18 »Siehst du, dir liegt doch etwas an mir.«

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★Kapitel 18

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Darius starrte angestrengt in sein Handy als ich auflegte.
„Dein Freund ist aufgewacht, Prinzesschen.“, verkündete er und tippte auf dem Display herum. Ich wurde sofort hellhörig. Das Gespräch mit meiner Mutter rückte in den Hintergrund, mein Herz überschlug sich mindestens zweimal und ich sprang hoch. Das war die beste Nachricht des Tages und stimmte mich wieder fröhlich.
„Nenn mich nicht Prinzesschen und los! Warum stehen wir hier dann noch so rum. Wir müssen zu ihm.“ Ich musste Niall sofort sehen. Darius steckte sein Handy weg, aber sah mich nur abwartend an.
„Okay. Dann geh.“, forderte er mich auf, aber ich hätte ihm sofort eine schellen können. Meine Augenbrauen wanderten hoch nach oben.
„Ich kenne den Weg nicht, du Dumbo.“, erklärte ich ihm langsam, damit auch er es verstand. Als er es realisierte, marschierte er schon los und ich folgte ihm.
Für mich zählte, so schnell als möglich zu Niall zu kommen. Und obwohl Darius schon beinahe rannte, war es für mich immer noch zu langsam. Wir bogen an unmöglich vielen Ecken ab und der Weg schien immer länger zu werden. Aber ohne ihn hätte ich mich tausendmal verrannt. Schließlich kamen wir zur Krankenstation und ich stürmte ins Zimmer. Die Krankenschwester, die bei Niall stand, sah mich verwirrt an, ging aber schließlich zur Seite und ich hatte freie Sicht auf Niall.
Und er hatte die Augen offen. Tatsächlich grinste er mich breit an als er mich in der Tür stehen sah und ich schüttelte den Kopf. Diesen Enthusiasmus brauchte ich ebenfalls.
Niall sah gut aus. Nichts deutete daraufhin, dass er eben noch im Koma lag oder eine Kugel für mich abgefangen hatte. Naja, bis auf den Verband um seine Brust. Keine Augenringe, kein müder Gesichtsausdruck oder wenigstens verwirrte Haare, die er wegen des Schlafes eigentlich haben hätte sollen. Das alles sprang mir in den ersten paar Sekunden ins Auge als ich in der Tür stand und mich nicht bewegen konnte. Doch es dauerte nicht lange da kneifte mich schon Darius von hinten in die Seite und ich ging durchs Zimmer um mich in die ausgebreiteten Arme von Niall zu werfen, die er mir schon abwartend entgegen hielt. Ich hatte unglaubliche Angst um ihn und dieser Druck fiel von mir ab.
„Du hast den Verstand verloren, Niall.“, murmelte ich in seine Haare und sog seinen Duft ein. Daraufhin lachte er leise und ich spürte wie seine Brust vibrierte. Ich hätte ihn tausend Jahre umarmen können aber um es nicht unangenehm zu machen ließ ich ihn los.
„Also bitte. Da setze ich mein Leben für ein hübsches Mädchen aufs Spiel und sie bedankt sich bei mir indem sie mich beleidigt?“ Dabei sah er mich selbstsicher an und strich sich durch die Haare. Es war klar, dass er sofort wieder zu seinem Selbst zurückkehrte.
„Ich bin einfach nur froh, dass du jetzt wieder aufgewacht bist. Und kann es noch immer nicht glauben, dass du dich vor mich geworfen hast.“
„Ich würde es immer wieder tun. Auch wenn ich kurzzeitig dachte ich hätte das Licht gesehen.“ Am Ende blickte er nicht mehr so freudig in eine Ecke des Zimmers als erinnerte er sich zurück. Aber der Moment verstrich so schnell wieder wie er gekommen war und er zwinkerte mir zu.
„Noch einmal drücken?“, fragte er und Darius schnaubte im Hintergrund. Ich hörte wie sich seine Schritte entfernten und musste schmunzeln. Er brauchte sich keine Sorgen zu machen, dass wir hier eine Szene veranstalteten, die nicht so jugendfrei war. Ich beugte mich also noch einmal hinab und umarmte ihn, darauf bedacht ihn nicht an der Stelle zu berühren, die noch nicht geheilt war.

„Siehst du. Dir liegt doch etwas an mir.“, flüsterte er mir dann zu und seine Hand rutschte nach unten zu meiner Taille. Ich wollte mich schon von ihm lösen, aber er war noch nicht fertig mit sprechen.
„Ich kann es in deinen Augen sehen. Aber wenn du nichts sagst, dann werde ich nicht mehr um dich kämpfen, Annabelle. Prinzessin Annabelle.“ Er wusste bereits davon. Doch seine Worte brannten sich tief in mein Bewusstsein. Natürlich lag mir etwas an ihm. Er war einer meiner besten Freunde. Aber als wir das Gespräch in der Bibliothek geführt hatten, hatte er gesagt er würde sich eine Weile von mir fern halten, damit seine Gefühle weggingen. Empfand er doch noch mehr für mich, wie Candy angedeutet hatte? Oh Gott, warum musste mein Leben so kompliziert sein? Und warum fühlte sich seine Hand auf meiner Taille so gut an? Ich sah ihm schließlich in die Augen und zog mich noch nicht ganz zurück. Jetzt wo wir uns so nah waren, begann mein Herz schneller zu schlagen. Irgendetwas in mir sagte mir, ich solle mich vorbeugen. Seine Lippen einnehmen. Von ihm kosten.
Es zog mich zu ihm. Es passte alles.
Doch dann stürmte jemand mit einer quietschenden Sing sang  Stimme ins Kankenzimmer und der Moment war dahin. Ich schreckte hoch, meine Wangen färbten sich sofort rosa und dann wurde ich auch schon unsanft weggestoßen, weil die Person nur Augen für einen hatte. Die ganze Situation zwischen uns rückte jedoch in den Hintergrund als Nialls Freundin  freudestrahlend auf sein Bett krabbelte, sich rittlings auf ihn setzte und ihn abknutschte als gäbe es keinen Morgen mehr. Es war so absurd, dass ich nicht einmal wegsehen konnte. Es kam kein Hallo  von ihr an mich oder wenigstens an Niall. Sie begann gleich mit dem rummachen.
„Baby, du Armer. Ich kam so schnell ich konnte.“, bemitleidete sie ihn und strich ihm über die Wangen als wäre er ihr Hund. So schnell war sie nun auch nicht gewesen, wenn man bedachte, dass sie erst jetzt da war. Sie musste sich wahrscheinlich erst ihr nuttiges Outfit zurechtlegen und zur Maniküre gehen.
„Keine Sorge, jetzt bist du ja da.“, sagte Niall und fasste ihr an die Taille. Kurz zuvor waren sie noch an meiner. Es war irgendwie seltsam, dass sich die Beiden für mich kein Stück interessierten obwohl ich mitten im Raum stand. Ich kam mir so fehl am Platz vor, dabei hatte ich mir bestimmt mehr Sorgen um Niall gemacht als sie.
„Sie wollten mich erst gar nicht aus der Schule lassen, aber Daddy hat das geregelt. Er schafft alles. Ich bin dann mit der Limousine hergefahren. Und es ist so cool hier. Am königlichen Hof ist  alles so königlich...“, erzählte sie stolz und stieg schließlich von ihm runter. „Ach, ja. Und die Zigaretten lassen wir auch schön bleiben. Wir wollen doch, dass du möglich bald wieder hier aus diesem Krankenhaus raus kommst.“, bevormundete sie ihn und er nickte. Er nickte! Was zum Teufel? Ließ er sich von dieser dummen Kuh auch noch vorschreiben was er anziehen sollte? Oder wann er aufs Klo musste?
Mir reichte es. Dieses Theater war mir einfach zu blöd. Es bemerkte keiner als ich aus dem Zimmer verschwand und wieder zurück in mein eigenes ging. Dabei wollte ich mich doch noch bei Niall bedanken. Dazu kam ich nämlich gar nicht.

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Ich wünsche euch einen schönen Tag. Gerade ist es richtig heiß draußen und das schreit nach Baden 🌊.
Schade, dass ich diese heißen Tage in der Arbeit verbringen muss. Mir bleibt da nur das Wochenende. Ach Leute, Sommerferien wären schon wieder ganz cool.

Shadow Creek 2 (Blutengel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt