63.

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Wieder mal barfuß, laufe ich über das Gras. Ich spüre den Wind in meinem Gesicht.
Lächelnd werde ich schneller. Ich will nicht anhalten, nicht stehen bleiben. Einfach nur weiter.
Alles will ich vergessen, die ganzen Geschehnisse, die Probleme, Alles. Doch das ist nicht möglich.

In Sekundenschnelle durchquere ich den Wald, auf dem Weg zu den Klippen. Dort war ich schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr.

Von weitem kann ich die Wellen brechen hören, wie sie bedrohlich gegen die Felswand schlagen.
Ich erinnere mich an die Zeit, die ich Unterwasser verbrachte, mich schwerelos fühlte, ich war frei von allen Sorgen, die noch auf mich zu kommen würden.

Der Vollmond wird immer wieder von einzelnen Wolken verdeckt, die schon ein Unwetter voraussagen. Die Sternbilder am Himmel sind gerade noch gut erkennbar und faszinieren noch immer so sehr, wie sie es schon vor Jahrhunderten getan haben.

Der Wind wird immer stärker. In der Ferne sind schon die Gewitterwolken zu sehen, die mit ihren Blitzen warnen. Ob es mir schaden würde, vom Blitz getroffen zu werden?
Keine Ahnung.
Der Donner kommt immer näher, worauf ich zu lächeln beginne. Früher hatte ich Angst vor dem Gewitter gehabt. Doch nun kann mir eigentlich nicht das Geringste dabei passieren, wahrscheinlich.

Das Zischen des Windes wird lauter und bedrohlicher.
Ich warte nur weiter darauf, das Gewitter über mir zu sehen.
Wieder entlädt sich die Ladung der Teilchen mit einem lauten Grollen.
Es wird wieder heller, nun schlägt der Blitz ein, ein paar Meter neben mir.

Doch erschrocken, laufe ich los. Ich konnte die Energie des Blitzes durch den Boden spüren. Ein wenig Angst habe ich wohl doch noch davor.

Nach ein paar Kilometern halte ich an, das Gewitter bereits hinter mir gelassen, da ich etwas rieche. Ein Vampir, aber ein mir bestens bekannter.
"Verfolgst du mich?", frage ich, kurz darauf steht Grayson vor mir.
"Nein, ich hab mich nur gelangweilt und bin spazieren gegangen", sagt er. Lassen wir das mal so stehen. Ich nicke nur und laufe weiter. Er geht neben mir her.
"Was habt ihr eigentlich heute besprochen?", frage ich nach einer Weile.
"Carissa will mit Seth zusammenziehen", sagt er, worauf ich ihn geschockt ansehe.
"Wie soll das funktionieren?
Was ist mit der Grenze?", na toll, noch ein Problem!
"Ich weiß es nicht, sie liebt ihn so sehr und will bei ihm sein", er sieht wirklich sehr verzweifelt aus.
"Wir werden schon eine Lösung finden", sage ich und merke, dass er bei dem Wort 'wir' kurz zusammengezuckt ist.
Ob er manchmal noch über Uns nachdenkt?
Ich will Edwards Gabe dafür nicht nutzen, das wäre Grayson gegenüber nicht fair.
Was Embry denkt höre ich immer wieder, er hat kein Problem damit, dem Anführer zu folgen, anders als Jacob, er weigert sich noch immer, genau wie Leah. Sie lassen die Beiden aber nicht gehen.
Jacobs Vater kann dagegen auch nicht viel tun.

Wir laufen weiter durch den Wald, bis plötzlich der alt bekannte entsetzliche Geruch in Luft liegt. Die Wölfe.
Auch Grayson hat es gemerkt und rennt hinter mir her. Im Hintergrund ist ihr lautes Heulen zu hören, welches aber immer näher kommt.
Sind wir in ihrem Revier oder ist ihnen der Vertrag jetzt auch egal?
Mit einem Satz springe ich über die Felsen, gefolgt von Grayson. Kurz darauf läuft er wieder neben mir.
Wir bahnen uns den Weg durch den Wald, erst jetzt fällt mir auf, dass ich im Laufen seine Hand genommen habe. Er ließ dann aber auch nicht los. Vielleicht hat er es nicht realisiert, vielleicht war es aber auch Absicht.
Bevor wir am Haus ankommen, lasse ich ihn wieder los. Die anderen stehen bereits vor dem Haus. Ich laufe in Toms Arme, der plötzlich vor mir gestanden hat. Ich erwidere die Umarmung, doch sehe zu Grayson, der still ins Haus geht.

Am Abend sitze ich allein in meinem Zimmer, Tom ist bei Serena, Rosalie und Emmett. Ich könnte mir ihn und Serena gut als Paar vorstellen.

Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr merke ich, dass meine Gefühle für Tom nicht mehr die Selben sind. Es ist furchtbar, ich muss es ihm aber sagen.
Jetzt wird es mir erst richtig klar, ich liebe Grayson noch immer. Er ist mein Seelenverwandter, auch wenn ich es abstreite. Doch ist es für ihn noch genauso?

After Dark - Bis(s) zur Unendlichkeit (BEENDET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt