Kapitel 1

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Ein nerviges Piepen riss mich aus dem Schlaf. Grummelnd stellte ich den Wecker auf schlummern und drehte mich wieder um. Ich war gerade dabei wieder einzuschlafen, als der Wecker erneut klingelte. Mit einem lauten Seufzen stellte ich den Wecker aus und schlug die Bettdecke beiseite. Schon seit Wochen graute es mir vor diesem Tag. Die Sommerferien waren vorbei und ich würde wieder zur Schule müssen. Schule. Gott wie ich es dort hasste. Ich glaube nicht mal eine einzige Person dort wusste meinen Namen. Immer noch besser, als das Mobbingopfer zu sein, so wie der kleine Junge mit der Brille aus meiner Klasse im letzten Jahr. Der konnte nicht mal zwei Schritte durch den Flur gehen, ohne dass ihn irgendwer gegen die Spinde geschubst hat. Und nie hat einer der Lehrer irgendwas gesagt. Da bin ich echt lieber einfach nur unsichtbar. Ich schlurfte zu meinem Schrank, suchte mir ein paar Sachen raus und schlüpfte hinein. Danach schlenderte ich die Treppe nach unten, wo meine Mutter schon Frühstück gemacht hatte und ziemlich gestresst aussah. Meine kleinsten beiden Geschwister hingen ihr lachend und kreischend am Bein, während die anderen beiden schon am Tisch saßen und aßen. Zumindest Dennis. Seit letztem Jahr schaut Lucy 24/7 nur noch auf ihr Handy. Ich glaube ich habe sie seitdem noch nicht einmal davon aufschauen sehen. „Maxi! Steh auf! Du kommst noch zu spät zur Schule!“ schrie meine Mutter nach oben, während sie hektisch unsere Pausenbrote schmierte. „Tati, Schatz, kannst du bitte deinen Bruder wecken gehen?“ fragte mich meine Mutter, gerade, als ich mich hinsetzen und essen wollte. Ich rollte nur mit den Augen und stampfte wieder nach oben. Ich riss die Tür zu seinem Zimmer auf und versuchte irgendwie meinen Weg durch das Chaos auf dem Boden zu seinem Bett zu finden. „Aufstehen!“ rief ich laut und zog die Bettdecke von ihm herunter. „Lass mich. Ich schlafe noch.“ murmelte Maxi verschlafen und rollte sich vom Bett. „Nicht mein Problem.“ Er rappelte sich wieder auf und ich konnte wieder nach unten, um endlich zu essen. Ich schaufelte meine Cornflakes in mich rein, flitzte dann wieder nach oben und putzte meine Zähne. Danach holte ich schnell meine Schulsachen aus meinem Zimmer und lief wieder nach unten. Lucy lehnte schon fertig an der Wand neben der Haustür, den Blick immer noch auf ihr Handy gewandt. Mein Vater war inzwischen auch mal aufgestanden und nippte genüsslich an seinem Kaffee, während er die Zeitung durchstöberte. Ich schnappte mir eines der fertigen Brote und packte es ein. Dann zog ich mir meine Schuhe und Jacke an und setzte mich zu meinem Vater zurück an den Tisch. Von meinen Brüdern war jedoch keine Spur. Toll. Ich würde direkt am ersten Tag zu spät kommen. Und das, wo wir doch einen neuen Klassenlehrer bekamen. Herr Range oder so hieß er glaube ich. Wahrscheinlich wieder so ein alter Knacker, der bei jedem Schritt schon außer Atem ist. Aber ich will nicht direkt am Anfang schon einen schlechten Eindruck machen, indem ich zu spät kam. Meine Mutter kam gerade wieder die Treppe runter und schaute Lucy und mich an. Sie seufzte und drehte sich wieder um. „Jungs!“ schrie sie nach oben, doch keiner der beiden kam. Sie strich sich aufgebracht durch die Haare und kam wieder in die Küche. „Marko kannst du die Mädchen schon mal zur Schule bringen? Ich fahr die Jungs hinterher, wenn sie denn mal fertig sind und bring dann auch Melli und Luke in den Kindergarten.“ wandte sich meine Mutter an meinen Vater. Der murmelte nur zustimmend und legte die Zeitung beiseite. Er nahm noch einen letzten Schluck von seinem Kaffee, schnappte sich dann die Autoschlüssel und ging mit uns nach draußen.

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