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Erschütternde Neuigkeiten

Henry sah Raven, als er auf seiner Brustwehr seine Soldaten abklapperte und dabei ganz unauffällig selbst einen Rundgang machte.

Seit Avan's Geburt waren jetzt beinah ein dreiviertel Jahr vergangen. Es war Dezember und der Schnee lag Knie hoch. Es schneite jedoch immernoch unablässlich, was versprach, das es von den Knien bald höher zur Hüfte gehen musste.

Der Schnee im Hof wurde vortgeschaufelt und geschmolzen. Dennoch stobte feiner Schneestaub auf, als Raven mit seinen Hengst eingaloppiert kam. Raven sah ein wenig angespannt aus, doch als er seinen Cousin erblickte, grinste er heiter. "Hallöchen, Vater."

Henry grinste geschmeichelt und deutete auf sein Tor. "Lass uns rein gehen und einen Hypocras trinken. Mir friert alles ab."

Kaum wurde das Tor geöffnet, krabbelte der blonde kleine Avan auf sie zu. Mit großen Augen und stocksteif betrachtete er den Fremden. Raven war begeistert und hob ihn auf seine Hüfte. "Was für Augen er hat."

Da konnte Henry nur zustimmen. Der Junge hatte dunkelblaue Augen die je nach Laune zu schwarz tendierten. "Na? Wem bist du diesmal entwischt, Bengel?"

Sofort erschien eine aufgelöste Magd. "Vergebt mir, Mylord. Er ist so schnell geworden."

"Es ist ja nicht das erste mal, Elza."

Sie nahm den bockigen Jungen, der sofort ungehalten mit den Armen ruderte, und trug ihn zurück in die warme Halle. Henry und Raven folgten ihr, gingen aber nicht zu dem dicken Fell vor dem Kamin auf dem Avan herum tollte, sondern gingen geradewegs zu Elizabeth an die Tafel.

Henry machte sich Sorgen um sie. Sie schlief viel und unruhig, war ständig erschöpft und manchmal gereizt. Als sie Raven sah, stand sie sofort auf und drückte ihn. "Du siehst durchgefroren aus! Komm, setzt dich. Elza, hol Wein und was zu Essen."

Kaum den wachsammen Blick der Babysitterin entwischt, machte sich Avan auf den Weg zu der Tafel. Er zerrte an Henrys Hose, bis er ihn strahlend aufhob.

"Was führt dich her, Raven?" Elizabeth nahm den Cousin den nassen Mantel ab und reichte ihn einer anderen Magd.

"Ich komme um deinen Mann abzuholen." Henry hätte beinahe gelacht, dann bemerkte er, das Raven nicht scherzte. Denn er sah müde auf den kleinen Jungen. "In Frankreich geht es weiter. Der König konnte Frankreich nicht halten weil er kein Geld hat. Jetzt ruft er zu den Waffen, um das zu beschützen was die Franzosen sich nicht wieder zurück erobert haben."


Henry drückte Avan, der langsam zu quängeln begann, instinktiv an sich. Der Junge wurde sofort ruhig und schmollte. "Calais?"

"Dort im Hafen Formieren wir uns. Das Lager ist auswärts."

Völlig entgeistert wankte Elizabeth zurück zu ihren Platz. Sie fuhr sich nervös über die Stirn, sagte erstmal aber nichts. Henry ging es nicht anders.

Als das Essen aufgedeckt wurde, konnte keiner so wirklich essen. Raven starrte erschöpft auf den dampfenden Auflauf. "Ich sage dir, Henry. Der Krieg dauert noch 100 Jahre."

"Wenn der König seine Kasse nicht bald auf die Reihe bekommt, glaube ich dir das sogar."

"Diesmal kann ich nicht mitkommen..." murmelte Elizabeth.

Henry nahm ihre Hand. Aber er wusste nichts zu sagen. Männer mussten in den Krieg, Frauen blieben zuhause. Nicht das Henry das gefiel. Aber es war besser seine Frau und seinen Sohn in sicherheit zu wissen, als in einen Lager das jeden Moment von den Feinden ausgemerzt werden könnte.

***

Kurz nach dem Abendessen begann ein fürchterlicher Sturm. Raven und Henry verzogen sich in die Halle um dort zu trinken und zu reden. Ich war recht bald müde in unserer Kammer und badete Avan. Damit ihn beim einschlafen schön warm war. Dann setzte ich mich mit seiner Wiege an den Kamin und wiegte ihn in den schlaf.

Die Zeit seit Henry wieder Zuhause war, schien so kurz. Nach so langer Zeit, hatte ich Henry wieder und nun müsse er wieder fort. Gerade jetzt...

Niedergeschlagen betrachtete ich Avans Goldene Locken und die fausten Baby Wangen, die im Fauer schimmerten. Er war ein so braves Kind und schrie so gut wie nie. Also machte ich mir keine Sorgen allein mit ihn zu sein. Sorgen machte ich mir um den Franzosen der eines Tages wieder vor Henry stehen würde um ihn zu töten.

Wie oft konnte ein Mann lebend aus dem Krieg zurück kehren, ohne einer Lebensbedrohlichen Verletzung? Wie viel Glück in all den Unglück war möglich?

Erst als Henry meinen Scheitel hauchzart küsste, bemerkte ich das er hier war. Mit dem gepolsterten kleinen Hocker setzte er sich zu mir und starrte ins Feuer. Wir fanden nichts zu sagen. Für den Abschied war es zu früh. Er konnte mir nicht versprechen zu bleiben und ich konnte ihn darum auch nicht bitten. Ich konnte auch nicht tapfer Lächeln. Denn ich hatte noch was zu beichten.

Gerade als ich es tun wollte, sah er aunf lächelte verschmitzt. Sein Grübchen trat hervor und eine Augenbraue hob sie charmant. "Woher bekomm ich jetzt einen Knappen?"

Ich lächelte aufrichtig. "Einen Prügelknaben meinst du?"

Sofort verzog er den Mund, als rieche er verdorbene Milch. "Willst du mir das nicht irgendwann verzeihen?"

"Nein, Mylord."

Grinsend legte er den Kopf zurück und somit auf meinen Schoß.

"Was ist?"

"Mich hat dein Hinterteil damals schon beeindruckt."

"Oh, Henry! Unser Kind liegt hier!"

"Der versteht das doch noch nicht." Grinsend erhob er sich und zog mich mit sich. Seine starken Arme umschlossen mich. Und dieses anzügliche Glitzern in seinen Augen sprach Bände.

Also ließ ich mich mit ihn aufs Bett ziehen und ihn meine Sorgen vertreiben...

Danach machten wir uns nicht die Mühe uns wieder anzuziehen und blieben unter unseren Fellen eingekuschelt. Henry war schon beinahe eingeschlafen, nur das Knistern und eine nervende Eule irgendwo am Dach war zu hören. Sachte rüttelte ich an seinen Arm.

"Henry?"

"... ..."

"Henry!"

"... mh?"

"Wie lange seit ihr fort?"

Henry räusperte sich und reckte sich bockig. "Längere Zeit. Aber wir kommen hin und wieder vorbei wegen neuen Soldaten und anderen Ausreden..."

Ich nahm seinen Arm und dachte über das folgende nach. "Du musst mir versprechen, egal was hier passiert, dass du dem König gehorchst."

"Was?" Er wurde wieder ein wenig wach sah mich an. "Was meinst du?"

"Versprich es."

"Na schön. Versprochen..."

Ich drehte mich um und somit gleich auf seine Brust. "Henry, ich bin Schwanger."

Der Beginn der RitterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt