Kapitel 21

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Mit rasendem Herzen wand ich meinen Blick auf meine verwundeten Hände und schloss für einen Moment meine Augen. Aus irgend einem Grund fühlte ich mich unglaublich geborgen in Herr Ranges Armen. Und obwohl ich eben noch fast aus seinem Arm gesprungen wäre, wollte ich gerade, dass ich seinen starken Griff nie wieder verlassen muss. Blinzelt öffnete ich jedoch wieder meine Augen, als er stehen blieb und umständlich in seiner Tasche kramte. Nach kurzer Suche fand er seine Autoschlüssel und öffnete keine Sekunde später die Beifahrertür. Vorsichtig duckte er sich nach unten und setzte mich auf dem Sitz ab, den ich noch immer allzu gut kannte. Als ich sicher saß, schlug er die Autotür zu und begab sich in gemächlichem Tempo auf die Fahrerseite, bevor er dann einstieg. Unbeholfen schälte ich mich aus den Gurten von meinem Rucksack und ließ ihn vor meinen Füßen auf den Boden plumpsen. Leise zischte ich auf, als ich mit meinen schmerzenden Händen nach dem Anschnallgurt griff und mich schwerfällig anschnallte. Seufzend lehnte ich meinen Kopf an die Fensterscheibe, während Herr Range den Motor startete und losfuhr. Abwesend beobachtete ich den Straßenverkehr, bis wir an einer Kreuzung in die entgegengesetzte Richtung von meinem Haus fuhren. Stirnrunzelnd hob ich den Kopf von der Glasscheibe, setzte mich aufrecht hin und schaute zu Herr Range rüber, der konzentriert auf die Straße schaute.  "Wohin fahren wir?" fragte ich leise und legte dabei meinen Kopf ein wenig schief. "Zu mir." antwortete er knapp und warf mir kurz einen Blick zu, der mein Herz rasen ließ. Rasch wand ich meinen Blick auf meine Hände. Zu seinem Haus? War es überhaupt in Ordnung das Haus von einem Lehrer zu betreten? Doch ich hatte wohl keine Wahl.  Auch wenn ich ihn nur kaum kannte, wusste ich, dass er mehr als stur war und es keine Chance gab ihn umzustimmen. Nach mehreren Minuten des Schweigens, kam das Auto zum Stehen und ich nahm den Blick von meinen Händen. Wir standen vor einem kleinen, zugewachsenen Häuschen, welches sehr gemütlich und heimlich erschien. "Warte." befiehl Herr Range, als ich nach meinem Anschnaller griff, um mich abzuschnallen. Sofort gehorchten ihm meine Hände und ließen den Gurt unwillkürlich wieder frei. Verwundert über meine sofortige Reaktion auf seinen Befehl, schaute ich zu Herr Range auf, der sich selbst abschnallte, nach seiner Tasche auf der Rückbank griff und ausstieg. Schnellen Schrittes warf er sich seine Tasche über die Schulter, während er sich auf meine Seite begab und meine Tür öffnete. Mit einem kurzen, undefinierbaren Blick zu mir, beugte er sich über mich und schnallte mich ab. Seine Hand glitt unglaublich langsam so knapp an meiner Brust vorbei, dass ich zitternd die Luft anhielt, da nur durch die kleinste Bewegung Kontakt entstehen würde. Es schien mir fast schon, als würde er sich absichtlich Zeit lassen, als wollte er mich berühren, doch traute es sich nicht. Mehrere lange Sekunden vergingen, bis er den Gurt los ließ und sich an der Kopflehne abstützte, um sich wieder aufrecht hinzustellen. Die eine Hand neben meinem Kopf, in der anderen ein Schlüsselbund, griff er nach meinem Rucksack und drückte ihn mir in die Hand, bevor er seine Hände genauso wie vorhin unter meine Beine und meinen Rücken schob und mich vorsichtig anhob. Mit dem Fuß trat er die Tür hinter mir zu, schloss mit den Schlüsseln in seiner Hand das Auto ab und begab sich schließlich mit mir auf dem Arm zu seinem Haus.

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