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Das Problem im Keim

Avan saß am Fenster und betrachtete das Bett seiner Eltern, mit den handgeschnitzten Himmel Gestell und den feinen Vorhängen. Seine Mutter lag mager und ruhig unter den schweren Decken. Arin lag in seiner Wiege und schlief. Avan hatte ihn ja auch lang genug bekniet.

"Avan..." Sie war wach!

Sofort nahm er den Kelch und eilte zu ihr. "Hier, Wasser..."

"Wo ist dein Vater?"

"Pinkeln, er kommt gleich." Seine Mundwinkel hoben sich. "Das Baby heißt Arin."

"Gib ihn mir bitte. Ist er immer noch so still?"

Avan übergab ihr Arin. Sie sah ihn eine lange Weile an, verdrückte zwei kleine Tränen und drückte Arin fest. "So ein schwerer Start, mein armer Arin. Du musst am verhungern sein."

"Ich gab ihn Tarans Brei, aber er hat so schnell gegessen. Der ist sicher nicht satt."

Mutter warme zwarte Hand legte sich an Avans Wange und streichekte ihn sanft. "Du bist ein ganz einzigartiger Bruder, Avan. Ich bin beruhigt das sie dich haben."

Das klang für Avan unschön. Es beschwor ein komisches Gefühl in ihn. "Was meinst du?"

"Hat dein Vater dir nicht geholfen?"

"Er wollte vermutlich, aber er war so nervös."

Seine Mutter strich die Blonden Strähnen zurück und küsste Arin lange den kleinen schwarzen Schopf. "Lass mich ein wenig allein, Avan. Danke dir für die Hilfe."

Avan war dankbar. Mit keinen seiner Brüder konnte er direkt nach der Geburt schon allein sein. Es war aufregend und ganz besonders. Er schlich aus der Tür, damit er beide nicht schreckte und marschierte ins Arbeitszimmer. Er hatte ein paar Sachen liegen lassen, die er aber noch mal ansehen sollte.

Er entschied zwar nichts, aber sein Vater meinte, das Avan klug sei. Er wollte seine Ideen hören und Plan vorschläge. Bei kleinen Dingen, ließ er Avan hantieren, mit Fehlern und Erfolgen. Und Avan liebte es.

***

Als Henry wieder kam, sah er aus wie ein Schatten seiner selbst. Er hatte sich noch nicht rasiert, sein Haar stand quär und er sah aus, als habe er noch nicht geschlafen. "Henry, da bist du endlich!"

Er kam ohne ein Wort zu mir, fiel auf die Knie und umschloss meinen Bauch. Ich war sicher er weinte. "Mir geht es gut. Ich war nur müde."

"Hör auf damit."

"Mit was denn?"

"So zu tun, als wäre es eine normale Geburt gewesen. Du weißt das du heute Nacht um dein Leben gekämpft hast."

Ihr vergrub meine Finger in sein dichtes Haar und blieb stumm. Er hatte Recht. Ich hatte Angst zu sterben, ohne meinen jünsten nochmal gesehen zu haben. Zu sterben und Henry und meine Kinder zu verlassen. Die Angst schnürrte mir immernoch die Kehle zu. "Du hast Recht."

"Ich fass dich so nie wieder an."

"Oh, Henry das hatten wir doch schon. Du weißt das wir beide unglücklich werden würden."

Sein Kopf ruckte hoch. "Ohne dich würde ich den Verstand verlieren!"

"Du erschreckst Arin, sei still!"

Er sah zur Wiege, mit einen teilnahmlosen Blick. Dann stand er auf, setzte sich ans Bettende und lehnte sich an den Balken. "Was wenn du wieder Schwanger wirst? Allein die Schwangerschaft könnte dich töten."

"Dann müssen wir besser aufpassen..."

Henry biss zornig die Zähne zusammen. "Wie veil besser denn noch? Ich zieh doch schon vorher raus und da-" er zeigte zur Wiege. "Jetzt gibt es Arin!"

"Es ist nicht seine Schuld, klar!?" Ich spürte wie mir wieder schwindlich wurde.

Henry knurrte leise. "Das hab ich auch nie gesagt. Nur das ich schon aufpasse, aber es hilft nichts. Du bist sehr fruchtbar und ich ziel wohl immer ins Schwarze." Wieder knurrte er. "Ich kann nicht von dir lassen, aber wenn ich es nicht tue, töte ich dich. Ich kann aber mit dir nicht zusammen sein und dich nicht schwängern. Wir wissen es beide. Wir haben neun Söhne, verdammt!"

Ich nickte erschöpft. Wir sprachen nicht zum ersten Mal darüber. Und nie fanden wir eine Lösung. "Ich weiß nicht was wir tun können, Henry. Aber du solltest trotzdem schlafen und was Essen. Du siehst schlechter aus als ich mich fühle."

Wieder knurrte er nur, trollte sich aber in sein Bett, klammerte seine starken Arme um mich und schlief ein.

Es dauerte ganze drei Wochen, bis ich das Bett und das Zimmer verlassen konnte. Eric war fast jede Minute hier, riss sich Arin unter die Finger und heiterte mich auf. Henrys Laune kam nur schleppend wieder auf die Reihe. Aber immerhin.

Den Teilnahmlosen Blick hatte er jedoch noch immer. Ich verstand nicht, was Arin falsch gemacht haben konnte. Henry war sonst auch kein schlechter Mensch, aber für sein Kind, brachte er keinen warmen Blick zustande.

Die Brüder liebten Arin und waren mir eine große Hilfe. Meistens sah ich ihm erst wieder, wenn er hunger hatte. Aber meine Milch reichte kaum. Deshalb fütterte ich mit Tarans Brei. Da wurde er gleich viel glücklicher.

Ich saß an der Tafel und arbeitete an einen neuen Hemd für Avan, er wuchs so schnell wie die Pilze. Bald war Mittag, Zeit zum Essen. Dennoch kam Henry früher ale Gewohnt an die Tafel.

"Für mich?"

"Avan."

Er nickte und rief nach Wein. "Ich habe mir überlegt, im Frühling ein Picknick zu veranstalten."

"Ein Picknick?"

"Seit vier Jahren haben wir Ruhe von Theo, der Krieg ist zwar im Gange aber ruhig und du bist wieder bei halber Gesundheit."

Ich lachte über diesen kleinen bissigen Zusatz und stimmte zu. "Du willst das ich das Plane?"

"Natürlich. Ich will aber das du Avan Rechnung und Bestellungen überlässt. Du sollst aussuchen und bestimmen, umsetzten muss er es."

"Er soll also lernen eine Zeitspanne einzuhalten?"

"Genau. Es gibt ein paar Dinge die er bedenken muss und wo er Kompromisse eingehen muss. Er muss allein Entscheiden wo er das macht und wie er es macht."

"Ein Frühlings Picknick im Winter Organisieren ist schon... eine Aufgabe. Schafft er das?"

Henry lächelte stolz. "Er muss. Sonst geht es auf seine Kappe."

Ich mischte mich da nicht ein. Henry wusste schon was er tat. "Hast du was von Raven gehört?"

"Er ist Großvater voller Stolz. Adams zweite Tochter."

"Wann kommt er und zeigt sie mir!?" Ich plante in meinen Kopf schon ein Kleidchen als Geschenk.

Henry brummte. "Reichen dir neun Kinder gar nicht?"

"Mehr kleine Wirbelstürme. Viel mehr!"

Henry küsste mich ein wenig hart. "Das will ich nie mehr von dir hören!"

Der Beginn der RitterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt