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Elizabeth und Henry

Henry war sofort aufgesprungen. Als ich ihm kommen sah, drehte ich mich ruhig um und ging aus der kleinen Schenke. Ich warf einen Blick über die Schulter um zu sehen, ob er mir auch wirklich folgte. Dann führte ich ihm in den Stall eines Bauern, in dem ich seit zwei Tagen schlafen durfte. Er war ein alter Witwer, deshalb machte ich mir keine großen Sorgen.

Ich zündete eine Kerze an und wartete, das Henry sich einen Platz im Stroh gemacht hatte. .Seit ich nicht mehr Nash war, trug ich mein Haar offen auf einer Schulter. Henry musterte mich interessiert, als ich mich neben ihn setzte. Sein Blick blieb einen Moment an meinen Wunden an den Rippen und an meinen Schenkel haften. Dann glitt sein Blick zu meinen Haar.

"Wieso bist du nicht zurück gekommen? Wie konntest du nur glauben, ich würde dich ernsthaft wegschicken?" Seine Stimme war so ruhig, so sanft und von mir so vermisst. Eine Gänsehaut überzog mich.

Ratlos hob ich die Schultern. "Ich dachte, das es dein gutes Recht sei."

Seine große warme Hand legte sich auf meine Wange und drehte meinen Kppf zu ihm. Er war keine Handbreit entfernt von meinen Gesicht. Ich spürte seinen Atem an meiner Wange. Ein gequälter Ausdruck trat in seine Augen, der mir fast das Herz brach. "Tu mir das nie wieder an."

In diesem Moment glaubte ich das er das gleiche empfand wie ich. Doch es war unmöglich. Deshalb schon ich sene Hand wieder von meiner Wange, ging aber nicht auf Abstand. Seine Nähe tat so gut... "Du kennst mich nicht, Henry."

"Du mich auch nicht. Aber du kannst mir trotzdem nicht erzählen, das du mich nicht halb so sehr vermisst hast, wie ich dich. Du würdest Lügen."

"Woher willst du das wissen?" Er hatte mich vermisst...

"Ich sehs dir an. Manchmal hab ich das Gefühl, dich schon mein Lebenlang zu kennen. Wo wir beide wissen, ich weiß nicht das geringste über dich."

"Wie kannst du sowas nur sagen, wo ich dich so lange belogen habe?"

"Du hast getan was du musstest um zu überleben. Wieso willst mich dafür bestrafen?"

Mein Herzschlag setzte aus. "Wäre es das? Eine Strafe?"

Ein bitteres schiefes Lächeln mit seinen wundervollen Grübchen tauchte auf. Ohne einen weiteren Wort, legte er seine Hand wieder an meine Wange und zog mich an seine Lippen. Dann war alles egal. Ob es möglich wäre, in so kurzer Zeit sich in jemanden zu verlieben. Ob er mich wirklich vermisst hatte, oder nur sein Schlechtes Gewissen ihn zu mir trieb. Oder ob er mir je vertrauen könnte, nie missträusisch wäre. In den Moment war einfach alles richtig.

Mit einen leisen Seufzen löste er sich. Strich mir sanft mit dem Daumen über den Wangenknochen und lehnte seine Stirn an meine. Seine braunen Augen leuchteten im Zwielicht. "Sag mir, das du mich nach England begleitest."

Ich war nicht sicher ob ich das richtige tat. Aber ich war Jung und hatte nichts zu verlieren. Außer Henry. Und das wollte ich verhindern. Lässig zuckte ich die Schultern und schlug die Augen nieder. "Ich hatte sowieso vor nachhause zu reisen."

Henry lachte leise. "Da hab ich aber Glück."

Einen Moment wartete er noch, dann schlang er einen Arm um mich, ganz vorsichtig aks wäre ich ein scheues Reh, und küsste mich wieder. Ich musste lächeln. Es war noch nicht so lange her das ver mich verprügelt hatte, oder mich mit dem Eschenstock im Training gepisakt hatte. Und nun war er so vorsichtig als wäre ich aus Glas.

Henry ließ den Blick über mein Heubett gleiten. "Du musst nicht hier schlafen. Komm mit rüber."

"Ins Männerlager?"

"Warum nicht? Du kannst bei mir schlafen." Er grinste unsicher. "Diesmal bekommst du auch ein Bett."

Ich lächelte und war froh, das Henry keine Anstallten machte jetzt schon zu gehen. Er blieb neben mir am Boden sitze, an die Stallwand gelehnt und machte einen ganz entspannten Eindruck. Ich war wesentlich nervöser. Er hatte mich geküsst und saß nun hier, als hätten wir nur Händchen gehalten. Natürlich war es nicht mein erster Kuss gewesen. Aber es war eben Henry. Bei ihm fühlte sich alles anders an.

"Was hast du bei der Schencke eigentlich zu suchen gehabt?"

"Dich." Oh, man... hatte ich das gerade wirklich einfach so zugegeben? "Ich hab euren Trupp kommen sehen und wollte ... naja..." wie kam ich da elegant wieder heraus?

Henry grinste schief. "Und auf dem Schlachtfeld? Ich dachte du hättest mir was versprochen."

"Ich konnte nicht anders. Als ich hörte wie die Franzosen gegen die Engländer zogen, machte ich mir um meine Kameraden sorgen. Aber ich habe nur am Schluss noch ein wenig mitgemischt. Wie geht es Robin?"

"Schlecht, weil er viel Blut verloren hat. Sie dachten sie müssten ihn das Bein abnehmen, aber er wachte vorher auf und kann sogar schon reiten. Er hinkt ein wenig, aber sonst bewegt er es ganz normal."

"Denkst du, das humpeln bleibt."

"Das kann man noch nicht sagen." Er lächelte so Gott verdammt charmant. "Mein Vater blieb im Lager, Gott sei Gedankt für seine kleinen Gnaden, und der König hat mir ein wenig von der Ausbeute gegeben. Er hat das mit all seinen Soldaten gemacht, weil er uns nach der Ruhr ja kaum noch hatte anständig auszahlen können. Außerdem hab ich ihn seinen Freundestaumel wegen seinen Sieg nochmal wegen meiner Burg nachgefragt." Ein wenig verlegen sah er mich durch seine dunklen Wimpern hindurch an. "Willst du mich zu meiner Burg begleiten?"

Überrascht riss ich die Augen auf. "Henry... Ist das dein ernst?"

"Wieso nicht? Ich kenne Nash, aber nicht Elizabeth. Du willst zwar zurück Nachhause, aber das muss dich nicht hindern ein wenig von deinen Ziel abzuweichen."

"Ich hoffe du erwartest nicht das ich dir Rosalinde ersetze..."

Grantig zog er die Brauen zusammen. "Hätte ich sie gewollt, hätte ich sie mitgenommen. Aber ich weiß was du meinst. Keine Sorge."

Lächelnd zuckte ich die Schultern. "Dann abgemacht. Ich komme mit dir. Wie heißt die Burg?"

Henry lachte. "Sie liegt in Nashville."

Der Beginn der RitterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt