Kapitel 11

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"TATJANA!" Ich schreckte aus meinem Schlaf und saß sofort aufrecht im Bett. Schwungvoll wurde meine Tür aufgerissen und mein Bruder Maxi sah mich erwartend an. "Wie oft sollen wir dich denn noch rufen? Essen." Ich nickte nur und fuhr mir aufgebracht durch die Haare. Als ich wieder aufschaute, war er auch schon wieder verschwunden und kurz darauf hörte ich jemanden die Treppe runterpoltern. Ich schlug meine Bettdecke zur Seite und hopste aus meinem Bett. Gähnend schlurfte ich aus meinem Zimmer die Treppe hinunter und setzte mich an meinen Platz am Esstisch. Meine kleinen Geschwister schrien wie immer lautstark durch den Raum und beschwerten sich über das Essen, das meine Mutter gerade auftischte, Lucy war wie immer mit ihrem Handy beschäftigt und Dennis, der mich als einziger wahrnahm, lächelte mir willkommend entgegen. "Hey, Schätzchen. Wie war Schule?" fragte mich meine Mutter müde und gestresst vom Tag, als sie sich endlich zu uns setzte. Unwissend zuckte ich mit den Schultern und griff schnell nach dem Löffel, bevor einer meiner Geschwister ihn in die Hand bekam. Ich schaufelte mir einige Spaghetti auf und begann zu essen. Ich war gerade echt nicht in der Stimmung über meinen Tag zu berichten. Außerdem waren dort so einige Details die ich lieber nicht mit meiner Familie teilen möchte. "Hast du nicht einen neuen Klassenlehrer bekommen? Wodrin hattest du ihn noch gleich? Mathe?" Laut hustend versuchte ich verzweifelt das Wasser aus meiner Lunge zu bekomen, was ich vor Schreck eingeatmet hatte. Schnell nickte ich und stellte mein Glas ab. "Und wie ist er so? Ist er nett?" hakte meine Mutter weiter nach, nachdem ich mich wieder beruhigt hatte. Erneut zuckte ich nur mit den Schultern. "Erzähl doch mal." drängte sie weiter und ich schaute von meinem Teller auf. "Keine Ahnung. Ist halt wieder nur so ein verrückter alter Knacker." log ich und stocherte mit der Gabel in meinen Spaghetti herum. Ich hatte keine Ahnung warum ich gerade über meinen Lehrer gelogen hatte. Vielleicht wollte ich mich auch nur selbst davor bewahren ihn mir wieder vor Augen führen zu müssen. Er hatte mir heute schon genug Verwirrung und Ärger eingebracht. "Hä was ist denn mit dir kaputt? Ich hab den auch in Mathe. Der ist doch höchstens dreißig und ist voll heiß." warf Lucy verwirrt ein und sah von ihrem Handy auf. "Lucy!" rief mein Vater aufgebracht mit vollem Mund. "Das ist ist immer noch dein Lehrer!" Gleichgültig schaute sie ihn kurz an und wendete dann ihren Blick zurück auf ihr Handy. "Ist doch nicht meine Schuld, dass Tati zu behindert ist, um einen heißen Mann zu erkennen. Ich wusste schon immer, dass sie lesbisch ist." murmelte sie leise, doch laut genug, dass ich es hören konnte. Laut ließ ich mein Besteck fallen und starrte Lucy fassungslos an. "Ich bin nicht lesbisch! Was ist eigentlich dein scheiß Problem? Was hab ich dir jemals getan?" Sofort war reinste Stille am Tisch. Alle schauten zu mir auf. "Tatjana! Was ist denn in dich gefahren?" Wütend schaute ich meine entsetzte Mutter an. "Sag ich doch. Behindert." flüsterte Lucy, ohne von ihren Handy aufzuschauen. "Halt die Fresse!" fauchte ich sie an. "Tatjana das reicht! Auf dein Zimmer. Jetzt!" Immer noch entsetzt zeigte meine Mutter mit dem Finger auf die Treppe. Für einen kurzen Moment schaute ich ihr genauso entsetzt entgegen, bevor ich dann meinen Stuhl nach hinten umwarf und wütend die Treppe hochstampfte.

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