Kapitel 3

1.5K 27 100
                                    

Er musterte mich noch ein letztes Mal, bevor er mit zügigen Schritten zurück zum Pult ging und sich dagegen lehnte. Mit verschränkten Armen ließ er seinen Blick durch die Klasse schweifen. Noch nie habe ich die Leute aus meinem Jahrgang so aufmerksam und still gesehen. „Nur um etwas klarzustellen. Wer meint hier nicht aufpassen zu müssen oder im Unterricht redet kann gleich gehen. Ihr habt jetzt die Chance.“ Keiner rührte sich. Doch dann standen ganz hinten tatsächlich ein paar Leute auf, packten ihre Sachen und verließen den Raum, was Herr Range nur mit hochgezogener Augenbraue beobachtete. Er ließ sie einfach so gehen, ohne sie auch nur irgendwie aufhalten zu wollen. Es überraschte mich echt, wie gelassen er das nahm, dass einige Schüler nicht an seinem Unterricht teilnehmen wollten. Er griff nach seiner Tasche und zog einige Unterlagen heraus. „Kann mir irgendwer einen Sitzplan erstellen?“ fragte er in die Klasse, schaute jedoch nicht einmal von seinen Unterlagen auf. Ein paar Schüler meldeten sich, warteten darauf von ihm dran genommen zu werden. Nach kurzer Zeit nahm er seinen Blick von den Zetteln in seiner Hand und schaute auf die sich meldenden Schüler. „Mach einfach irgendeiner den Plan. Ist mir echt egal, wer. Die anderen machen auf Seite 145 im Buch die Aufgaben.“ meinte er streng und die Hände gingen wieder runter, abgesehen von einem Mädchen, das meiner Meinung nach vollkommen übertrieben geschminkt war und ihre Kleidung viel zu viel preisgab. Genervt seufzte Herr Range auf und nahm sie dran. „Sind sie Single?“ fragte das Mädchen mit einem verführerischem Unterton und lächelte ihn zuckersüß an. „Ja.“ antwortete er nur trocken und musterte das Mädchen von oben bis unten. „Und du?“ fragte er sie und sie nickte nur eifrig, während sie wie wild mit den Wimpern klimperte. Seine Mundwinkel zuckten. „Überrascht mich nicht.“ Empört schaute sie ihn an und gab einen abschätzigen Ton von sich. Dann packte sie ihre Sachen und verließ den Klassenraum. Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen, was erneut Herr Ranges Aufmerksamkeit auf mich zog. Schnell verstummte ich wieder und konzentrierte mich wieder auf meine Aufgaben. Immer wieder spürte ich während der Stunde Herr Ranges stechenden Blick auf mir. Ich sah kurz von meinem noch immer ziemlich leeren Zettel auf und unsere Blicke trafen sich. Irgendetwas war dort in seinen Augen. So etwas wie... Begehren? Verunsichert biss ich mir auf die Lippe, was irgendetwas in ihm auslöste, denn er kniff seine Augen zu Schlitzen zusammen und ballte fest seine Faust, woraufhin der Bleistift in seiner Hand entzwei brach. Plötzlich klingelte es und die Stille wurde von laut redenden Schülern unterbrochen. Schnell riss Herr Range seinen Blick von mir los und stand auf, während ich meine Sachen einpackte. „David, Emma, Leonie, Justus und Tatjana. Würdet ihr noch einmal hier bleiben?“ fragte er laut, um die Gespräche der Schüler zu übertönen, doch es klang nicht wirklich nach einer Frage, mehr nach einem Befehl. Nachdem alle, außer wir fünf, gegangen waren, sammelten wir uns um ihn herum. Abwertend schaute er durch die Runde. „Ich musste feststellen, das eure Mathenoten einfach nur miserabel sind und ich werde hier keinen Mitleidsbonus geben, also sucht euch lieber Nachhilfe, oder ihr werdet durchfallen.“

I'm sorry, daddy!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt