Kapitel 7

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Sofort umgab mich eine wohlige Wärme und ein verführerischer Vanilledufte, der meine Sinne leicht benebelte. Doch es tat so gut endlich aus dem strömenden Regen zu sein. Musik spielte leise im Hintergrund und gab dem Auto eine heimische Atmosphäre. Sobald ich mich dann angeschnallt hatte, fuhr Herr Range auch schon los. Auf einmal war ich heilfroh, dass ich klitschnass war. Andererseits hätte Herr Range mein Tränenverströmtes Gesicht gesehen und ich hatte gerade nicht die geistige Kraft deswegen von ihm ausgelacht oder befragt zu werden. Ich legte mir meinen Rucksack auf den Schoß und schaute mich nervös im Inneren des Autos um. Herr Ranges Schultasche lag auf dem Rücksitz zusammen mit einer großen Sporttasche und einigen Klamotten. Vorne klebten einige Aufkleber von den verschiedensten Videospielen an seinem Radio. Ein Kaffee stand im Getränkehalter, nach dem Herr Range griff und sinnlich daran schlürfte. Mein Herz began zu rasen, als ich ihn ansah. Seine eisigen Augen waren stark auf die Straße fokussiert, als er mir plötzlich den Kaffee entgegenhielt. "Trink. Du brauchst die Wärme." Verdattert starrte ich auf das Getränk. Herr Range streckte seinen Arm weiter aus und hielt mir den Kaffee direkt vor's Gesicht. "Trink." Mit zitternden Händen nahm ich schließlich den Becher entgegen und schaute kurz zu Herr Range rüber, der jedoch keinerlei Reaktion zeigte. Seine Augen waren noch immer auf das regnerische Grau vor uns gerichtet. Ich wendete meinen Blick von ihm auf den dampfenden Kaffee. Nicht einmal eine Minute zurvor waren seine Lippen an dem Becher gewesen. Kurz zögerte ich, bevor ich einen kleinen Schluck nahm. Sofort füllte sich mein Magen mit einer angenehmen Wärme und ein leicht bitterer Kaffeegeschmack verteilte sich in meinem Mund. Genießerisch schloss ich meine Augen und nahm einen weiteren Schluck. Krampfhaft versuchte ich zu vergessen, dass Herr Range gerade noch diesen Kaffee getrunken hatte. Doch ich konnte den Gedanken einfach nicht verdrängen. Erschreckenderweise musste ich feststellen, dass mich das den Kaffee nur noch mehr genießen ließ. Unmerkbar schüttelte ich meinen Kopf, um den Gedanken zu verbannen. "Adresse?" Herr Ranges tiefe Stimme riss mich aus meinen Gedanken. "Was?" fragte ich verwirrt mit leicht zitternder Stimme. "Wo du wohnst." Noch immer würdigte er mich keines Blickes. "Oh. Ähm.. Ja. N-natürlich. Entschuldige." stotterte ich  beschämt und gab ihm schnell meine Adresse. Daraufhin sagte er nichts, nickte jeglich einmal mit dem Kopf und bog augenblicklich in eine andere Straße ab. Erneut nahm ich einen Schluck vom Kaffee und beobachtete Herr Range unauffällig beim Fahren. Mit einer Kopfbewegung warf er seine wilde Mähne zur Seite und fuhr mit seiner Hand noch einmal durch seine Haare, um sich auch die letzten Strähnen aus dem Gesicht zu streichen. Für auch nur eine Millisekunde konnte ich schwören, dass er mir flüchtig einen Blick zugeworfen hatte. Sofort kniff er seine Augen zu Schlitzen, als wäre ihm klar bewusst, dass ich ihn beobachtete. Sein Kiefer fing an unter seinem wohlgepfegten Bart zu mahlen. Schnell nahm ich meinen Blick von ihm und schaute eingeschüchtert auf meine Hände. Unbewusst begann ich vor Nervosität auf meiner Lippe herumzubeißen, während ich nur weiter auf meine Hände starrte, als wären sie das Spannendste auf der Welt. Ein neues Lied begann im Hintergrund zu spielen, als Herr Range plötzlich begann leise mitzusummen. Sein tiefes Brummen war so unglaublich beruhigend. Ich hätte ihm ewig zuhören können. Kurz wünschte ich mir, dass dieser Moment niemals endete. Sofort schüttelte ich unmerklich meinen Kopf um diesen verwirrenden Gedanken wieder zu verjagen. Nach einer Weile parkte er sein Auto an der Straßenseite. Ich schaute nach draußen und erblickte zwischen den Büschen hindurch mein Haus.

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