Kapitel 27

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Ein lautes Klingeln riss mich aus meinem wirren Traum. Gähnend öffnete ich meine Augen einen kleinen Spalt und schielte auf den Wecker neben meinem Bett. Sofort begann mein Herz zu rasen und ich riss meine Augen weit auf. Ich war viel zu spät. Ich hatte nur noch fünfzehn Minuten, bevor der Unterricht beginnen sollte. Selbst wenn ich den ganzen Weg sprinten würde, würde ich es niemals rechtzeitig schaffen. Warum hat mich niemand geweckt? Und warum war ich so dämlich gewesen und hatte vergessen mir einen Wecker zu stellen? Erneut klingelte es, weshalb ich mich verwirrt umsah. Das war die Türklingel. Wer war so früh an der Tür? Meine Geschwister konnten es nicht sein. Die müssten alle um diese Zeit schon in der Schule oder im Kindergarten sein und meine Eltern waren bei der Arbeit. Panisch rollte ich mich aus dem Bett und krabbelte hektisch zu meinem Rucksack. Nachdem ich mir diesen flüchtig über die Schulter geworfen hatte, flitzte ich zur Tür, ging jedoch wieder einige Schritte rückwärts zurück, um mich in dem Spiegel an meiner Schranktür zu betrachten. Zum Glück hatte ich mich gestern nicht umgezogen, bevor ich schlafen gegangen bin, sonst würde ich noch später zur Schule kommen. Leider waren meine Haare komplett zerzaust und tiefe Augenringe zierten meine Augen. Ich hatte diese Nacht nur sehr unruhig geschlafen und fühlte mich deshalb alles andere, als ausgeruht. Kopfschlüttelnd wandte ich mich vom Spiegel ab und rumpelte die Treppe herunter. Das Haus war wie leer gefegt. Fast schon erstaunlich, wie ruhig das Haus sein konnte, wenn keiner hier war. Schnellen Schrittes begab ich mich zur Haustür und zog mir meine Schuhe über. Ich warf mir meine Jacke über den Arm und nahm mir ein Zopfgummi, was auf der Kommode neben der Tür lag und schaute mich gestresst mit dem Zopfgummi in der Hand um. Schließlich drückte ich es an meinen Mund und hielt es mit zusammengepressten Lippen fest, während ich hektisch nach meinem Schlüssel kramte. Nach kurzer Suche fand ich diesen und riss die Tür auf. Den Blick auf meine offenen Schnürsenkel gesenkt, um nicht hinzufallen, begab ich mich nach draußen und drehte mich sofort zurück zur Tür um, damit ich diese abschließen konnte. Nachdem ich flüchtig den Schlüssel im Schloss umgedreht hatte, wandte ich mich wieder zur Straße und zuckte sofort einen Schritt zurück, als eine große Gestalt neben mir an das kurze Stückchen Wand neben der Tür gelehnt stand und mich beobachtete. Ich hatte vollkommen vergessen, dass es eben an der Tür geklingelt hatte. Herzklopfend fasste ich mir mit Schlüsseln in der Hand ans Herz, während sich Herr Range von der Wand abstieß und einen Schritt auf mich zu kam, um direkt vor mir zum Stehen zu kommen. Belustigung funkelte in seinen Augen und auch seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben, als er mir vorsichtig das Haargummi aus dem Mund entnahm und mir dann tief in die Augen sah.




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