I'm sorry, daddy!

Kapitel 16

Eine starke Hand griff nach meinem Arm und zog mich wieder sicher auf die Beine. "Ähm danke... Entschuldigung." murmelte ich beschämt ohne aufzusehen und wollte gerade weitergehen, als die Hand mich wieder zurück zog. "Tatjana. Ich hoffe doch sehr du hast unseren Nachhilfetermin nicht vergessen." raunte eine verführerische Stimme. Ich hob meinen Blick. Sofort krempelte sich mein Inneres komplett um. Herr Range. Er hat mich erwischt, wie ich vor seiner Nachhilfe weggelaufen bin. Besonders nach heute morgen wollte ich nicht auf seiner schlechten Seite stehen. Hastig schüttelte ich mit dem Kopf und schaute eingeschüchtert zu ihm herauf. Er ließ meinen Arm wieder los und musterte mich mit zur Seite geneigtem Kopf. "Ich ähm... ich hab nach ihnen gesucht. Ich... ich wusste nicht genau wo wir uns treffen und ob das heute überhaupt stattfindet und-" verdutzt hörte ich auf zu reden, als Herr Range eine meiner Strähnen sanft hinter mein Ohr strich, die bei unserem Zusammenstoß wild in mein Gesicht gefallen waren. Dann fuhr er mir zärtlich mit dem Handrücken über die Wange und erneut konnte ich dieses freudige Funkeln in seinen Augen erkennen. Verspannt hielt ich den Atem bis er dann sehr plötzlich seine Hand von meiner Wange nahm und heftig den Kopf schüttelte. "Ich ähm... komm mit. Wir verlieren wertvolle Nachhilfezeit." sagte er etwas abwesend ohne mich anzusehen und ging an mir vorbei. Meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding, als ich Herr Range zurück durch die Gänge folgte. Nach kurzer Zeit hielt er vor einer Tür an und sah kurz zu mir herüber als ob er sichergehen wollte, dass ich überhaupt noch da war, bevor er dann die Tür öffnete. Erwartend schaute er mich an. Als ich jedoch keine Anstalt machte mich zu bewegen, zeigte er ins Innere des Raumes. Zögernd trat ich dann schließlich ein. Unsicher drehte ich mich wieder zu Herr Range um, der gerade die Tür hinter sich schloss. "Setz dich." befahl er in einem strengen Ton, so wie ich ihn gestern im Unterricht kennen gelernt hatte. Ohne Widerspruch drehte ich mich um und nahm ganz vorne direkt vor dem Lehrerpult platz. Ich musste eingestehen dass man von hier gut die Tafel sehen konnte. Nicht etwas woher ich bis jetzt drauf geachtet hatte. Alles was ich bisher wollte war nicht gesehen zu werden. Kopfschüttelnd stellte ich meinen Ranzen neben meinen Füßen ab und holte etwas zu schreiben raus. Als ich wieder aufschaute, hatte Herr Range seine Tasche auf dem Pult abgestellt und stand nun vor der Tafel mit einem Stück Kreide in der Hand. "Also gut. Fangen wir an." Er drehte sich um und zeichnete irgendwelche wirren Graphen und Funktionen an die Tafel von denen ich nichts verstand. Mehrere Minuten vergingen in denen er die ganze Tafel beschrieb. Ratlos betrachtete ich sein Werk mit offenem Mund. Er fing an zu erklären was er dort gemalt hat, doch ich konnte mich nicht annähernd auf das konzentrieren was er sagte. Viel mehr war ich darauf fokusiert wie er sprach und wie... glücklich er schien. Er schien Mathe wirklich zu lieben. "Tatjana hörst du mir zu?" Ich schreckte auf und sah mich herzklopfend um. Als ich jedoch wieder zur Tafel schaute war meine Sicht von einem verärgertem Gesicht versperrt.