26 - Es gefiel mir wirklich

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Ich stülpe mir mein Kopfkissen über den Kopf und versuche die Stimmen auszublenden. Seit ich wieder in meinem Zimmer bin, ist es laut.
   Mir werden Beleidigungen an den Kopf geworfen, Vorwürfe und Anschuldigungen.
   Ich tue so, wie als könnte ich sie nicht hören. Aber ich höre es natürlich trotzdem. Laut und deutlich.
   Es macht mich verrückt. Verrückter als ich wahrscheinlich ohnehin schon bin.
   Das Stimmengewirr wird immer lauter und unverständlicher. Ich sollte froh sein, dass ich die Beleidigungen nicht verstehe, aber das bin ich nicht. Kein bisschen, es wird immer schlimmer.
   Ich fange an in mein Kissen zu schreien und mit den Füssen zu strampeln aber das hilft auch nichts. Ich mache das Chaos nur lauter und mich selbst erschöpft.
   Mit den Händen auf die Ohren gepresst stehe ich auf und laufe in meinem Zimmer auf und ab. Ich summe mein Lieblingslied vor mich hin.
   Aber auch das nützt nichts. Das Stimmengewirr bleib bestehen, auch wenn ich genau weiss, dass keiner spricht.
   Mein Blick fällt aus dem Fenster auf die Apfelbäume. Ob Lennox wohl da ist?
   Ich stürme zur Tür hinaus und die Treppe hinunter.
   Die Stimmen lasse ich im Zimmer zurück.

Im Empfang ist keiner, als ich dir Treppe runter renne. Auf der letzten Stufe stolpere ich und falle fast um, aber zum Glück hat es niemand gesehen.
   Ich fluche in Gedanken über meine beiden linken Füsse und stosse auch schon die Gartentür auf.
   Auf den Stühlen ist auch niemand, aber ich sehe eine Figur unter den Kirschbäumen sitzen. Lennox ist hier.
   Mit plötzlich guter Laune laufe ich auf ihn zu und sehe gerade noch, wie er etwas in seiner Jackentasche verschwinden lässt, bevor er wieder zu seinem Buch greift.
   Ich lasse mich neben ihm auf dem Boden fallen und frage: "Was war das?"
   "Was?", entgegnet Lennox unschuldig.
   "Das in deiner Jackentasche", sage ich und deute darauf.
   "Das ist mein kleines Geheimniss, ich sage es dir ein ander mal, Einverstanden?", winkt er ab und lächelt. Etwas komisch, aber er lächelt.
   "Warum nicht einfach jetzt?", hake ich nach.
   "Ein andermal, Kim." Er schaut wieder in sein Buch und liest weiter.
   Ich glaube, er hat mich gerade zum ersten mal Kim genannt.
   Es gefiel mir, wie er es gesagt hatte. Es gefiel mir wirklich.

Leise ApfelblütenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt