22 »Sie ist eine Furie.«

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×Kapitel 22

Es ist kaum zu glauben, dass Menschen einen nach dem Leben trachteten obwohl man sie nicht einmal kannte. Es ist auch kaum zu glauben, dass jemand so kalt sein konnte, ein Leben auf dem Gewissen zu haben. Man musste entweder kein Gewissen oder nichts mehr zu verlieren haben. Trotzdem war es keine Entschuldigung dafür jemanden das Leben zu nehmen. Durch den Anschlag im Internat wäre ich beinahe in einer Holzkiste gelandet und kam gerade noch so davon. Durch die unglaubliche Heldentat von Niall. Doch dieses Mal hatte mich keiner gerettet. Es war reiner Zufall, dass die Königin mein Glas anstatt ihres getrunken hatte. Mich durchfuhr direkt ein Schauer nur bei dem Gedanken an den Winterball. 

Die besinnliche Zeit sollte nicht einfach so willkürlich zerstört werden. Mit dem Tod der Königin hatte unser Reich eine Veränderung vor sich. Ich musste akzeptiert werden und genau so professionell wie all die Monarchen vor mir sein. Ich hatte so viele Aufgaben dazu bekommen, dass ich bis nächstes Jahr ausgebucht war. Ich musste auf soziale Events, öffentliche Veranstaltungen, Preisverleihungen und hatte zusammen mit dem Rat den militärischen Service und unsere Verteidigung zu regeln. Ich war die Repräsentation der Schattenschwingen. 

Soweit ich es verstanden hatte, ein Mitglied der Regierung. Und natürlich musste ich auch noch zwischendurch meine Schule beenden. Mein Kopf schien zu platzen, aber ich war überzeugt davon, dass ich es schaffte. Vor allem da mir meine Eltern den Mut zu sprachen alles zu schaffen. Es tat gut, dass sie an mich glaubten und mich unterstützten obwohl sie keine Schattenschwingen waren. Nach dem Gespräch mit Mr Reed, fiel ich in einen tiefen Schlaf und am nächsten Morgen drehte ich meine Runden in der Luft. Ich genoss den Wind in meinen Haaren und in meinen Flügeln. Ich schwebte auf Höchstgeschwindigkeit durch die Lüfte und bekam so meinen Kopf frei.

Doch wieder auf der Erde überkam mich eine unglaubliche Wut, je mehr ich über das Attentat des gestrigen Tages nachdachte. Dieser Bastarde. Die Adelsfamilie Bavenberg hatte alles dafür gegeben an den Thron und die Spitze zu kommen und sogar einen Mord dafür in Kauf genommen. Natürlich ergab es Sinn. Hätten sie mich, die einzige Erbin erst einmal aus dem Weg geräumt, wäre jemand aus einer hohen Adelsfamilie gewählt worden, den Thron nach dem Ableben der Königin zu übernehmen. So in der Art hatte ich es gelernt.

Ich ballte die Hände zu Fäusten und setzte meinen Weg fort in eine völlig andere Richtung. Ich wusste wo die Schuldigen sich aufhielten. Gleich nachdem sie geschnappt wurden, wurden sie ins Verließ gebracht, wo sie wahrscheinlich für den Rest ihres erbärmlichen Lebens verrotteten. Aber ich wollte sie konfrontieren. Sie fragen warum sie so dreist waren mich zu vergiften und am liebsten dafür verhungern lassen. Miss Bavenberg, ihr Mann und ihre Tochter konnten sich auf etwas gefasst machen. Die Wachen ließen mich ohne ein Wort die Treppen nach unten steigen, nachdem ich Darius geschickt losgeworden war.

***

Es mochte sein, dass ich Schimpfwörter schreiend , von zwei Wachleuten aus dem Gefängnis geworfen wurde. Ich hätte es jedoch immer wieder getan und in ihre angsterfüllten Augen geblickt. Sie wussten was ihnen bevorstand aber hatten keinen Anstand sich zu entschuldigen. Nein, es wurde mir ins Gesicht gesagt, dass sie es bedauerten, dass ich nicht tot war und ihr Plan schief ging. Es machte mich umso wütender und ich zählte ihnen auf was ich alles mit ihnen machen würde. Verhör hin oder her. Und nach dem Rausschmiss ging es mir wesentlich besser.

Auf dem Weg zurück stolperte ich fast über die Füße einer Gestalt, die alleine an einer Mauer lehnte. In der einen Hand ein Handy und in der Anderen eine qualmende Zigarette.

Ich musste kein zweites Mal hinsehen, das Klopfen meines Herzens verriet mir bereits um wen es sich handelte. Und es hatte immer Recht. 

Fast schon als hätte er sich vor irgendwem versteckt, stand er da mit seiner Kapuze über den Kopf gezogen. Ich zog sie ihm vom Kopf und zum Vorschein kam sein schelmisches Grinsen woraufhin sich meine Mundwinkel ebenfalls hochzogen. Ich vergaß sogar meine Strapazen die ich hinter mir hatte und dass ich fast gestolpert wäre. Das war mir neu.
„Hey Kleines. Vorsicht, da sind meine Füße im Weg.", gab er mir den Rat und meine Miene verfinsterte sich. Niall wollte Spielchen spielen.
„Danke für die Warnung, aber die hatte ich vor einer Minute gebraucht.", sagte ich während ich mich an die Wand neben ihm lehnte und mir die Jacke enger an den Körper zog. Es war verdammt kalt und ich sehnte mich nach den warmen Sommertagen zurück. Die Tage an denen man sehen konnte, wenn man atmete waren echte Arschlöcher. 

Shadow Creek 2 (Blutengel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt