36 - Leer, aber mit einem inneren Sturm

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Die Woche ohne Lennox war furchtbar. Ich wollte mit ihm eigentlich über die Bücher sprechen, die er sich von mir geliehen hatte.   
   Oder ihm einfach nur beim lesen zuschauen.
   Aber ich sass ja in der Anstalt fest und Lennox lag immernoch im Krankenhaus.
   Ich hatte zwischendurch immer wieder Anfälle. Manchmal habe ich es gemerkt, häufiger aber nicht.
   Ich musste mich irgendwie ablenken und las wieder. In der Zeit hatte ich mich auch mit Lily, dem ehemals Magersüchtigen Mädchen angefreundet.
   Sie war immer ganz nett zu mir und kannte viele der Bücher, die auch ich kannte.
   Aber wenn sie mit mir sprach, hörte ich oft nicht zu. Es tat mir ja leid, aber ich konnte mit meinen Gedanken einfach nicht in der Realität bleiben.
   Ich sprang von einem Thema zum anderen aber war nie bei dem, um was es eigentlich ging.
   Lily störte das aber nicht. Und sie lieh mir eines von ihren Büchern.
   Dabei viel mir auf, dass ich beim lesen eigentlich nicht verrückt bin. Ich kann meine Gedanken beisammen behalten und meine Verrücktheit für einen Moment vergessen.
   Aber wirklich gute Laune hatte ich erst wieder, als Lennox zurück kehrte.
   Einer seiner Arme war immernoch einbandagiert. Das dicke Pflaster auf seiner Wange war gegen ein kleineres ausgewechselt worde. Und sein anderer Arm hatte ebenfalls ein paar Pflaster drauf.
   Er wirkte nicht mehr so blass, aber seine Augen waren immer noch so, wie als ich ihn kennen lernte.
   Leer, aber mit einem inneren Sturm.

Leise ApfelblütenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt