Kapitel 6

1K 13 4
                                    

Tränen liefen in Strömen meine Wangen hinunter und meine Hände zitterten wie verrückt. Panisch sah ich mich in der kleinen Kabine um. Natürlich. Ich konnte einfach über die Wand klettern. In meiner Panik habe ich nicht an den einfachsten Ausweg gedacht. Mit wackeligen Beinen stieg ich auf die Toilette und kletterte auf den Spülkasten. Meine Sicht war komplett verschwommen, als ich mich die Wand hoch hievte und mich ungeschickt auf die andere Seite plumpsen ließ. Ich fing mich mit meinen Händen auf und versuchte einmal tief ein und aus zu atmen, um mich zu beruhigen. Mit rasendem Herzen rappelte ich mich auf, wusch mir flink mit eisigem Wasser meine schmerzenden Hände und eilte raus in den Flur. Während ich durch den Flur rannte, wischte ich mir meine Tränen weg und versuchte meine erneut aufkommende Panik ruhig zu stellen. Wenn ich mich jetzt nicht beeile, würde ich noch den Bus verpassen. Ich flitzte auf die Tür zu und stieß sie mit meiner Schulter auf. Sobald ich die Tür jedoch geöffnet hatte und nach draußen stürmte, kam mir ein Schwall Regen entgegen. Es regnete so heftig, dass man kaum die andere Seite des Parkplatzes sehen konnte. "Nein, nein! Halt!" rief ich laut mit kratziger Stimme, als ich über den Parkplatz sprintete. Meine Schreie gingen jedoch komplett im lauten Regen unter. "Fuck." fluchte ich außer Atem, als ich die Bushaltestelle erreichte und dem Bus hinterher sah. Kurz beobachtete ich, wie die Lichter des Buses sich entfernten und schließlich im grauen Regen verschwanden. Ich war jetzt schon klitschnass, meine Schuhe waren komplett durchgenässt und mir wurde schrittweise immer kälter. Erneut füllten sich meine Augen mit Tränen, als ich mich in Gang setzte und meinen Weg nach Hause einschlug. Erster Tag nach den Ferien und ich hatte jetzt schon keinen Nerv mehr auch nur einen einzigen weiteren Tag hier zu verbringen. Zitternd schlurfte ich den Fußgängerweg entlang, Tränen liefen meine Wangen herunter und vermixten sich mit dem starken Regen. Underdrückt schluchzte ich leise auf und kickte frustriert eine Pfütze. Noch nasser konnte ich ja eh nicht mehr werden. Plötzlich erschien ein Licht hinter mir und durch den lauten Regen hörte ich, wie ein Auto neben mir entlangfuhr und langsamer wurde. Ich schaute nach links zur Straße und sah einen schwarzen Sportwagen im Schritttempo neben mir her fahren. Als dann jedoch das Fenster heruntergekurbelt wurde, setzte mein Herz einen Moment aus. "Tatjana?" Eine rauchig verführerische Stimme ertönte vom Inneren des Autos. Ich blinzelte einige Regentropfen aus meinen Augen und schaute dem braunhaarigen Mann ungläubig entgegen. "Brauchst du jemanden um dich nach Hause zu Fahren?" fragte mich Herr Range mit zuckenden Mundwinkeln und genauso wie vorhin, konnten ich schwören einen Funken Freude in seinen Augen aufblitzen zu sehen. Ich zuckte nur mit offenem Mund mit den Schultern, unfähig irgendetwas zu sagen. Herr Range schüttelte augendrehend den Kopf und streckte sich zur Beifahrertür, um sie zu öffnen. "Steig ein." Unsicher schaute ich mich um und dann zurück zu Herr Range und der offenen Beifahrertür. Er saß ruhig da und nickte dann kurz auf den Sitz neben sich. Ich schaute mich noch ein weiteres Mal um, stieg dann aber schließlich ein und schloss hinter mir die Tür.

I'm sorry, daddy!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt