Kapitel 6

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Der Raum dahinter war eine Kajüte und in den ordentlich aufgereihten Betten lagen Soldaten. Besorgt sah Caro den Jungen neben sich an, worauf dieser nach einer andren Tür guckte, doch leider war das der einzige Raum, der nah genug an der Treppe lag, damit sie auch sicher den Gang unter sich trafen.
"Okay" murmelte das Mädchen leise und setzte vorsichtig einen Fuß in den Raum. Es gab ein unangenehm lautes Knirschen, woraufhin beide Kinder erstarrten. Einen Moment standen sie regungslos da und warteten, doch keiner der Männer rührte sich.
Schließlich ging das Mädchen mit einem erleichterten Seufzen weiter, bis sie an die Rückwand des Raumes kam und zurück zu Jo sah. Es war dem Jungen deutlich anzusehen, dass es ihm nicht behagte diesen Raum auch nur zu betreten, doch nach kurzem Zögern folgte er Caro.
Während er die Soldaten im Auge behielt, hockte sie sich hin und legte eine Hand auf den Boden. Dadurch, dass der Stein an dieser Stelle ziemlich dick war, dauerte es lange, bis sie mit ihrer Fähigkeit das Loch so groß hatte, dass sie hindurchklettern konnten. Mit dem unangenehmen Gefühl von Kraftlosigkeit, dass durch den hohen Verlust an Energie kam, schlüpfte sie hindurch und stand wenige Sekunden später in einem dunklen Gang.
Als sich ihre Augen langsam an die Dunkelheit gewöhnten bemerkte das Mädchen die Soldaten um sich herum die alle sichtlich verwirrt waren, dass da auf einmal ein Kind zwischen ihnen stand. Bevor Caro ihn daran hindern konnte, war auch Jo heruntergeklettert und sah sich etwas verblüfft um.
"Das läuft irgendwie nicht so, wie es laufen sollte!" murmelte er und schon richteten die Männer ihre Gewehre auf die beiden.
Mit eingezogenen Köpfen liefen die Kinder los, worauf irgendjemand hinter ihnen laut brüllte und damit den Befehl zum Feuern gab. Es war nicht leicht den Kugeln auszuweichen und mehrmals bekam Caro, die hinter Jo lief und dadurch als Schutzschild fungierte, eine ab.
Ihre Teufelsfrucht löste diese automatisch auf, wodurch sie zwar keinen Schaden bekam, doch es raubte ihr immer weiter Energie. Mit einem Ruck riss Jo eine Tür auf und knallte sie kurz darauf hinter ihnen wieder zu. Kugeln schlugen in das harte Metall und hinterließen deutliche Dellen.
Mit einem leisen Seufzen lehnte das Mädchen sich an die Wand, doch aus der erhofften Pause wurde nichts, denn vor ihnen stand eine weitere Truppe Soldaten, die sich gerade von ihrer Überraschung erholten und ihre Waffen zogen. In dem Raum waren es nur vier, mehr gab der Platz nicht her, und hinter ihnen stand eine Kiste.
Mit einem kurzen Blick nickten sich die beiden Kinder einander zu, dann stürzte Jo sich auf einen der Männer, wobei er sein Messer zog und es dem Soldaten in die Schulter rammte. Geschickt sprang er über ihn hinweg, dann war er auch schon bei der Kiste.
Durch seine Wunde außer Gefecht lag einer der vier Männer am Boden, doch nun hatten sich die restlichen drei dem Jungen und der Kiste zugewandt.
Sofort trat Caro in Aktion, packte einen der Männer und drückte ihn gegen die Wand. Der Stein zog sich über seine Haut und nur wenige Sekunden später waren sowohl seine Hände, als auch seine Beine vollständig eingeschlossen.
Mit einem leisen Fluchen stellten sich die beiden verbliebenen Soldaten anders auf. Einer von beiden sah das Mädchen an, der andere stand Jo gegenüber. Beide hatten sie ihre Gewehre auf die Eindringlinge gerichtet.
Ein wenig verzweifelt sah Jo sich um. Noch immer steckte sein Messer in der Schulter des Soldaten und noch dazu hatte er die Kiste mit der Teufelsfrucht in den Händen. Er konnte noch nicht einmal mit Sicherheit sagen, dass die Frucht wirklich darin war.
Mit einem unsicheren Blick zu dem Soldaten öffnete er langsam den Deckel und entdeckte eine vollkommen schwarze Frucht, mit einigen seltsamen, weißen Stellen darin. Nicht nur er, sondern auch der Mann betrachteten die Frucht interessiert.
Ein lauter Schrei riss die beiden wieder zurück und als der Junge aufsah, lag Caros Gegner am Boden. Das Mädchen wirkte wie ein Zombie. Ihre Arme hingen kraftlos herunter, ebenso wie ihr Kopf, doch sie stand.
Nun alleine gegen zwei verfiel der Soldat in Panik. Er wirbelte herum, richtete sein Gewehr auf Caro, doch Jo handelte schnell und verpasste ihm, mit der Kiste, einen Schlag gegen den Kopf, woraufhin er das Bewusstsein verlor. Erleichtert grinste der Junge, doch Caro war nicht nach feiern zumute.
Alles an ihr fühlte sich bleischwer an, weshalb sie sich langsam zu Boden sinken ließ und den Rücken gegen die Wand lehnte. Noch immer schossen die Männer draußen auf die Tür, wodurch es unmöglich war aus dem Raum zu kommen, ohne dabei zu sterben.
Im nächsten Augenblick gab es ein lautes Krachen und die Tür gab nach. Mehrere Schüsse schlugen in die Wand dahinter und nur knapp über dem Kopf des Mädchens ein. Schweigend sah sie ihnen entgegen, als die Männer dort standen und ihre Waffen auf sie richteten.
Es gab eine kurze Verständigung, dann kramte einer von ihnen Handschellen hervor und ging damit langsam auf sie zu. Wütend, aber dennoch kraftlos sah Caro ihm entgegen, dann ließ sie ihren Blick durch den Raum wandern, auf der Suche nach Jo.
Das erste, was sie entdeckte, war die Kiste, welche offen nur wenige Schritte von ihr entfernt stand und sie war leer. Ihre Augen weiteten sich und huschten weiter, dann entdeckte sie den Jungen. In seinen Händen lag die pechschwarze Frucht, aber es fehlte ein gutes Stück.
Es klickte, als der Soldat ihr die Handschellen umlegte, doch sie merkte es kaum, denn in diesem Moment hatten auch ihre Gegner den Jungen bemerkt und einige richteten bereits ihre Waffen auf ihn, doch bevor sie schießen konnten, war er plötzlich verschwunden.
"W-wo ist er hin?" wollte einer der Männer wissen, aber es konnte ihm keiner antworten.
Die Augen des Mädchens hafteten an der Stelle, an der der Junge eben noch gestanden hatte und sie versuchte irgendein Anzeichen zu finden, dass er noch da war.
Für kaum eine Millisekunde stand seine schmale Gestalt wieder dort. Sofort knallten Schüsse, doch da war er auch schon wieder verschwunden und die Kugeln krachten hinter ihm in die Wand. Stattdessen tauchte Jo vor Caro wieder auf.
Er packte ihre Schulter und den Soldaten, welcher ihr die Handschellen angelegt hatte, am Arm, dann kribbelte ihr Körper überall und der Raum veränderte sich.
Um sie herum waren die Stellen, an denen zuvor Schatten gewesen waren, schwarz geworden und die Stellen mit Licht erstrahlten in hellem weiß. Das wirklich unheimliche an dieser Welt war, dass auf den weißen Flächen, oder auch darin, Monster waren.
Ihre Blicke folgten jeder Bewegung der Menschen, welche in ihr Reich eingedrungen waren, was nicht nur Caro beunruhigte. Neben ihr schluckte der Soldat und wich einen halben Schritt zurück, doch dort war die Mauer und stoppte ihn.
"Den Schlüssel!" meinte Jo und streckte eine Hand in seine Richtung aus. Einen Augenblick noch schien der Mann verwirrt, dann hob er seine Waffe und richtete sie wütend auf Jo.
"Bring mich zurück!" brüllte der Mann "Bring mich zurück oder ich bringe dich um!"
"Gib mir den Schlüssel und du darfst gehen!" antwortete der Junge möglichst ruhig, doch in seinem Gesicht konnte man Ärger sehen.
"Ich bringe sie um!" rief der Mann, der Verzweiflung nahe, wobei er sein Gewehr nun auf Caro richtete.
Mit einem leisen Schnauben packte der Junge ihn und zerrte ihn weg. Es war keine große Leistung den Soldaten zu bewegen, denn seine Beine hielten ihn schon so kaum. Diese Welt war ihm eindeutig unheimlich.
"Gib mir die Schlüssel oder meine kleinen Freunde hier bekommen ein Festmahl!" knurrte Jo. Der Soldat stand ganz knapp am Rand, wobei sein Gewehr bereits darüber war. Sofort bemerkte es eines der Monster und schnappte danach, woraufhin es ein lautes Krachen gab. Es hatte den Schafft ganz einfach abgebissen.
Zitternd griff der Mann in eine seiner Taschen und fummelte einen Bund Schlüssel heraus, denn er Jo hinhielt. Dieser zog ihn wieder einen Schritt nach vorne, dann deutete er auf Caro.
"Mach sie los!" wies er den Soldaten an und dieser gehorchte.
Sobald die Handschellen am Boden lagen, packte der Junge seinen Gefangenen an der Schulter und beide verschwanden aus der Schattenwelt. Es dauerte kaum eine Sekunde, bis Jo wieder auftauchte, doch sofort hatten sich alle Monster dem Mädchen zugewandt und sie mit gierigen Blicken gemustert. Glücklicherweise ließen sie das wieder, sobald Jo auftauchte.
"Lass uns gehen!" meinte der Junge müde, worauf Caro nickte.
Immer im Schatten bleibend folgten sie dem Gang zur Treppe, die Stufen hinauf und schließlich aus der Basis. Die Löcher, welche Caro erschaffen hatte, waren entdeckt worden und schwer bewacht, doch solange sie in den Schatten blieben würde man sie nicht entdecken.
Erst als sie an das Boot kamen, brachte Jo sie wieder hinaus und ließ sich auch gleich in die kleine Holzschale fallen. Wortlos schob das Mädchen das Boot ins Wasser, dann ließ sie sich neben ihn fallen und schloss die Augen.
"Du hast sie gegessen!" murmelte sie nach einigen Minuten, die sie sich einfach nur treiben ließen.
"Tut mir leid!" antwortete Jo leise.
"Danke!" egal worum sie ihn vorher gebeten hatte, er hatte ihr damit das Leben gerettet.
Ein mattes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, dann schliefen sie beide ein.  

One Piece - blutige Engel - ReWriteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt