4 - Und auch hoffentlich nie

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Nach der ganzen Aktion am Esstisch hat Papa mich auf mein Zimmer geschickt. Niemand hat nach mir gesehen oder mir gute Nacht gewünscht. Nur Mara hatte ich wieder vor meinem Zimmer telefonieren hören. Ich war mir sicher, dass es um mich ging. Aber von meinem Bett aufzustehen um zu lauschen, war mir dann doch wieder zu anstrengend.
Ich lausche dem Ticken meines Weckers und starre meine Zimmerdecke an. Sie ist weiss und langweilig. Ich will da schon lange etwas drauf malen, Sterne oder Blumen. Oder Wellenlinien oder Vögel. Aber als ich das am Tisch gesagt hatte, ist Mara wieder ausgetickt. Von wegen ich sei verrückt. Weil ich meiner Zimmerdecke gestalten wollte, oder was?
Aber ich hatte nicht mehr damit angefangen.
Ein Blick auf meinen Wecker sagt mir, dass es bereits zwei Uhr Nachts ist. Das erstaunt mich. Ich bin kein bisschen müde. Mein Blick wandert wieder an die langweilige Zimmerdecke.
Manchmal wünsche ich mir jemanden zum reden. Am schönsten wäre es, wenn Nella schon älter wäre, und wir miteinander über Mädchenkram reden könnten.
Aber am meisten wünsche ich mir jemanden, der mir bestätigt, dass Mara verrückt war, und nicht ich.
Denn irgendwann würde mich ihr Geplapper nicht mehr kalt lassen. Irgendwann würde ich anfangen das zu glauben, was Mara mir immer vorwarf. Dass ich verrückt und gefährlich sei.
Denn wenn man mir das immer wieder vorplapperte, würde ich es wirgendwann vielleicht sogar glauben.
Aber jetzt noch nicht.
Und auch hoffentlich nie.

Leise ApfelblütenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt