Ich schlug die Augen und spürte das Brennen von Galle, welche sich ihren Weg durch meine Kehle nach oben bahnte. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig mich zur Seite zu drehen, bevor ich mich in mein Bett erbrach. Ich versuchte den Kopf zu heben, doch sobald ich diesen auch nur minimal bewegte, wurde meine Sicht unscharf. Ich sammelte mich und mir gelang es, unter Aufbietung aller mir zur Verfügung stehender Kräfte mich aufzurichten. Ich stand kurz davor mich erneut zu übergeben, konnte den Reflex aber gerade noch zurückhalten. Mein Zimmer war dunkel und wurde nur von dem Licht der vor dem Fenster stehenden Laterne erhellt. Ich tastete nach meiner Nachttischlampe und schaltete diese mit vorgehaltener Hand an, damit mich das helle Licht nicht wieder brechen ließ. Nachdem die Birne so heiß geworden war, dass ich sie nicht mehr mit der Hand verdecken konnte und meine Augen sich an den zaghaften Lichtschimmer, der unter meinen Fingern durchschien, gewöhnt hatten, zog ich die Hand von der Birne und sah mich in meinem Zimmer um. Es sah grauenhaft aus und langsam realisierte mein Gehirn den abscheulichen Gestank, der im ganzen Raum hing. Dies war angesichts der Ereignisse allerdings keine große Verwunderung. Ich erhob mich von meinem Bett und betrachtete die mit Erbrochenem, Blut und Schweiß beschmutzen Laken. Mit der rechten Hand tastete ich in meiner Hosentasche nach meinem Handy, aber es war nicht dort, auch auf dem Nachttisch war keine Spur von ihm zu sehen. Ich seufzte, wankte zum Fenster und presste meinen Kopf gegen die kühle Scheibe. Die Kälte tat gut gegen die stechenden Schmerzen in meinem Schädel und half mir mich daran zu erinnern, was eigentlich passiert war. Bruchstücke von Bildern und Erinnerungen blitzen durch meinen Schädel. Mich auf diese zu konzentrieren fiel mir schwer und so dauerte es eine Weile, bis ich die Bilder und Gedanken so weit richtig sortiert hatte, dass sie einen Sinn ergaben. Das erste Bild, was ich unmittelbar nach meiner Ohnmacht in Seth Anwesen in Old Vermont in meinem Kopf sah, war ich, wie ich auf dem Boden meines Badezimmers hier in Greenwich Village lag. Ich erinnerte mich an die Schmerzen in meinem Bein, welche allerdings von dem unglaublichen Schmerz überblendet wurde, den das Gefühl in meinem Inneren mit sich brachte. Es hatte sich so angefühlt, als ob alle meine inneren Organe mit kochendem Teer gefüllt wären, der sich durch mein Inneres fraß. Ich hatte versucht vor Schmerzen zu schreien, brachte aber nur ein Gurgeln hervor und fing sofort danach an, zusammen mit Blut und kleineren Gewebefetzen, schwarze schleimige Brocken zu erbrechen. Der erste Schwall ergoss sich über dem Fußboden und sah aus, wie die erkalteten Überreste eines Vulkanausbruches. Ich schaffte es irgendwie meinen Kopf über den Rand der Badewanne zu strecken und erbrach mich über zwei Stunden ununterbrochen. Irgendwann wurde ich über dem Rand der Wanne kurzzeitig bewusstlos und schlug mit dem Kopf auf den Boden. Das bereits einsetzende Delirium ließ mich den Schmerz nicht fühlen und so lag ich für eine mir unbekannte Zeit auf dem Boden des Badezimmers. Das Nächste, was ich in meinen Erinnerungen sah, war ich, wie ich unzählige Male im Fieber in meinem Bett aufbäumte, mich erbrach und in die Dunkelheit zurück fiel.
Ich hob meinen Kopf von der Scheibe, nahm mich zusammen und bewältigte in einem Gewaltmarsch den Weg zum Badezimmer, wo ich mich an das Waschbecken klammerte und begierig den Wasserhahn aufriss. Mein Körper schrie nach Wasser und ich stürzte, soviel ich konnte meine Kehle hinunter, um den Geschmack der Galle loszuwerden. Das Wasser brannte höllisch in meiner von der dämonischen Substanz verbrannten Speiseröhre und meinen Inneren Organen, sodass ich es sofort wieder erbrach. Verkrustetes Blut und Galle vermischten sich mit dem in den Abfluss fließenden Wasser, während ich mich zwang langsam kleine Schlucke hinunter zu bekommen und gegen den Drang ankämpfte, alles direkt wieder auszuspucken. Nach etwa einer halben Stunde hatte ich meinen Drang nach Wasser befriedigt und ließ mich erschöpft auf den Boden vor dem Waschbecken sinken. Ich blickte an mir herunter und stellte fest, dass ich bis auf meinen Mantel, welcher neben der Badewanne lag, immer noch die Klamotten anhatte, die ich in Seth Anwesen getragen hatte. Alles war voller Kotze, Blut und Schweiß. Meine Hose war, wie mein Hemd, an mehreren Stellen zerrissen. Beides stank nach Urin und Fäkalien. Ich entledigte mich meiner Klamotten und schmiss sie allesamt in die Badewanne. Ich war zu erschöpft um Scham darüber zu empfinden, dass ich mich eingeschissen und eingepisst hatte. Ich schleppte mich unter die Dusche und drehte das Wasser voll auf, danach ließ ich mich, mit dem Rücken an den kalten Marmor gelehnt, langsam zu Boden sinken und genoss das Gefühl des heißen Wassers, welches über meine Haut und durch mein fettiges und verklebtes Haar lief. Nach einigen Minuten, in denen ich bewegungslos da gesessen hatte, musterte ich mein Bein, welches Seth kurz vor seinem Ableben gepackt hatte. Es war am Sprunggelenk, da wo er es festgehalten hatte mit einem Kranz weißer Narben versehen, welche an die an meinem rechten Arm erinnerten. Mein Bein sah so weit normal aus, war aber etwas steif und ließ sich noch nicht wieder vollständig anziehen. Ich vermutete, dass Seth dadurch, dass er mich gepackt hatte, als ich ihm den Schädel wegblies, einen Teil seiner Kraft auf mich übertragen hatte, ähnlich wie es der Dämon in dem Waisenhaus vor etlichen Jahren getan hatte. Dies war vielleicht auch der Grund, warum ich noch am Leben war. Die schwarze Masse, die sich nach seinem Tod in meinem Körper eingenistet hatte, war von weit größerer dämonischer Macht erfüllt gewesen, als es Seth oder irgendein anderer normaler Dämon je hätte sein können. Der Gedanke machte mir Angst und in meinem Inneren fing es an zu rumoren, als ich darüber nachdachte, dass diese Masse der Teil von Davains Dämon gewesen war, der mit Seth in Verbindung stand. Ich mochte zwar dämonische Heilkräfte besitzen, aber ich wusste genau, dass das die Konfrontation in Seth Anwesen die bisher intensivste Nahtoderfahrung in meinem ganzen Leben war. Die Kraft, die Seth mir scheinbar durch seinen Tod gegeben hatte, musste mich gerettet und meinem Körper geholfen haben gegen den Bestandteil von Davains Dämon in meinem Inneren anzukämpfen. Mit zittrigen Beinen erhob ich mich und wusch mir die Reste des Schmutzes vom Körper. Nachdem ich aus der Dusche getreten war, mich abgetrocknet und mir das Handtuch um die Hüfte gewickelt hatte, bückte ich mich nach meinem Mantel und fischte in der Tasche nach meinem Handy. Das Display hatte erstaunlicherweise keine weiteren Risse davongetragen aber der Akku war so gut wie leer. Nachdem das Display kurz aufgeleuchtet hatte und mir einige entgangene Benachrichtigungen anzeigte, erkannte ich auch, wieso der mir angezeigte Akkustand so niedrig war. Das Datum auf meinem Display besagte, dass die Ereignisse in der Nacht auf Seth Anwesen knapp drei Tage zurücklagen. Ich hatte also eine ganze Zeit lang in meinem Delirium gelegen, während mein Körper den Kampf gegen Davians teuflische Kraft aufgenommen hatte. Ich machte mich zurück auf den Weg in mein Schlafzimmer, um mir ein paar saubere Klamotten zu holen. Ich wollte mir gar nicht erst die Mühe machen, die Klamotten, die ich vorerst in der Badewanne zwischengelagert hatte, zu waschen. Es war schade um die Sachen, denn auch wenn sie noch nicht so alt waren, würden sie ihr baldiges Ende in einem Müllsack in einer Mülltonne hinter dem Haus finden. Als ich das Schlafzimmer betrat, schlug mir der widerliche Gestank, der in dem Raum vorherrschte entgegen und ließ mich beinahe rückwärts wieder aus dem Raum stolpern. Ich eilte schnell durch den Raum und riss das Fenster auf, damit die nun ins Zimmer strömende, eiskalte Nachtluft, den Raum zumindest in Teilen von dem bestialischen Gestank befreien konnte. In der Kälte zitternd trat ich vor meinen Kleiderschrank und griff mir schnell ein paar Sachen, danach verschwand ich wieder ins Bad, um mich umzuziehen. Während ich mir die neuen Klamotten überzog, fiel mein Blick auf meinen am Boden liegenden Mantel. Dieser war, auf den ersten Blick betrachtet, im Vergleich zu meinen Klamotten, relativ glimpflich davon gekommen. Eine eingehende Betrachtung offenbarten einige dunkle Spritzer am Saum sowie ein paar aufgeraute Stellen, an denen sich Glassplitter in den Fasern verfangen hatten, aber im Großen und Ganzen war er in einem noch akzeptablen Zustand, auch wenn ich ihn in Gedanken zu meinem Handy auf die Liste der zu erledigenden Dinge setzte. Dinge, die ich erledigen musste, wenn die ganze Scheiße hier vorbei war. Ich hielt kurz inne und stellte mir selbst wohl zum tausendsten Mal die mich verfolgende Frage, auf die ich die Antwort schon kannte: Es war nie vorbei und würde auch nie vollkommen aus meinem Leben verschwinden, egal was ich tat. Bevor ich weiter in meinen düsteren Gedanken versank, entschloss ich mich, den Rest der Nacht zu nutzen und mich noch für einige Stunden schlafen zu legen. Auch wenn ich drei Tage geschlafen hatte, fühlte ich mich, als hätte ich zwei Marathons hintereinander gelaufen und wäre im Ziel von einem LKW angefahren worden. In Anbetracht des Zusammenstoßes mit Seth kam mir kurz der Gedanke, ob der LKW nicht sogar die weniger tödliche Wahl gewesen wäre. Während ich mich auf den Weg nach unten in mein Wohnzimmer machte, um mich auf die Couch zu legen, ging mir die Szene in Seths Anwesen noch einmal durch den Kopf. Konnte ich mir sicher sein, dass der Dämon in ihm tot war? Zweifellos war er das. Ich hatte das Gehirn seiner menschlichen Hülle im gesamten Raum verteilt und der kleine Teil von Davians Dämon hatte verzweifelt versucht, in mir einen neuen Wirt zu finden. Ich hatte ihn geschwächt, daran bestand keinen Zweifel. Nun würde er mit Sicherheit noch erbarmungsloser auf mich Jagd machen. Der letzte Gedanke, der durch meinen Kopf ging, nachdem ich mich auf die Couch gelegt hatte, war die Frage nach John Reygen und wie es nun mit dem Wahlkampf in dieser Stadt weiter gehen sollte. Die Antwort darauf sollte ich nur wenige Stunden später bekommen. Die durch das Fenster fallenden Strahlen, der durch die Wolken strahlenden Herbstsonne, weckten mich einige Stunden später. Ich richtete mich von der Couch auf und massierte mir mit den Händen den verspannten Nacken. Ich stand auf und schaltete aus Gewohnheit den Fernseher ein, bevor ich in die Küche ging, um meinem nach Essen schreienden Magen etwas Gutes zu tun. Ich kramte in meinem Kühlschrank, nach den Einkäufen, die ich vor drei Tagen getätigt hatte, während in meinem Rücken der Fernseher anfing, Geräusche von sich zu geben. Ich tauchte mit dem Kopf aus dem Kühlschrank hervor und stellte etwas Speck und ein paar Eier auf die Arbeitsplatte, um mir ein seit drei Tagen überfälliges Frühstück zuzubereiten. Gerade als ich Eier und Speck in die Pfanne geworfen hatte, ertönte vom Fernseher aus die Stimme eines Nachrichtensprechers, der eine Sondermeldung ankündigte. Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und schaute auf die Uhr, es war 10:15 Uhr. Die ungewöhnliche Uhrzeit für eine Sondermeldung und der fast schon sorgenvolle Ton, mit dem der Nachrichtensprecher das Publikum begrüßte, ließ mich zum Fernseher hinüber schauen. Hinter dem Nachrichtensprecher wurde die Aufnahme einer Straße eingeblendet, auf der eine große Ansammlung von Leuten einer ähnlich großen Ansammlung von schwer gepanzerten Polizisten mit Einsatzschildern gegenüberstand. Gebannt starrte ich auf den Fernseher, während der Nachrichtensprecher seine Ausführungen fortsetzte: „Auch am gestrigen Abend kam es nach dem schrecklichen Mord an Bürgermeisterkandidat John Reygen, in vielen Teilen der Stadt wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und politisch motivierten Extremisten. Besonders im Zentrum der Bronx häuften sich die Zusammenstöße. Die Polizei versucht nun schon seit zwei Tagen, die gewaltsamen Proteste in der Stadt in den Griff zu bekommen. Der grausame Mord an dem Bürgermeisterkandidaten der Demokraten John Reygen in Old Vermont, wurde ersten Erkenntnissen nach von einem Einzeltäter begannen. Mister Reygens Leichnam wurde vor zwei Tagen nahe des Middleburry State Airports gefunden. Berichten der Polizei zu Folge wurde Mister Reygen, welcher ein Ferienhaus am White River besitzt, in seinem Auto erschossen. Die Polizei hat bis jetzt noch keine verwertbare Spur vom Täter. Die politische Explosivität hinter diesen Ereignissen hat besonders die sozial schwachen Teile von New York erfasst und eine Welle des Zorns bei der Bevölkerung ausgelöst. Gerade jene, die sich durch Reygen als Bürgermeister einen sozial gefestigten Stand erhofft haben, kämpfen nun mit der Angst von der Gesellschaft ausgegrenzt zu werden. So entlud sich die Gewalt insbesondere bei Aufeinandertreffen dieser sozial gefährdeten Schichten mit den politisch rechtsextrem orientierten Mitgliedern der sogenannten „Guardians of the Fututre", einer extremen Gruppierung, die seit einigen Jahren für eine Entledigung der sozialen Unterschicht zur Reinigung der Bevölkerung plädiert. Die Zusammenstöße und vermehrten Brandanschläge in den sozial schwachen Wohngegenden forderten in den letzten Tagen bereits über dreizehn Tote. Unter den Toten befindet sich ebenfalls eine Einsatzkraft der lokalen Polizei. Dutzende weitere Menschen wurden verletzt." Während der Nachrichtensprecher sprach, wurden Bilder von brennenden Autos und in Flammen stehenden Wohnbungalows gezeigt. Überall waren Feuerwehrfahrzeuge im Einsatz und versuchten die Brände zu löschen. Die Szene wechselte und eine Menge aus vermummten Gestalten wurde sichtbar, die mit Steinen und Feuerwerkskörpern auf eine anrückende Schar Polizisten warf, die im Schutz eines mit einem Wasserwerfer bestückten Räumpanzers vorrückten. Die folgenden Bilder waren ebenfalls voller Chaos und Gewalt und zeigten Straßenschlachten, welche in den Widerschein von brennenden Fahrzeugen und Mülltonnen, sowie das blau flackernde Licht von Polizei-, Feuerwehr- und Notarztwagen gehüllt waren. Der scharfe Geruch von angebranntem Fleisch stieg mir in die Nase und ich hastete zurück zum Herd, um mein Essen zu retten. Nachdem ich die Eier und den Speck von der Flamme genommen hatte, beschmierte ich zwei Scheiben Toast mit Butter und setzte mich mit meinem Frühstück an den Wohnzimmertisch. Der Appetit war mir beinahe wieder vergangen aber ich zwang mich etwas zu essen, den mein Körper schrie geradezu nach Nahrung. Das Chaos war ausgebrochen und ich hatte einen beträchtlichen Teil dazu zugetragen. Genau genommen war ich sogar der Hauptverantwortliche, denn wäre ich nicht ausgerechnet an diesem speziellen Abend zu Seth Anwesen marschiert, um ihm den Schädel wegzupusten, wäre Reygen noch am Leben. Auf lange Sicht hätte dies die Gesamtsituation nicht verändert, aber dann hätte die Übernahme Davians über die Stadt zumindest in den Anfängen weniger Kollateralschäden verursacht. Die Polizei sagte, Reygen sei in seinem Auto erschossen worden, dies war für mich nicht weiter verwunderlich. Entweder hatte der Dämon in Davian seine Macht genutzt und es durch eine Handvoll Helferdämonen nach dem in der Presse geschilderten Vorfall aussehen lassen oder er hatte über Umwege den richtigen Leuten eine gehörige Menge an Geld zugeschoben, um diese Version der Geschichte zur Wahrheit für die Öffentlichkeit zu machen. Der Tod von Seth wurde mit keinem Wort in den Nachrichten erwähnt und auch, nachdem ich meinen Laptop hochgefahren und ein bisschen im Internet recherchiert hatte, konnte ich keine Nachricht dieser Art finden. Dass Davian unmittelbar über die symbiotische Verbindung zu Davian von dessen Tod erfahren hatte, wusste ich, schließlich hatte ein kleiner Teil des Dämons versucht von mir Besitz zu ergreifen, beziehungsweise mich umzubringen. Der nächste Biss meines Essens blieb mir im Hals stecken, als mein Arm ganz sachte anfing zu kribbeln. Ich bekam einen heftigen Hustenanfall, als ich mir einer entscheidenden Tatsache bewusst wurde, die ich bis jetzt vollkommen ignoriert hatte. Ich hustete und spuckte mein Essen zurück auf den Teller, bevor ich aufsprang und nach oben ins Badezimmer hastete. Ich fischte meinen Mantel vom Boden und durchwühlte die Taschen. Ich fand das leere Magazin meiner Pistole, doch von der Waffe fehlte jede Spur. Ich war mir sicher die Waffe die ganze Zeit über fest umklammert zu haben, bevor ich das Bewusstsein verloren hatte. Ich stürzte in mein Schlafzimmer und ignorierte den beißenden Gestank, der sich nur spärlich aus dem Raum verzogen hatte. Ich fiel auf die Knie und sah die riesige Waffe mit offen stehendem Schlitten unter meinem Bett liegen. Ich musste sie im Fieberwahn wohl mitgeschleppt und dann fallen gelassen haben. Ein Glück hatte ich in meiner Panik das gesamte Magazin leer geschossen, als Seth meinen Fuß umklammert hatte. Es hätte für mich ziemlich übel ausgehen können, wenn die Waffe noch geladen gewesen wäre, als sie zu Boden fiel und mir unglücklicherweise selbst den Schädel weggeblasen hätte. Ich zog die Waffe hervor und eilte die Stufen zurück hinunter in mein Wohnzimmer, dort angekommen riss ich den Küchenschrank auf, in dem ich die Kaliber 44. Patronen für die Waffe gelagert hatte. Neben der Schachtel mit den Patronen lag auch das Röhrchen mit dem Stück Pergamentpapier, welches mich an der Millennium High School zumindest zum Teil im Signum für die Dämonen unsichtbar gemacht hatte. Ohne groß nachzudenken, stopfte ich es in meine Tasche und eilte dann mit der Schachtel voll Patronen zum Wohnzimmertisch zurück. Ich begann die beiden Magazine mit Patronen zu befüllen, während mir die Gedanken durch den Kopf schossen. Der kleine Teil von Davians Dämon hatte versucht mich zu töten und war gescheitert. Somit wusste Davain, dass ich noch lebte und was viel schlimmer war, er wusste, wo ich mich aufhielt. Das nun immer stärker werdende Brennen in meinem Arm verriet mir, dass er beschlossen hatte, jemanden vorbei zu schicken, um mir dies mitzuteilen. Nachdem ich die beiden Magazine nachgeladen hatte, stopfte ich die Packung mit den verbleibenden Kugeln ebenfalls in meine Manteltasche und sah mich an der Garderobe nach meinen Schuhen um. Mir fiel ein, dass sich diese ebenfalls oben im Badezimmer befanden und ich hastete fluchend erneut die Treppe nach oben. Nachdem ich die Schuhe angezogen hatte, sprang ich beinahe die Treppe herunter und eilte zur Tür. Einen Meter vor der Tür blieb ich wie angewurzelt stehen. Mein Arm brannte inzwischen wie Feuer und von der anderen Seite vernahm ich Schritte und die Stimmen zweier Personen. Eine der Stimmen gehörte Liza, die andere Stimme war mir unbekannt.

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