Kapitel 17

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"Ich... ich ähm... e- entschuldige, Herr Range." stotterte ich und biss mir vor Nervosität auf die Unterlippe. Sofort verengte dieser seine Augen. "Tatjana ich sagte doch außerhalb der normalen Schulzeit sollst du mich Da-" panisch schlug er sich die Hand vor den Mund. Verunsichert schaute ich ihm zu, wie er sich leise fluchend umdrehte und einmal tief einatmete. Dann drehte er sich wieder um, genauso ernst wie er vorhin noch war. Was war das gerade? Was wollte er sagen? Und warum hat er so überreagiert, nur weil er fast etwas anderes gesagt hat als geplant? Ich verspreche mich mehr als oft. So dramatisch war das jetzt auch nicht. Er räusperte sich leicht und schüttelte den Kopf. "Wie ich gerade sagte sollst du mich außerhalb der normalen Schulzeit Erik nennen. Verstanden?" Langsam nickte ich, noch immer etwas durcheinander. "Okay. Zurück zu Mathe." sagte er heiser und begab sich zurück zur Tafel. Für kurze Zeit schaute ich ihm erneut zu, wie er etwas zerstreut versuchte die richtigen Worte für seine Erklärungen zu den Matheformeln an der Tafel zu finden. Es dauerte jedoch nicht lange, bis er sich wieder gefangen hatte und genauso selbstsicher, wie zurvor die Nachhilfestunde weiterführte. Noch immer fragte ich mich, warum ihn ein kleiner Versprecher so aus der Bahn geworfen hat. Und auch wollte ich wissen, was er nahezu gesagt hätte. Doch ich sollte ihn auf keinen Fall darauf ansprechen. Nicht nach seiner Reaktion auf einen so kleinen Fehler, und auch nicht nach heute morgen. Was mich auf weitere Frage zurückbrachte. Wie ist er einer Strafe entkommen? Er ist mit einer Schülerin handgreiflich geworden. Das musste doch gegen sämtliche Regeln und Gesetze verstoßen. Auf keinen Fall hat die Schulleiterin ihn einfach so davon kommen lassen. Und ohne Ausnahme würde sie ihn nach einem solchen Vorfall nicht einer einzelnen Schülerin Nachhilfe geben lassen. Das war viel zu riskant. Eigentlich habe ich fast schon erwartet, dass er unwillkürlich gefeuert wird. Sie war gegenüber allen Schülern sehr beschützerisch veranlagt, besonders den Mädchen. Also wie ist er aus dieser Nummer herausgekommen. Zögernd kaute ich mir unwissentlich auf den Fingernägeln herum, bis ich dann schließlich all meinen Mut zusammen nahm und ihm letztendlich meine Frage stellte. "Herr Range?" fragte ich zurückhaltend, woraufhin dieser inne hielt und sich mit zusammengekniffenen Augen bedächtig zu mir umdrehte. "Ähm. Erik. Meine ich. Entschuldige." murmelte ich kleinlaut, als ich seinem dunklen Blick begegnete. "Was gibt es, Tatjana?" fragte er ruhig und schritt mir mit verschränkten Armen gemächlich entgegen. "Wie haben sie... Ich meine du es vorhin geschafft einer Entlassung zu entgehen? " stotterte ich, den Blick auf meine Hände gesenkt, die nervös mit einem Stift spielten. "Ich habe meine Tricks."  antwortete Erik mysteriös und grinste mich verschmitzt an. "Eines Tages wirst du schon selbst Zeuge eines solchen Manövers meinerseits." sagte er und drehte sich wieder zu der Tafel. "Ich denke wir sind für heute fertig. Du scheinst viel zu unkonzentriert, als dass diese Stunde von irgendeinem Nutzen ist." stellte Erik plötzlich wieder vollkommen ernst fest und begab sich langsamen Schrittes zurück zum Pult.

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