Kapitel 4 „Vielleicht werdet ihr in der Luft abgeschossen, wie ein Vogel."

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Nach dem Unterricht gingen wir alle zur Essensausgabe um uns unsere Ration an Blut zu holen. Ich war keine zwei Sekunden aus dem Klassenzimmer als mich auch schon der Geruch von Chris umgab und er mir seine Hände von hinten um die Taille legte. Ich sah mich kurz in der Halle um und beobachtete die neidischen Blicke der Mädchen.

Wenn sie gekonnt hätten, hätten sie mich umgebracht. Vor Nola (der B!tch) hatten sie Respekt, da sie beliebt und eine Persönlichkeit war, mit der man sich nicht anlegen wollte. Ich hingegen war nur ich. Anni Melone, schwarzhaarig, blauäugig und mit Chris zusammen. Dem rebellischen, gutaussehenden und angehimmelten Typen.

„Treffen wir uns heute zum Fliegen?", fragte mich Chris und als ich den Kopf drehte, gab er mir einen Kuss auf den Mund. Es bildete sich sofort ein Lächeln auf meinen Lippen. Chris sah heute besonders gut aus. Seine schwarzen Haare waren verwuschelt und unordentlich auf seinem Kopf platziert als wäre er gerade erst aufgestanden. Schließlich schiebt er sich zwischen mich und Candy und platziert einen Arm um meine Taille.

„Gerne. Wohin denn?", fragte ich neugierig. Ich hatte Lust endlich wieder etwas mit ihm zu unternehmen. Etwas richtig lustiges und Date-haftes. Nur wir zwei.

„In die Bucht. Shadow Creek." Candy, Rob und ich blieben alle gleichzeitig mitten im Gang stehen und starrten ihn an. Er wollte sich den Regeln wiedersetzen und in die nahe gelegene Bucht fliegen obwohl es ausdrücklich verboten wurde? Als ich aber noch einmal nachdachte, konnte ich es verstehen. Wann machte Chris nichts, dass absolut verboten war?

„Hast du den Zettel nicht gelesen.", fragte Candy verwirrt und rümpfte die Nase.

„Doch.", lachte Chris und strich mir sanft über den Rücken. Er war eben immer schon ein wenig draufgängerisch.

„Und du willst trotzdem eine Regel brechen?", fragte sie noch einmal bevor wir wieder weiter spazierten und durch den eiskalten Hof mussten. Ich fror sofort und Chris zog mich noch enger an seinen Körper. Ich liebte es, dass er immer so fürsorglich war.

„Was soll denn schon passieren? Meine Freunde sind auch dabei.", argumentierte er und zuckte mit den Schultern. Das fand ich jetzt weniger berauschend, da ich Zeit alleine mit ihm verbringen wollte.

„Vielleicht werdet ihr in der Luft abgeschossen, wie ein Vogel.", sagte Rob mit einer monotonen Stimme. Obwohl es draußen schon eiskalt war, klang Robs Stimme noch um einiges kälter. Er tat mir so leid.

„Komm schon Rob, sonst wirst du noch zu einem richtigen Emo.", witzelte Chris und ich stieß ihm meinen Ellbogen in die Seite. Von Feingefühl hatte er bestimmt noch nichts gehört. Doch machte es mir ein bisschen Angst, dass er gewissermaßen recht hatte. Rob war in letzter Zeit nur noch traurig und emotionslos. Candy legte Rob einen Arm um die Schulter um ihn aufzumuntern.

„Und du, zu einem richtigen Arschloch.", sagte er leise, doch wir verstanden ihn ganz genau.

„Der war gut, Rob.", lachte Candy und plötzlich schien auch auf Robs Gesicht ein kleines Lächeln was mich veranlasste ebenfalls zu lachen. Ich hatte ihn lange nicht mehr lächeln sehen.

„Wow. Das tat weh.", sagte Chris gespielt beleidigt und fasste sich ans Herz. Eindeutig zu viel Drama.

„Kommt davon, Chris.", kicherte ich und schob ihn weiter.

„Aber ich habe ihn zum Lachen gebracht.", freute er sich und schmiegte sich an meine Seite. Ich kicherte als er eine kitzlige Stelle berührte.

Plötzlich sah ich Niall um die Ecke biegen und als unsere Blicke sich trafen, wurde mir übel und ich drehte mich schnell zu Chris.

„Ok, ich werde mitkommen. Ich muss mal wieder rauskommen.", sagte ich. Ich hatte mich nie richtig an die Regeln gehalten, warum sollte ich es jetzt machen und so viel Spaß verpassen? Außerdem hatte ich mich schon einmal aus den Fängen von einem Psychopathen namens Gabriel befreit, also was sollte schon groß passieren?

Shadow Creek 2 (Blutengel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt