Kapitel 12

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Freitagmorgen um 8 Uhr

Was war das, was ich da im Gesicht spürte? War das eine Hand?

Verwirrt blinzelte ich und fing an, meine Augen auf zu machen. Ich blickte genau auf einen aufgestützten Ellbogen, der mit seiner Hand einen Kopf zu stützen schien. Ich folgte dem Arm mit meinem Blick nach oben, um zu sehen, wessen Kopf er da trug.

„Guten Morgen, Lolla. Na, hast du gut geschlafen?" Peters grüne Augen schauten mich liebevoll an.

Ich war ziemlich durcheinander und konnte die Situation nicht ganz einordnen. An meiner Bettdecke und am Raum erkannte ich, dass wir in meinem Zimmer waren. Aber wieso lag Peter neben mir und beobachte mich?
Nachdenklich runzelte ich die Stirn und versuchte, mir die Einzelheiten von gestern Abend wieder ins Gedächtnis zu rufen. Stimmt, wir hatten zusammen zum Abend gegessen und dann wusste ich nur noch, dass ich furchtbar müde geworden war.

„Du bist in der Küche eingeschlafen. Ich habe dich ins Bett getragen, weil ich dich nicht aufwecken wollte. Und da du und dein Bett weitaus verlockender waren als ein langer Fußmarsch, bin ich hier geblieben", löste Peter das Rätsel auf. „Ich hoffe, es ist okay für dich", setzte er noch nach.

Ich nickte nur und musterte ihn genau. Sein T-Shirt war ihm über die Schulter gerutscht und man konnte die Clavicula (Schlüsselbein) und seinen Oberkörper darunter erahnen. Seine Haare waren verwuschelt wie immer und auch seiner Stimme konnte man den Morgen anmerken. Sie war noch etwas heiser und kratzig.

„Und jetzt schaust du mir beim schlafen zu oder was?", fragte ich ihn, weil er mich immer noch beobachtete.

Peter streckte seine Hand aus und fuhr mir durch die Haare. Ich schloss genießerisch die Augen, denn ich liebte es, wenn jemand durch meine Haare strich. Noch dazu seine Hand.

Er kam näher an mich heran. „Weißt du, wie süß du aussiehst, wenn du schläfst?", fragte er mit seiner heiseren Morgenstimme.

„Ich sehe bestimmt furchtbar aus", sagte ich, während ich mich zu ihm beugte. „Konntest du schlafen in meinem Bett?", fragte ich ihn und musste mich zusammenreißen, ihm nicht sofort das T-Shirt über den Kopf zu ziehen. Also fuhr ich mit meiner Hand darunter und spürte die Muskeln an seinem Bauch und an seiner Brust. Dort verharrte ich, weil es sich so schön anfühlte, die Kraft in ihm zu spüren.

„Wo du bist, kann ich immer schlafen", sagte er, fasste blitzschnell um meine Hüften und drehte uns beide so, dass er auf einmal komplett über mir war und ich unter ihm lag. Ich legte meine Hände in seinen Nacken, fuhr ihm durch die Haare und versuchte, ihn zu mir runter zu ziehen, um ihn endlich küssen zu können.

„Nein, ich küsse dich nicht, bevor du nicht zurücknimmst, dass du angeblich furchtbar ausgesehen hast. Es war das Süßeste, was ich je gesehen habe", machte Peter meine Versuchungen zunichte.

Da er viel stärker als ich war, spürte er meine Bemühungen vermutlich kaum. Sein Kopf hatte sich nur unweigerlich in meine Richtung bewegt.

„Das ist gemein. Du bist viel stärker als ich", beschwerte ich mich.

„Dann stimme mir einfach zu, Lolla", blieb Peter standhaft und grinste mich verschwörerisch an. „Außer du willst mich nicht küssen".

Sein Lächeln wurde immer verführerischer und ich konnte nicht anders, als zu sagen: „Na gut."

Dann senkte er seinen Kopf und seine Lippen berührten meine. Ich war sofort von ihm gefangen und die Intensität des Kusses haute mich um. Hätte ich nicht im Bett gelegen, wäre ich mit Garantie umgekippt. Es schien, als würde die ganze Leidenschaft, die sich zwischen uns mittlerweile aufgebaut hatte, nun herausbrechen.

Um Atem zu holen, schob ich Peter kurz weg von mir.

„Was, kannst du etwa schon nicht mehr?", zog er mich auf und grinste schelmisch.

Ich griff in sein T-Shirt und zog ihn wieder zu mir in einen erneuten Kuss. Währenddessen fuhr ich mit meinen Händen über seinen Rücken und schob dabei sein T-Shirt hoch.

„Kannst du...?", deutete ich an und Peter entledigte sich seines T-Shirt. Ich fing an, meine Bluse aufzuknöpfen, die ich immer noch von gestern Abend anhatte.

„Lolla, bist du sicher...?"

„Was bin ich sicher?", fragte ich, konzentriert auf die Knöpfe. 

„Nichts... Wenn dir etwas zu schnell geht, dann sagst du Stopp, okay?"

Ich hatte meine Bluse ausgezogen und bekam nun doch etwas Angst über meinen Übermut. Was, wenn Peter gar nicht gefiel, was er sah?

„Lolla, du bist wunderschön", raunte mir Peter ins Ohr und ich bekam wieder eine Gänsehaut. Das war in seiner Anwesenheit sozusagen Dauerzustand. Seine Hände legten sich auf meinen BH und seine Lippen wanderten auf meinen Hals abwärts und verweilten eine ganze Weile ungefähr dort, wo man den Puls der Arteria carotis communis (die größte Hals- und Kopfarterie) tastete.

„Was soll ich denn sagen?", murmelte ich von Sinnen, da fiel mir etwas ein.

„Scheiße, wie spät ist es eigentlich? Ich muss um zehn Uhr in der Uni sein! In Physio hat man keinen Fehltermin", sagte ich und wurde leicht panisch, weil es schon verdächtig hell im Zimmer war.

Peter brach seinen Kuss ab, drehte sich schnell um und sah auf meinen Wecker. „Es ist kurz nach neun, wann musst du in der Uni sein?"

„Puh", ich entspannte mich wieder, ganz erleichtert. „Erst um zehn. Ich habe gerade echt Schiss bekommen. Man muss nämlich zehn Seiten Hausarbeit schreiben, wenn man fehlt und da habe ich wirklich keine Lust drauf", versuchte ich mein Verhalten zu erklären. „Tut mir Leid, dass ich die Stimmung kaputt gemacht habe", entschuldigte ich mich bei Peter.

Der nahm das Ganze aber gelassen und gab mir einen neckischen, kurzen Kuss: „ Weißt du dass du so panisch und verplant fast noch süßer als schlafend aussiehst?"

„Nie im Leben", protestierte ich und boxte ihn gegen seine nackte Brust. „Auch wenn wir Glück gehabt haben, müssen wir gleich aufstehen", sagte ich bedauernd und legte mich auf die Seite, um ihn besser angucken zu können.
Er sah aus, wie ich ihn schöner nicht hätte malen können - wenn ich malen gekonnt hätte. Seine Haut hatte so einen leichten Bronze-Ton und seine Haare, seine Augen, sein markantes Kinn und seine Nase ließen mich vergessen, wer ich war. Ich realisierte überhaupt nicht, dass ich mit Peter in einem Bett lag und ihn geküsst hatte.

„So könnte ich öfter aufwachen", sagte er, strich mir zärtlich über die Wangen und ich wurde mal wieder rot.

Er lachte und guckte mir in die Augen, bevor er mich lange und ganz sanft küsste. „So mein kleiner Eisklumpen, dann lass uns mal aufstehen. Nicht, dass ich nachher Schuld sein soll, wenn du zu spät kommst!", flüsterte mir Peter ins Ohr und ich erschauderte. Was hatte er nur für eine Wirkung auf mich?

„Ich mag nicht", maulte ich und versuchte ihn festzuhalten, als er aufzustehen versuchte.

„Lolla, ich auch nicht. Aber was sollen wir machen? Deine Panikattacke hat mich daran erinnert, dass ich auch um 11 Uhr Training habe, also müssen wir aufstehen." Er seufzte. „Aber keine Angst: Aufgeschoben ist nicht Aufgehoben", kündigte er an, während er aufstand und auch ich versuchte, mich gegen meinen Willen hochzurappeln.

Als ich stand, schwankte ich ein wenig und merkte, wie mir das Blut in die Beine rauschte.

„Hey, alles klar, Lolla?"

„Ja", ich lächelte schüchtern. „Bin nur etwas benommen von gerade eben."

„Ach was, ist da jemand aus der Übung? Soll ich dich mit zum Training nehmen?" Peter zeigte mir sein schiefes Lächeln.

Ich schlug ihm auf die Schulter und tat, als wäre ich eingeschnappt.

„Du kannst öfter so rumlaufen, Lolla", befand Peter, während ich das Fenster öffnete und meinen Schrank aufmachte, um mir etwas zum Anziehen rauszuholen.

„Sehr witzig, Peter! Bestimmt friere ich in BH weniger als im Wintermantel. Was habe ich nur all die Jahre ohne dich als meinen Mode-Berater gemacht?", ich schüttelte den Kopf und merkte nicht, wie er sich von hinten an mich heranpirschte, seinen Kopf auf meine Schulter legte und mir ins Ohr hauchte: „Das frage ich mich auch".

Schnell drehte ich mich um und grinste ihn an: „Was hältst du davon, wenn wir zusammen duschen gehen, um Zeit zu sparen?"

„Boah Lolla, du bist gemein. Du weißt selber, dass wir viel länger bräuchten, als würden wir beide nacheinander duschen."
Er sah wirklich voll gequält aus und ich lachte. Er war so unglaublich süß und ich trauerte der Gelegenheit nach, den Morgen mit ihm im Bett verbringen zu können.

„Okay, dann geh ich eben alleine duschen, du kannst doch beim Training duschen oder?". Er nickte. „Dann kannst du sogar schon Kaffee machen?" Ich schaute ihn hoffnungsvoll an.

Jetzt musste Peter ebenso lachen. „Aber nur, weil du es bist", sagte er, gab mir einen Kuss auf die Stirn und ich huschte in die Dusche.

Als ich fertig angezogen in die Küche kam, duftete es bereits nach Kaffee und Peter hatte uns schon zwei Tassen eingegossen.

„Peter?", fragte ich zögerlich.

„Lolla?" Er sah mich an.

„Ich...Ich fand es wirklich schön, dass du da warst. So könnte ich öfters den Tag beginnen."

Peter stellte sein Tasse auf der Anrichte ab und kam zu mir. Fest schlang er seine Arme um mich und ich drückte mich an ihn.

„Ich auch, Lolla, ich auch." Peter löste sich von mir, um mich anzugucken, dann musste er urplötzlich anfangen zu grinsen.

„Was ist los?", fragte ich verwirrt.

Wieso grinste er so plötzlich? Hatte ich noch Zahnpasta um den Mund oder was?

„Hast du dich schonmal im Spiegel angesehen?"

„Ne, wann denn? Im Bad ist kein Spiegel."

Ich drehte mich um und lief im Flur zu dem großen Spiegel an der Wand. Aber in meinem Gesicht fand ich nichts Ungewöhnliches. Außer, dass ich schon wieder müde aussah. Aber das war nicht ungewöhnlich.
Meine Augen wanderten abwärts und dann sah ich, was Peter meinte. Auf meinem Hals, da wo er mich zuletzt geküsst hatte, prangte ein ziemlich großer, roter Knutschfleck.

„Peter", rief ich in die Küche. „Komm bitte mal her!".

Ich zeigte auf meine Hals. „Ist der von dir?"

„Na, von Gott wird er nicht sein", konterte er und ich musste lachend die Augen verdrehen.

Naja, jetzt konnte ich eh nichts dran ändern. Würde es jemand bemerken, konnte ich immer noch so tun, als hätte ich eine Allergie oder so.

Wir zogen uns schnell die Schuhe und Jacken an und liefen flott die Treppe runter Richtung Haustür. Da hielt mich Peter am Arm fest.

„Lolla, wann sehe ich dich wieder?"

Ich schaute ihn traurig an, denn ich wusste, dass er mir spätestens nach fünf Minuten fehlen würde.

„Keine Ahnung, ich kann nicht denken, wenn du neben mir stehst, Peter, deshalb weiß ich meinen Stundenplan gerade nicht auswendig. Wollen wir schreiben?"

Er nickte traurig, fasste mir mit einer Hand unters Kinn und gab mir einen letzten Kuss, bevor wir aus der Haustür rausgingen, Peter nach rechts und ich nach links. Wir winkten uns noch einmal zu, bevor sich jeder umdrehte und seinem Weg nachging.

Kurze Zeit später saß ich in Physiologie, als mein Handy eine neue Nachricht anzeigte.

„Hey Lolla, hättest du Zeit, dass wir morgen oder übermorgen nochmal Mathe zusammen machen? Nur, wenn du Lust hast. Weil wir am Montag schreiben."

Domen. Er schien ja richtig Ehrgeiz zu entwickeln, das gefiel mir. Und da Wochenende war, hatte ich auch etwas Zeit übrig. Also antwortete ich ihm:

„Klar, machen wir. Sollen wir in die Bibliothek gehen?"

Sofort schrieb er zurück: „Mega cool, danke Lolla! Wir können auch bei uns lernen. Der Tisch in der Küche ist groß genug."

Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet und mir fiel auf, dass mir Peter noch nicht so viel über seine Familie erzählt hatte. Ich zwar von meiner auch nicht, aber das hatte auch einen Grund.

„Wo wohnt ihr denn? Mein Fahrrad hat nämlich einen Platten."

„Ach, Peter und ich fahren morgen eh nach dem Training mit dem Auto aus der Stadt nach Hause. Da könnten wir dich mitnehmen, wenn du willst. 15.00 Uhr?"

„Perfekt, das ist ja super! Und jetzt Handy weg und pass mal im Unterricht auf!"

„Ja, Frau Doktor".

Ich musste lächeln. Besser hätte ich es nicht planen können. Gezwungenermaßen konzentrierte ich mich wieder auf das Renin-Angiotensin II-Aldosteron-System (RAAS) zur Regulation der Nierenfunktion und wie man dies mit Diuretika (Entwässerungsmedikamente) beeinflussen konnte.

Beim Abendessen der Prevc Familie

Domens Sicht

„Mum?"

„Ja Domen, was ist? Nika, hör auf Ema zu ärgern und Ema: die Kartoffeln sind zum Essen da und nicht zum rummatschen!"

„Nika piekt mich aber mit ihrer Gabel!" Meine Schwestern veranstalteten mal wieder ihr kleines Essendrama wie fast jeden Abend. Dass meine Mutter immer noch was dazu sagte, bewunderte ich. Peter, Cene und ich ignorierten es schon seit Jahren.

„Nika, hör auf damit und iss." Meine Mutter wendete sich endlich zu mir um. Sie sah etwas angestrengt aus. „Jetzt du, Domen."

„Lolla, du weißt, die neue Assistentin von Thomas, ist richtig gut in Mathe. Sie hat mir schon auf der Trainingsfahrt was erklärt. Und ich hab sie gefragt, ob sie mir vor Montag nochmal hilft. Ist es okay, wenn wir morgen Mittag in der Küche lernen?"

„Domen, du überrascht mich jetzt aber. Natürlich könnt ihr hier lernen. Aber: Du hast wirklich schon angefangen, für die Klausur zu lernen?" Sie guckte mich ungläubig an.

„Danke Mum für dein Zutrauen." Ich konnte es ihr aber nicht verdenken. Normalerweise fing ich nie so früh an zu lernen.

„Hey Domen, versteh mich doch nicht falsch, ich finds toll! Hättest du das gedacht, dass er das so ernst nimmt?", sah sie meinen Dad an, der aber in irgendeinem Katalog für Regale blätterte und nicht zugehört hatte.
Da würde man meinen, den ganzen Tag im Möbelgeschäft reichte ihm, aber nein. Er liebte es, sich Neuheiten in seiner Freizeit anzuschauen. Ich meine, ich schaute mir jetzt auch nicht den ganzen Tag Skispringen im Fernsehen an. Aber wenn er meinte.

„War nur ein Scherz. Also ist es okay? Ach Peter, wir nehmen sie morgen nach dem Training mit. Ihr Fahrrad ist kaputt", informierte ich meinen großen Bruder.

Peter schaute mich ungläubig an. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Ich wusste nicht, ob sie mittlerweile miteinander gesprochen hatten. Das Ganze war ja schon eine Woche her.

Cene mischte sich nun ebenfalls mit ein: „Ich komme morgen auch mit zum Training. Ich will wissen, wer das ist. Wenn sie gut in Mathe ist, muss sie ja was drauf haben."

„Boah Cene, Lolla studiert Medizin. Hast du dir mal den Schnitt dafür angeschaut? Da kommt selbst ein Streber wie du nicht rein. Sie hatte ein 1,0 Abi", klärte ich Cene auf, der das Ganze nur am Rande mitbekommen hatte.

„Ist sie so ein Snob?", fragte Cene mich misstrauisch.

„Nein, ist sie nicht!", Peter mischte sich jetzt auch ein.

„Peter steht auf sie", rutschte mir raus.

Scheiße Domen, halt doch einmal deine Klappe, jetzt erzählt dir Peter nie wieder was! Du bist echt dämlich.

Meine Eltern hoben ihre Köpfe und Peter guckte mich bitterböse an. Wenn Blicke töten könnten, wäre ich jetzt schon längst unter der Erde.

„Domen hat mal wieder pubertäre Fantasien. Lolla ist nur ein Teammitglied, mit dem ich mich gut verstehe, genauso wie Domen", versuchte Peter meine Aussage rückgängig zu machen.

„Wer ist diese Lolla? Bis jetzt habe ich nur ihren Namen gehört, der hört sich nicht slowenisch an. Aber mir erzählt ja eh keiner noch etwas", mischte sich Dad jetzt ein. „Wenn Peter an ihr Gefallen findet, wünsche ich ihr auf jeden Fall gute Nerven, um ihn auszuhalten"

Dad konnte Peter echt am besten aufziehen. Cene und ich lachten mal wieder um die Wette und Peter saß mit saurer Miene auf seinem Stuhl.

Ich fing an zu reden: „Also Lolla ist...", da trat mir Peter unter dem Tisch gegen mein Schienbein. „Aua, das tut weh, Peter. Wehe, du verletzt mich!"

„Ich wollte dich nur aufhalten, wieder irgendeinen Quatsch zu erzählen", schaute er mich grimmig an und redete dann mit normaler Stimme mit Mum und Dad weiter, während Dad die Augenbrauen hochzog: „Lolla kommt aus Deutschland, spricht aber sehr gut Slowenisch, da sie vor einem Dreiviertel Jahr nach Slowenien gezogen ist, studiert in Ljubljana an der Uni Medizin mittlerweile im 6. Semester.
Thomas hat sie angeworben, um Routineuntersuchungen zu übernehmen. Blut abnehmen und so was. Sie scheint wirklich kompetent und sehr freundlich zu sein. Ihr werdet sie ja morgen kennenlernen, wenn sie mit Domen Mathe lernt." Und zu meinem Dad gewandt: „Also hat sie gute Nerven, wenn sie ihn aushält. Gegen Domen bin ich gar nichts."

Dad lachte, aber mich konnte Peter damit nicht ärgern.

„Ne, dein Vater und ich - Ema und Nika nehmen wir mit - sind morgen den ganzen Tag bis Abends bei einem Vertreter für Eichenholzmöbel. Wir überlegen, eine neue Kollektion aufzunehmen. Vor allem die Betten sind toll", und schon vertiefte sie sich mit Dad in ein Gespräch über irgendwelchen Möbel. Das Thema Lolla war für sie schon wieder abgeharkt.

Ich konnte es, wie fast alle am Tisch, nicht mehr hören, denn wir kannten alles auswendig. Meine Schwestern fingen schon wieder an sich zu ärgern, aber ich ließ sie machen. Ein bisschen Spaß muss man doch haben dürfen, auch wenn Ema nun ihre zermatschten Kartoffeln auf dem Tisch verteilte. Absichtlich.

„Was hast du denn Lolla gesagt, wann wir sie abholen?", fragte mich Peter.

„Wann wollt ihr morgen früh los?", fiel Cene dazwischen.

„Keine Ahnung, wann wir losfahren. Es ist ja Samstag. So um Zehn?", guckte ich Peter an, der bestätigend nickte. „Also um zehn", antwortete ich Cene und fügte an Peter hinzu: „Um 15.00 Uhr, damit wir beim Training nicht hetzen müssen."

„Und wo sollen wir Lolla abholen? Bei ihrer Wohnung? Da kommen wir nicht mit dem Auto hoch."

„Du weißt, wo sie wohnt?", guckte ich Peter mit großen Augen an. Anscheinend gab es da doch was, das ich nicht wusste. Der Verräter, er hatte mir wieder nichts gesagt.

„Ähm...Ne,... das hatte sie erzählt, dass sie mitten in der Stadt wohnt. Und dann kommt man da bestimmt nicht mit dem Auto hin", redete er sich raus.

Cene bemerkte zwar nichts, aber ich spürte, dass Peter ganz genau wusste, wo Lolla wohnte. Stadt war nicht gleich Stadt. Es gab viele Bereiche, wo man mit dem Auto hinkam.

Aber hier am Tisch würde er eh nichts sagen, deshalb ließ ich ihn in Ruhe. „Dann sage ich ihr Bescheid, dass sie zum Trainingscenter kommen soll, okay?"

Peter nickte und ich war jetzt schon gespannt darauf, wie die zwei sich morgen begegneten. Ich wollte zwar nicht, dass sie sich stritten, aber ein bisschen Dramatik war immer spannend.

Wir beendeten das Abendessen und ich ging in mein Zimmer, um noch ein bisschen zu zocken. Lernen würde ich schließlich morgen.


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