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Jungs werden zu Männern

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aven knurrte und leerte seinen Becher. "Ich hoffe er reißt sich bald zusammen. Sonst ist er mal des Todes."

"Er ist vierzehn. Adam versucht ein Mann zu werden."

"Macht mein Söhnchen so weiter, kann er sich das abschminken."

Die Hure brachte den Eintopf und ging, nicht ohne aufreizend ihren Ausschnit zu betonen. Henry schob Avan und Eric ihre Teller näher. "Danach geht ihr schlafen."

Eric war schon so müde nach seinen ersten Tag als Knappe, das er wohl kaum was runter bekommen würde. Sie waren nun zurück im Lager. Die Lage mit den Franzosen war angespannt. Ebenso zwischen Raven und Adam. Der vierzehn Jährige wollte schon den Ritterschlag und eine Burg. Der Vater war dagegen.

"Aber am Schlachtfeld hat er großartige Arbeit geleistet, Raven. Und er ist alt genug um zu heiraten und auszuziehen."

"Aber doch nicht um so weit weg zu ziehen!" Raven, Papi Nummer eins, schlug aufgebracht mit der Faust auf diemTischplatte.

Avan und Eric grinsten sich an und futterten verhungert weiter. Selbst die beiden Bälger begriffen, das Raven nur nicht loslassen wollte. Henry bestellte ihm noch ein Bier. "Erzähl mir von der Schlacht."

Ein wenig ruhiger lehnte sich Raven zurück. "Er hat Max das Leben gerettet."

"Der damalige Knappe von Robin?"

"Genau. Ein Pfeil kam angesaust und Adam warf sich mit seinen Schild dazwischen. Mich traf beinah der Schlag..."

"Aber er hats doch hut gemacht." Avan riss die Augen auf. "So mutig!"

Raven funkelte ihn ungeduldig an. "Dafür das er gegen meinen Befehl überhaupt mitgekommen ist?"

Avan zuckte lässig die Schultern. "Wenn Väter zu vorsichtig sind, müssen Jungs auf eigene Faust Männer werden."

Das gefiel Henry gar nicht... "Iss oder geh schlafen!"

Nicht einmal beleidigt futterte er vergnügt weiter. Raven knurrte. "Im Zelt hab ich ihn im Zorn eine Verpasst, da kam ein Soldat und rief Adam zum König. Er hatte es beobachtet und lobte Adam für seinen Ritterlichen Mut. Er war so sauer auf mich, das er mir den Rest nicht mehr erzählt hat."

Henry schüttelte den Kopf. "Du kannst ihm nicht mehr Schlagen, er ist vierzehn, Verdammt."

"Ich hatte einen Schock und war zornig."

"So kenn ich dich gar nicht."

Raven nickte Schuldbewusst. "Ich hatte Angst um sein Leben." Eric gähnte und rieb seine müden Augen. Raven hob ihn sich auf den Schoß. "Ich sah ihn wieder als meinen Kleinen Honig naschenden Jungen. Als ich all die Schwerter und das Blut um ihn sah, bin ich um Jahre gealtert. Ich dachte er wäre im Lager."

Eric lehnte sich nur einen Moment an Ravens Brust und schlief sofort ein. Henry wurde bewusst, das der kleine mit seinen seinen goldenen Locken und seinen Frechen Grübchen, wie Adam auf dem Feld stehen wollen würde und genau so viel dafür machen würde, das auch ohne Henrys Erlaubnis zu schaffen. Irgendwann würde es ihm wie Raven gehen.

Besonders nach Avans kluger Bemerkung, wurde es Henry umso mehr bewusst. Avan schob die leeren Teller zusammen und weckte Eric so weit, das er hinter Avan herstolperte.

"Wo will er denn die Burg haben?"

"Es steht eine in der Nähe von Yorshire, die keiner Bewohnt."

Henry witterte eine Spur. "Das ist nicht weit von Nashville."

***

Ben hob strahlend sein Blatt. Mit wackeliger Schrift stand Ben darauf. "Sieh mal, Ma!"

"Hast du das heute gelernt?" Ich nahm das verknitterte Pergament Stück. "Sehr gut, Ben! Wilkst du es auf Vaters Tisch legen, das er es sieht wenn er Heim kommt?"

"Gute Idee!" Schon lief er die Treppe zu unseren Schlafzimmer hoch.

"Mylady, ich lege Ihre Briefe an die Tafel!"

"Gut, Geoffrey!" Ich hob Samuel hoch und wischte ihn mit meiner Schürze über den Mund. "Was hast du da schon wieder genascht? Du hast überall Honig."

"Lecker! Honig!"

"So siehst du mir auch aus, Kind!" Ich marschierte mit ihm zur Tafel. Michel saß davor am Boden und knüpfte an etwas. "Was machst du?"

"Eine Falle."

"Wie?"

Der Junge hob die Schlaufe auf. "Eine Falle! Vater zeigte mir wie man das macht. Jetzt übe ich und hoffe einen Hasen damit zu fangen!"

"Sami auch, Sami auch!"

Ich überlies die Brüder sich selbst und wandte mich den beiden Briefen zu. Natürlich Henry und einer ohne Absender.

Geliebte Schwester,

Vergieb meinen plötzlichen Aufbruch, aber es stand nicht gut um meinen Mann. Dank dir konnte ich ihm retten! Ich schwöre dir, das es nicht das letzte mal sein wird, das du von mir hörst. Das Geld geb ich Euch wieder. Sag Henry, er soll nicht denken ich sei undankbar. Ich möchte mich eines Tages erkentlich zeigen.

Enna

Ich musterte die Zeilen und sah die magere schwache Enna wieder vor mir. Ein wenig beklommen fltete ich den Brief zusammen und verstaute ihn in meiner Schürze. Dann setzte ich mich gemütlich an die Tafel, nahm ein Mandeltörtchen und entfaltete Henry's Brief.

Mylady Campbell,

Ist das Kind schon da? Vielleicht diesmal ein Mädchen?
Eric ist ein starker kleiner Kerl und sehr beliebt bei den Knappen. Sogar bei den älteren. So charmant und frech wie er ist, ist er selbst bei den Rittern sehr beliebt. Du kannst stolz auf ihn sein!
Avan ist einfach ein großer Bruder. Wann immer Eric den Mund zu voll nimmt, taucht Avan wie aus dem Boden gestampft auf.
Ich hab eine gute Nachricht, Liebling! Adam verdient seine Sporen und erhält den Ritterschlag. Erst war Raven dagegen, den seine Burg die er bekommt, ist praktisch bei uns ums Eck und weit weg von Raven. Was bedeutet; packen. Raven ist einverstanden nach Nashville zu ziehen, wir ziehen, du hast es erraten, zum Weißen Ritter!
Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Raven veranlasst auf seiner Burg den Umzug. Kümmer dich nur um die Kinder und dich.

Verlier kein Kind auf den Weg, Baby.
Henry.

Der Beginn der RitterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt