28 - Gedanken können echt hartnäckige Flecken machen

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Derjenige, der mich vor meinen Gedanken rettet, ist Lennox. Erneut ist er es, der erst klopft und dann hinein kommt, als ich keine Antwort gebe.
   Schliesslich war ich ja so halb schon ertrunken.
   Als er die Tür öffnet, fliessen all die Gedanken auf den Gang und aus meinem Zimmer hinaus. Ich kann wieder richtig Atmen.
   Ich reisse meinen Blick von der Wand weg und fixiere stattdessen Lennox' Gesicht.
   "Danke", sage ich. Lennox wirkt verwirrt. "Warum?", fragt er.
   "Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich ertrunken."
   "Ach ja?" Er scheint nicht überzeugt. Dabei steht er ja immernoch in meinen Gedanken. Sie fliessen rund um seine Füsse den Gang hinaus und dort die Treppe hinunter.
   Ich frage mich, wie es jetzt im Garten aussieht.
   Ich stehe auf und schaue zum Fenster hinaus. Die Apfelblüten sehen noch genau gleich aus wie vorhin.
   Meine Gedanken haben es nicht bis in den Garten geschafft.
   Erst jetzt stelle ich fest, dass aus meinen Ohren gar keine Gedanken mehr hinaus fliessen. Anscheinend ist mein Kopf jetzt wieder leer.
   Ich drehe mich wieder um und sage: "Im Garten ist alles noch normal, du kannst dort immer noch lesen." Ich schaue wieder auf das Gedanken-Rinnsal, in welchem Lennox immer noch steht.
   "Und vielleicht solltest du deine Schuhe zum trocknen mit Zeitung ausstopfen. Und pass auf, dass es keine Flecken gibt. Gedanken können echt hartnäckig sein."
   "Was? Kim was redest du da?", Lennox wirkte noch verwirrter als zuvor.
   "Deine Schuhe, die sind ja ganz nass. Und die Flecken gehen wirklich kaum raus. Gedanken können echt hartnäckige Flecken machen."

Leise ApfelblütenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt