, der es sich erlauben konnte, sich zu verlieben und sein Leben an der Seite eines anderen Menschen zu verbringen, für den man sorgte und um den man sich sorgte? Oder war ich durch mein bisheriges Leben und die unzähligen Streifzüge durch das Signum zu etwas geworden, was weder einen festen Platz in der irdischen Welt noch im Signum hatte? Verdammt dazu zwischen den Welten zu springen und bis zum Ende allein zu sein. Da die Angst jene zu verletzten oder in Gefahr zu bringen, die man liebt, sonst immer bei einem war. Liza drückte sich noch enger an mich und ihr Haar kitzelte mein Gesicht. Ich atmete den Duft ihres Körpers ein und in diesem Moment wusste ich: Egal was ich war, ich war bis zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben genug davongelaufen. Nun war es an der Zeit für mich zu leben.
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The Demons Mirror
FantasyVor sieben Jahren hat Athan Blair versucht seinem Schicksal zu entfliehen und ein neues Leben in Amerika zu beginnen . Doch das was ihn verfolgt kennt keine Grenzen in der irdischen Welt. Die dämonischen Mächte jener Spiegelwelt, die seit Anbegin se...