33 - Ich merke, wie sie Verrücktheit wieder in mir aufkommt.

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Ich sitze gemeinsam mit Marek auf einem der Plastikstühle im Gang der Klinik. Ich zittere und es fröstelt mich, obwohl es sehr warm ist.
   In meinem Kopf ist irgendwo immernoch Geschrei, aber ich habe es ausblenden können.
   Ich weiss, von wo er die Scherbe hat.
   Als ich das Tablett fallen gelassen habe und mein Teller kaputt ging, hatte er die Scherben aufgesammelt. Eine davon hatte er wohl unbemerkt mitgehen lassen.
   Also war es meine Schuld.
   Marek hat mir erklärt, dass das Lennox fünfter Selbstmordversuch gewesen war.
   Der fünfte.
   Ich frage mich, warum. Ich frage mich, was Lennox schreckliches passiert sein muss, dass er es nun schon zum fünften Mal versucht hatte.
   Und jedes mal war es schief gegangen. Ich war froh, dass er noch lebte. Aber wenn es so schlimm ist und ihm anscheinend keiner helfen kann, will ich nicht, dass er leidet.
   Marek neben mir steht auf, als sich Schritte nähern.
   Ich bleibe sitzen. Es ist nicht der Arzt, also starre ich weiterhin auf meine Hände, die ich im Schoss gefaltet habe.
   Ich zwinge mich dazu, nichts blödes zu tun. Ich darf jetzt nicht verrückt sein, sonst muss ich zurück in die Anstalt.
   Nachdem ich Lennox gefunden habe, bin ich an der Stelle stehen geblieben und habe mich nicht bewegen können.
   Erst als sie ihn mit der Ambulanz abgeholt haben, kam wieder Leben in mich.
   Ich hab Marek so lange angeschrien und getobt, bis er mich in die Klinik mitnahm.
   Jetzt redet er mit einem besorgten Ehepaar, bei welchem es sich wahrscheinlich um Lennox' Eltern handelt.
   Vor meinen Augen beginnen meine Finger zu verschwimmen.
   Ich merke, wie sie Verrücktheit wieder in mir aufkommt.

Leise ApfelblütenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt