Kapitel 21

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Scheiße! Ungläubig starrte ich auf meine letzten beiden Protokolle. Ich hatte nochmal zwei Häschen - die „Schlechten" - im Biochemie-Labor bekommen. So gerne ich die Theorie mochte und auch so gut ich darin war, irgendwas machte ich im Labor immer falsch.
Bei meiner Fehlerberechnung im letzten Testat war eine Abweichung vom Normwert von -21,4% rausgekommen. Ich wusste selber, dass das nicht stimmen konnte, aber ich hatte es in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch gemacht und den Fehler in der Berechnung einfach nicht gefunden.

Jetzt, nachdem ich das Protokoll korrigiert zurückbekommen hatte, sah beziehungsweise las ich, dass meine Berechnung zwar stimmte. Aber auch, das meine Werte eine absolute Katastrophe und unbrauchbar waren.
Der Korrekteur war der Ansicht, dass ich meine Messreihe mit den falschen Verdünnungen angesetzt und die Enzyme, die man dazugeben musste, vertauscht hatte.

Konnte auch sein. Als ob ich mich jetzt noch daran erinnern konnte, was ich letzten Dienstag da in diese komischen Vertiefungen pipettiert hatte!

Ach Mist!

Meine Laune sackte in den Keller. Ich durfte nur maximal 10 Häschen haben, sonst würde ich nicht zur Klausur zugelassen und musste es im nächsten Semester nochmal machen.
Dabei hatte ich mittlerweile schon 6 Häschen. Und noch 14 Praktika vor mir.
Das würde ziemlich knapp werden. Die nächsten beiden Versuche sollten zwar einfach sein, aber selbst wenn ich da Bärchen bekommen sollte...

Wieso war Max nicht hier? Der war in diesen praktischen Sachen viel besser als ich und hätte bestimmt gewusst, was ich machen soll. Oder er hätte mir einfach seine Messwerte gegeben.

Ich hatte nun richtig schlechte Laune, obwohl wir im Biochemie-Seminar saßen und ich das ja eigentlich mochte. Vor allem hatten wir bei Dr. Krecic, der einer meiner Lieblingsprofessoren war, weil er unheimlich interessant erklärte.
Er redete gerade über irgendwas im Magen, aber ich hörte ihm nicht zu, weil ich überlegte, wie zum Teufel ich das nun machen sollte mit dem Labor.
Nicht mal dass ich Peter nachher wieder sah, konnte mich gerade aufheitern. Dafür war mir das Studium zu wichtig.

Nina, die neben mir saß, schob mir einen Zettel hinüber.

„Was ist denn los?", stand da mit beneidenswert ordentlich geschwungener Schrift drauf.

Ich seufzte, schrieb: „Ich habe schon wieder zwei Hasen bekommen", und schob ihr den Zettel wieder zurück.

Nina war in dem praktischen Zeug nahezu perfekt, was unter anderem auch daran lag, dass sie vor dem Studium in Irland schon eine dreijährige Ausbildung zur Medizinisch-Technischen-Assistentin (MTA) im Labor absolviert hatte.
Dagegen an meiner alten Uni in Deutschland war die Laborarbeit in den ersten Semestern mehr schlecht als recht gewesen und wie gesagt, hatte ich das meiste Praktische Max machen lassen, um die Versuche nicht zu verhauen. Und das bekam ich nun zu spüren.

„Wie viele Hasen darfst du noch haben?", schrieb sie zurück.

Prof. Krecic mochte es nämlich überhaupt nicht, wenn man störte in seinem Unterricht. Ihm war es egal, wenn man nicht aufpasste - dann war es die eigene Schuld - aber man sollte andere nicht stören, wenn die lernen wollten. Besonders laute Geräusche oder Gerede mochte er nicht.

„4",antwortete ich. Ich hasste mein Studium gerade. Es war quasi unmöglich, so durch Biochemie zu kommen.

Wieso hatte ich mich in den vorherigen Versuchen nicht besser konzentriert?

„Weißt du was, ich habe noch 10 Hasen frei. Ich schreibe die nächsten paar Male einfach deine Matrikelnummer und du meine drauf, klaro?"

Ich sah Nina ungläubig an. Würde sie das wirklich machen, nur um mir zu helfen? Das war eine Aktion, die sonst nur Max vorgeschlagen hätte. Zumindest von den Menschen, die ich in meinem Leben so kannte. Nie wäre ich darauf gekommen, sie sowas zu fragen.

Funktionieren würde es, da im Studium die Studenten keinen Namen, sondern nur ihre Matrikelnummer auf ihre Arbeiten schrieben, und keiner der Korrekteure einen persönlich kannte.

„Bist du dir sicher? Das wäre die Lösung!", schob ich den Zettel auf ihre Seite und konnte es immer noch nicht glauben.

Sie nickte und ihre roten Locken wippten im Takt.

Ich flippte aus: „Danke", rief ich unüberlegt und umarmte sie heftig. Nina musste laut lachen. „Kein Ding, Lolla, das ist doch selbstverständlich", wischte sie meine letzten Zweifel weg.

Wir setzten uns wieder gerade hin und merkten erst dann, dass der gesamte Kurs, ca. 30 Studenten, mucksmäuschenstill war.
Einige hatten sich zu uns umgedreht und grinsten, aber das machte es trotzdem nicht wett, dass Professor Krecic zu reden aufgehört hatte und in unsere Richtung sah.

Verdammt, ich hatte seine heilige Regel gebrochen. Auch im Seminar konnte man theoretisch rausgeworfen werden. Da schaffte ich es auf der einen Seite, ganz knapp den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und wurde gleich wieder gefesselt.

Toll, Lolla!

Er blickte uns in die Augen. „Dann wollen wir doch mal sehen, was die Damen aus meinem Unterricht so mitgenommen haben."

Mist, gar nichts. Ich wusste gerade mal, bei welchem Organ wir waren: Magen. Aber das wars auch schon.

Nina stieß mir den Ellbogen zwischen die Rippen: „Du musst das machen", zischte sie mir mit geschlossenen Zähnen zu.

Wenn ich das verbockte und sie mit raus flog, konnte es durchaus sein, dass sie ihr selbstloses Angebot wieder zurücknahm, auch wenn ich das nicht glaubte, denn sie schien es als echte Freundin gemeint zu haben.

„Was ist die Rolle des Antibiotikums Omeprazol in der Triple-Therapie (Dreifach-Therapie) bei der Bekämpfung von Helicobacter pilori (Darmbakterium)?", war die erste Frage des Professors.

Er hätte aber auch etwas leichter starten können! Naja, vermutlich hatte er das im Unterricht gesagt, aber ich hatte nicht zugehört.

„Können Sie die Frage bitte wiederholen?", bat ich, um Zeit zu gewinnen.

Er sagte sie nochmal. Bei Omeprazol klingelte irgendwas, Max hatte da mal einen Merkspruch zu gebastelt. Einer der Wenigen, die ich lustig fand und mir merken konnte.

Es war was mit Oma. Genau: Meine Oma spielt Posaune und Klarinette. Und Oma und Posaune gehörte zusammen.

O und P. Das P stand für...Protonenpumpeninhibitor fiel es mir wieder ein.

Schnell fing ich an zu sprechen, verhaspelte mich aber sofort. Ich atmete tief ein und aus und fing dann an, klar zu sprechen: „Omeprazol gibt man zur Bekämpfung des Bakteriums Helicobacter pilori, da es ein Protonenpumpeninhibitor ist. Ziel ist es, die H+-K+-ATPase zu hemmen. Wenn die gehemmt ist, sind die Magendrüsen nicht mehr fähig, Salzsäure zu produzieren und dem Bakterium wird das saure Milieu des Magens entzogen, das es zum Überleben braucht."

Ich musste Max für seine dummen, selbst ausgedachten Merksprüche danken.

„Korrekt. Was ist sonst noch Bestandteil der Therapie, wenn wir nach dem italienischen Schema gehen?"

Ich überlegte: Das M von Meine Oma stand für.... Meta... Nein, das war es nicht. Komm schon Lolla, erinnere dich daran! Ah, nicht Meta-, sondern Metronidazol.

Ich sagte es laut und Prof. Krecic nickte: „Und das Letzte?"

Klarinette fehlte jetzt noch: „Clarithromycin?", fragte ich unsicher, aber es stimmte. Glück gehabt!

„Was gibt man nach dem französischen Schema?"

Ich hatte noch nie von einem französischen Schema gehört, also schüttelte ich den Kopf. Da half auch überlegen nichts.

„Okay, um es Ihnen zu Gute zu halten: Das habe ich heute auch nicht erwähnt. Das ist nur in der Vorlesung vorgekommen. Richtig wäre Amoxicillin "

Wäre ich am Dienstag in die Vorlesung gegangen, hätte ich es vielleicht mitbekommen. Ich war aber nicht da gewesen, weil ich müde in Peters Pullover auf meiner Küchenbank eingeschlafen war.

Lolla, nachher kannst du an Peter denken so viel du willst, aber nicht jetzt!

Es ging weiter: „Was muss man bezüglich der Indikation der genannten Medikamente beim MALT-Lymphom beachten?"

Ich kramte eine mehr oder weniger korrekte Antwort aus meinem Gehirn zurecht und es ging noch so ca. 10 min weiter, bis der Professor endlich zufrieden war.

„In Ordnung, ich merke, dass sie Ahnung haben. Aber heben sie nächstes Mal ihre Freudenschreie bis zum Ende der Stunde auf." Er blickte auf die Uhr, lächelte dann und schaute in die Runde. „Also bis jetzt. Sie können gehen."

Erleichtert atmete ich auf. Hui, das war knapp gewesen. Da ich die ganze Zeit geredet hatte, wurde Nina kein einziges Mal etwas gefragt. Schnell gingen wir aus dem stickigen Raum. Ich nahm mir vor, mich fürs nächste Seminar besser vorzubereiten und vor allem, währenddessen zuzuhören! Nina und ich schauten uns an und mussten lachen.

„Nochmal Glück gehabt!", sagte sie und ich nickte. „Hast du das wirklich ernst gemeint mit dem Protokoll? Das wäre meine absolute Rettung!", sprach ich sie, um sicherzugehen, nochmal darauf an.

„Ja, Lolla. Natürlich! Nur weil du nicht mit der Pipette umgehen kannst und ständig die Sachen irgendwo anders rein kippst, sollst du doch nicht aus dem Praktikum fliegen! Wer soll mich denn dann zum lachen bringen?" Wir lachten beide. „Aber eine Bedingung", setzte Nina dann noch nach.

„Die wäre?", fragte ich sie gespannt.

„Du lernst mit mir zusammen sowohl für die Physio- als auch für die Biochemie-Klausur und erklärst mir das, klar?"

„Super gerne!", das war sogar ziemlich cool, denn wenn ich es Leuten erklärte, blieb es schneller in meinem Gehirn. War mit Max auch immer so gewesen.

„Woher wusstest du eigentlich dieses Ome... irgendwas-Ding?", wollte sie wissen, während wir uns vom Gebäude entfernten. So plauderten wir, bis Nina abbiegen musste und ich weiter zu Peters Wohnung ging, denn ich hatte ihm gesagt, dass ich direkt nach dem Unterricht zu ihm käme. Schließlich war es schon 18 Uhr.
Eilig schrieb ich Max, während ich in Peters Straße einbog:

„Erinnerst du dich noch an deinen komischen Oma-Spruch mit der Posaune und der Klarinette? Der hat mir gerade das Leben gerettet!"

Kurz darauf blieb ich stehen und drückte aufs Klingelschild, wobei die Tür sofort danach summte. Mit meiner neu gefundenen guten Laune lief ich schnell die Treppe hoch. Peter stand schon - mal wieder in kurzer Hose, dabei waren draußen 9 Grad - vor seiner Haustür und wartete auf mich.

Sofort nahm er mich in die Arme und meine Knie wären fast eingeknickt, so froh war ich, wieder bei ihm zu sein.

„Hey, nicht umfallen, Lolla", wurde er gleich besorgt und stellte mich wieder auf die Füße. „Alles klar bei dir?"

Ich nickte: „Jetzt schon." Mittlerweile stand ich aufrecht und hatte mich gefangen. „Darf ich rein oder bleiben wir im Flur stehen?", konnte ich Peter schon wieder aufziehen.

„Eigentlich dachte ich, wir machen ein Picknick hier draußen", stieg er auf meinen Scherz ein, während ich an ihm vorbei in den Flur ging, um mir Schuhe und Jacke auszuziehen.

„Sag bloß, du hast gekocht?", machte ich große Augen und schnupperte in der Luft. „Ist das Chilli?", fragte ich und lief in die Küche.
Ich hatte mal wieder riesigen Hunger, weil ich heute in den Sprachkurs gegangen war, da ich ihn ja schon Montag ausfallen lassen hatte, dadurch aber nur eine halbe Stunde Pause zwischen den Veranstaltungen hatte.

Neugierig hob ich den Deckel vom Topf auf dem Herd und merkte, wie ich mich anfing zu entspannen. Es war warm in Peters Wohnung, es roch gut nach Essen und nach ihm.

„Du hast eine gute Nase. Aber gewöhn dich lieber nicht zu sehr daran, dass ich koche. In der Saison darfst du das übernehmen, da werde ich kaum Zeit für haben", kündigte Peter an und ich merkte, dass er hinter mich getreten war. Allein die Wärme, die er ausstrahlte, war spürbar.
„Ich hab dich vermisst, Lolla", flüsterte er mir mit seiner rauen Stimme ins Ohr.

Langsam lehnte ich mich an ihn und schloss die Augen. Peter hatte genau die richtige Größe dafür. Dann drehte ich mich um, stellte mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss, den er mit seinen immer rauen Lippen erwiderte und so verlängerte, dass ich am Ende wieder kaum Luft bekam.

„Hey, noch so einen Schwächeanfall und ich nehme dich wirklich zum Laufen mit", drohte er mir an und strich mit dem Daumen über meine Wange.

„Sitz du mal den ganzen Tag in der Uni und hör dir so einen Quatsch über Omeprazol und Metronidazol an", machte ich meiner Anspannung aus Biochemie Luft.

„Was soll ich mir anhören?", wusste Peter mal wieder nicht, wovon ich redete.

Ich winkte nur müde ab und er nahm mich nochmal in die Arme. „Ist wirklich alles gut, Lolla?", fragte er mich und es schwang ein sorgenvoller Unterton in seiner Stimme mit.

„Ich bin nur müde, Peter. Und ich habe dich vermisst", gab ich zu. Hätte ich einen Wunsch frei, dann hätte ich mir jetzt gewünscht, dass er mich nie wieder loslassen würde. Denn in seinen starken Armen fühlte ich mich sicher, geborgen und musste keine Angst vor irgendwas haben.

„Wir essen jetzt erstmal was, dann geht es dir bestimmt schon besser", entschied Peter und schob mich zum Tisch.

Hatte ich so jemanden überhaupt verdient?

„Weißt du wie schön es ist, nach Hause zu kommen und jemand hat gekocht für einen?", sah ich Peter liebevoll an. „Fast als...", ich musste schlucken. Nein, das wollte ich nicht sagen, weil er es nicht verstehen konnte. Ich würde ihn nur verwirren oder unter Druck setzen damit.

„Fast als...?", wollte er wissen, während er die Teller füllte, aber ich wollte es nicht aussprechen.

„Ich weiß nicht mehr, was ich sagen wollte", sagte ich. „Danke, dass du gekocht hast."

„Da dachte ich, dass du meinetwegen herkommst und dann interessiert dich nur das Essen", schlug Peter einen lockeren Ton an und ich war froh darüber. Ich hatte nicht wirklich die Kraft, jetzt irgendwelche tief gehenden Gespräche zu führen.

Während wir aßen, blinkte mein Handy auf und ich las mit einem Auge die Nachricht. „Was würdest du bloß ohne mich tun, Lolla?", hatte Max mir geantwortet. Ich musste grinsen, denn er hatte absolut Recht.

„Wer hat dir geschrieben?", Peter schaute auf mein Handy.

Ich guckte zu ihm: „Ich weiß nicht, ob ich Max schonmal erwähnt habe?"

Peter schüttelte den Kopf.

„Mein bester Freund aus dem Studium in Deutschland. Er hat sich immer die bescheuertsten Merksprüche ausgedacht und ich habe ihn ausgelacht deswegen, aber vorhin hat mir meine Klarinette und Posaune spielende Oma das Leben gerettet. Beziehungsweise das Biochemie- Seminar."

„Deine Oma spielt Klarinette und Posaune?", staunte Peter und machte große Augen.

Ich musste lachen, weil er es nicht begriffen hatte und so niedlich dabei aussah. Vielleicht hatte ich es auf Slowenisch aber auch komisch ausgedrückt.

„Wieso lachst du?", guckte er mich mit seinem schiefen Lächeln an. Ich musste unbedingt ein Foto von diesem Lächeln haben.

„Weil du süß bist", erklärte ich ihm und legte meine Hand auf seine Linke, die er neben dem Teller liegen hatte.

„Lolla, wie oft denn noch? Bin ich nicht!"

„Doch."

„Nein."

„Doch". Diesmal wollte ich nicht aufgeben.

„Nein." Okay, er anscheinend auch nicht.

„Doch."

„Wer ist hier der sture Esel, hm?", Peter lachte und verschränkte seine Finger mit meinen. „Also was ist jetzt mit deiner Oma und Max?"

„Gar nichts, also das mit der Oma ist der Merkspruch: „Meine Oma spielt Posaune und Klarinette. M für Metronidazol, O für Omeprazol, P für Protonenpumpeninhibitor und Klarinette für Clarithromycin". Das sind Medikamente gegen Helicobacter pilori, das ist ein Darmbakterium und..."

„Magst du Slowenisch mit mir sprechen? Ich versteh kein Wort." Peter sah richtig verwirrt aus.

Schnell brach ich meine Ausführung ab. „Sorry, ich bin noch so im Biochemie Modus. Lassen wir das einfach alles weg. Zumindest war ich vorhin richtig schlecht im Seminar..."

„Du warst schlecht?" Ein skeptischerer Gesichtsausdruck ging kaum.

„Ja, war ich. Ich war mit meinen Gedanken nicht anwesend, weil ich an dieses doofe Praktikum und die Häschen gedacht habe und dann..."

„Häschen? Du hast an Häschen gedacht? Geht es dir wirklich gut, Lolla?", jetzt lachte Peter mit gleichzeitig total überfordertem Gesichtsausdruck. „Also ich habe ja schon gemerkt, dass ihr Mediziner ziemlich, naja skurril, in euren Themen seid, aber Häschen? Haben die dir Drogen oder so gegeben?"

Ich lachte auch. „Okay, ist egal. Es gibt spannendere Themen als das. Was hast du so gemacht?", schaute ich ihn fragend an.

„Nein, ich will jetzt, dass du mich über die Häschen aufklärst", lachte er, stand auf und hob mich schon wieder hoch in die Luft, obwohl ich mich jedesmal darüber aufregte.

„Peter, ich habe Beine, okay?", protestierte ich, „ich kann laufen, ob du es glaubst oder nicht."

Er ließ mich aufs Sofa fallen, warf sich daneben und grinste wie ein kleiner Junge. Das steckte an und so lächelte ich auch.
Ich streckte meine Hand aus und fuhr seine Gesichtskonturen nach, seine geschwungenen Augenbrauen, seine rauen Lippen, seine Wangenknochen und sein Kinn. Ich durfte nicht vergessen, ihm einen Labello zu kaufen.
Peter fing an, mich zu küssen - so lange, bis wir dieses Mal beide nicht mehr konnten und so setzten wir uns mehr oder weniger aufrecht hin, wobei mich Peter auf seinen Schoß zog und beide Arme um mich legte. Meinen Kopf hatte ich auf seine Schulter gelegt. So erzählte ich ihm von meinen letzten vier Tage und er mir von seinen. Nachdem wir uns gegenseitig auf den neuesten Stand gebracht hatten, war es schon ziemlich spät geworden.

„Diesmal habe ich sogar richtige Schlafsachen mitgenommen", war ich ganz stolz, dass ich dran gedacht hatte.

„Heißt das, ich sehe dich nicht in meinen Boxershorts?", schaute mich Peter traurig an.

„Magst du mich etwa in meinen eigenen Klamotten nicht?", schmollte ich und tat, als wäre ich beleidigt, das funktionierte fast immer bei ihm. „Dabei habe ich die extra mitgenommen."

Peter gab mir einen Kuss auf die Haare: „Du kannst sie ja hier lassen, aber ich habe mich schon die ganze Zeit darauf gefreut, dich wieder in meinen Sachen zu sehen."

„Ist das dein Ernst? Ich soll die wieder anziehen? Diese zerknautschten Dinger?"

Er nickte so begeistert, dass ich lachen musste: „Na gut, wenn es dich glücklich macht", zuckte ich die Schultern, wir gingen ins Schlafzimmer und ich suchte mir eine blau-rot karierte und ein weißes T-Shirt aus.

„Diesmal darf ich aber drin bleiben", entschied Peter, der sich schon Jeans und Pullover ausgezogen hatte und im Bett lag, nachdem wir uns die Zähne geputzt hatten. Hatte er schlau gemacht, ich konnte ihn ja schlecht wieder aus dem Bett holen.

„Aber du darfst keine blöden Kommentare machen", warnte ich ihn, zog mir dann meine Bluse und mein Top aus und schnell sein Shirt zum Schlafen an.

„Ich dachte, du ziehst Hose und Bluse gleichzeitig aus. Das T-Shirt ist dir schließlich viel zu groß, da sehe ich ja gar nichts", quengelte er wie ein kleines Kind rum.

Ich ging zum Bett, wo er lag, beugte mich runter und legte ihm meinen Zeigefinger auf die Lippen: „Was hatte ich zu den Kommentaren gesagt?", fragte ich ihn grinsend. Schließlich hatte ich es bewusst so gemacht, dass das T-Shirt gleich nur meine Beine zeigen würde.
„Man kann auch mal geduldig sein, Peter", gab ich ihm einen kurzen Kuss, der nach Peters Pfefferminzzahnpasta schmeckte und beeilte mich dann, meine Jeans aus-, dafür die Boxershorts anzuziehen.

Schnell schlüpfte ich zu ihm unter die Bettdecke und kuschelte mich an ihn. Er zog meinen Kopf an seine Brust und ich musste lächeln.

„Mein sturer Esel", murmelte ich müde, während mir die Augen zu fielen.

Über den Dächern der WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt