Kapitel 15

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"Ist alles okay, Anika? Willst du für heute vielleicht nach Hause gehen?" Frau Gilbert hatte sich zu Anika begeben und strich ihr beruhigend über den Rücken. Anika nickte nur zitternd und machte sich zusammen mit ihrer Freundin auf den Weg in Sekretariat. Herr Range hatte sein wutentbranntes Gesicht zu mir gewendet. Noch immer schockiert von dem was eben passiert ist, erwiderte ich seinen Blick mit geweiteten Augen. Sofort konnte ich sehen, wie seine Wut anfing sich zu legen. Er kam einen Schritt auf mich zu und sah so aus als wollte er etwas sagen, doch Frau Gilbert unterbrach ihn. "Mitkommen!" sagte sie in einem strengen Ton und stöckelte an mir vorbei in die Richtung aus der sie gekommen ist. Kurz schaute mir Herr Range durchdringend in die Augen, doch ich konnte nicht entschlüsseln, was gerade in ihm vorging. Dann setzte er sich in Bewegung und folgte Frau Gilbert zu ihrem Büro. "Es ist alles geklärt. Hier gibts nichts zu sehen. Geht bitte alle normal weiter zum Unterricht!" rief sie, während sie durch die Gänge lief und dann schließlich mit Herr Range um die Ecke verschwand. Etwas enttäuscht gingen allen grummelnd und murmelnd weiter. Die Spannung war jedoch noch immer deutlich zu spüren. Ich konnte meine Beine noch immer nicht dazu bewegen sich vom Fleck zu rühren. Alle Schüler, die an mir vorbei gingen schienen mich unüberschaubar anzustarren und leise tuschelnd die Köpfe zusammenzustecken. Langsam leerten sich die Gänge und erst das Klingeln der Schulglocke riss mich aus meiner Trance. Verwirrt schaute ich mich um. Was...? Mein Blick wanderte zu der großen Uhr über dem Durchgang vor mir. Fuck. Ich war zu spät für die erste Stunde! Hastig flitzte ich durch die Gänge zu meinem Klassenraum und öffnete leise die Tür und trat ein. Alle Augen hatten sich sofort auf mich gerichtet. "Entschuldigung." flüsterte ich beschämt und sah auf den Boden. "Setz dich bitte." wies mich mein Lehrer an, woraufhin ich nickte nur und mich mit hochgezogenen Schultern zu meinem Platz begab.

Der Tag verging nur sehr schleichend und wohin ich auch ging, wurde ich von allen groß angeschaut und normale Gespräche verwandelten sich in ein geheimnisvolles Getuschel. Ich freute mich fast schon darauf endlich nach Hause zu gehen, selbst nach dem, was gestern dort geschehen war. Die letzte Stunde fühlte sich noch länger an, als der Rest des Tages. Erwartend starrte ich die Uhr an bis dann endlich die Schulglocke klingete und es Zeit war nach Hause zu gehen. Ich hatte meine Sachen schon gepackt und wollte gehen, als ich mich an die Mathe Nachhilfe mit Herr Range erinnerte. Würde die heute ausfallen wegen dem was vorhin passiert war? Und wo sollte ich mich mit ihm überhaupt treffen? Hier im Klassenraum oder vor dem Lehrerzimmer? Ich hatte keine Ahnung. Vielleicht konnte ich das Ganze auch einfach umgehen, indem ich schnell nach Draußen ging. Ich hatte auch nicht den Drang ihn heute noch einmal zu treffen. Nicht nach vorhin. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass er das getan hat. Sie hatte zwar schon eine Lektion verdient aber nicht so. Und er hatte mich vor der gesamten Schule komplett bloßgestellt. Alle wussten jetzt, dass ich zu ihm gegangen bin und gepetzt habe. Ich schüttelte den Kopf und eilte aus dem Klassenraum. Leise flitzte ich durch die schon etwas geleerten Flure. Nervös schaute ich mich immer wieder um, ob nicht irgendwo Herr Range aus einem der Klassenzimmer herauskommen würde. Kaum war ich um die Ecke gestürmt, stieß ich jedoch gegen etwas Großes und verlor mit einem erschrockenem Quieken das Gleichgewicht.

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