Kapitel 22

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Nachdem er die Haustür aufgeschlossen hatte, trat er mit mir ein und schloss hinter uns die Tür. Sofort umgab mich erneut dieser einzigartige Vanille Geruch, der Herrn Range überall hin verfolgte. Hier im Haus war er jedoch noch tausend mal intensiver, als im Auto. Ich fühlte mich schon nach nur wenigen Sekunden süchtig nach diesem unglaublichen Duft. Nie wieder wollte ich ihn in meinem Leben vermissen müssen. Ich wollte einfach nur für immer und ewig hier bleiben, geborgen in Herr Ranges starken Armen und umgeben von seinem Duft. Irritiert schüttelte ich den Kopf. Was zur Hölle ist denn nur in mich gefahren? Ich musste verrückt geworden sein. Ohne etwas abzulegen, ging Herr Range durch den Flur weiter ins Wohnzimmer auf das Sofa zu und setzte mich behutsam auf diesem ab. Gelassen kniete er sich vor mich auf den Boden und hob meinen Fuß an, um mir meinen Schuh auszuziehen. Nachdem er mir beide Schuhe entnommen hatte, legte er meine Beine auf dem Sofa ab und erhob sich mit meinen Schuhen in der Hand. "Bleib hier." wies er mich an und ging zurück in den Flur. Mit noch immer zitternden Händen, stellte ich meinen Rucksack auf den Boden und schaute mich um. Im Hintergrund hörte ich noch, wie Herr Range seine Schuhe und Jacke auszog und dann durch das Haus lief. Das Wohnzimmer war recht klein, doch trotzdem hatte es alles, was man so brauchte. Der Fernseher was riesig und war mit allen möglichen Konsolen verbunden. Das Regal neben dem Fernseher war von oben bis unten mit den verschiedensten Videospielen vollgestellt. Am liebsten würde ich das ganze Regal durchstöbern und alle Spiele ausprobieren, doch ich sollte nicht in Herr Ranges Sachen herumschnüffeln. An der Decke war eine einfache Glühbirne ohne Lampenschirm oder irgendwas, doch er schien sie nicht oft zu benutzen, denn der ganze Raum war von oben bis unten mit Lichterketten beschmückt. Das Wohnzimmer musste so gemütlich sein, wenn diese Nachts angeschaltet sind und man sich auf dem weichen Sofa einkuscheln konnte. Viel mehr war jedoch auch nicht hier, abgesehen von dem kleinen Sofatisch, der mit unzähligen Tassen vollgestellt war, die nach kaltem Kaffee rochen. Sein Kaffeekonsum überstieg auf jedem Fall die der empfohlenen Menge. Von Essen war jedoch keine Spur. Nach ungefähr einer Minute wurden Herr Ranges Schritte wieder lauter und kurze Zeit später trat er mit einem Erste-Hilfe Koffer ein. Bei mir angekommen, kniete er sich wieder neben mich und stellte den Koffer auf dem Sofatisch ab. Leise klickte er ihn auf und holte ein Wattepad und Desinfektionsmittel heraus. Er drückte die Watte gegen die offene Flasche und drehte sie kurz auf den Kopf, so dass die Watte mit den Desinfektionsmittel getränkt wurde. Nachdem er die Flasche zurück auf den Tisch gestellt hatte, streckte er mir seine Hand mit der Handfläche nach oben entgegen. Für einen Moment war ich verwirrt, doch dann verstand ich und legte zögernd meine zitternde Hand in seine. Sofort schloss sich sein Daumen um meine Hand und drückte meine Finger von meine Handinnenfläche fort. Obwohl ich darauf vorbereitet war, dass es wehtun würde, zischte ich schmerzerfüllt auf und wollte ihm meine Hand entziehen, doch ließ er sie nicht los. Mit zusammengebissenen Zähnen hielt ich also durch und war erleichtert, als Herr Range die Watte auf dem Tisch ablegte und nach dem Verband griff. Sorgfältig wickelte er meine Hände ein, sicherte den Verband am Ende mit einem Klebestreifen und gab dann schließlich meine Hände wieder frei. Nachdem er das Desinfektionsmittel und den restlichen Verband wieder verstaut hatte, drehte er sich wieder um und schaute zu mir hoch. "Zieh dein Shirt aus."

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