Kapitel 15

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Leise fluchend stützte Caro Jo, während sie die Stufen wieder hinauf stieg. Mitten auf der Treppe kam ihnen einer der Piraten entgegen. Seine Augen weiteten sich erschrocken, als er sie erkannte, dann wirbelte er herum und rannte zurück an Deck.

Gleich darauf wurde es über ihnen laut. Rufe schallten durch das Holz zu ihnen herunter, doch das Mädchen ließ sich davon nicht beirren und folgte weiter der Treppe.

Als sie durch die Tür traten wurden sie von der gesamten Mannschaft erwartet. Die Piraten hatten ihre Waffen gezogen und schienen sich recht sicher zu fühlen, da sie alle breit grinsten, als sie Caro entgegen sahen.

"Wo ist euer verblödeter Käpt'n?", wollte sie leise wissen und ihr kalter Blick schweifte über die Truppe.

Nur wenigen verging damit ihr Grinsen, die Meisten schien es überhaupt nicht zu beeindrucken. Es war, wie das Mädchen es erwartet hatte. Erwachsene ließen sich von Kindern einfach keine Angst machen.

Dadurch, dass Jo ohnmächtig war konnte sie auch nicht wirklich aggressiv kämpfen. Solange sie den Jungen aus den Augen ließ wäre es ihren Gegnern möglich, ihn wieder als Geisel zu nehmen und das würde sie auf keinen Fall zu lassen.

"Ich kann auf Jo aufpassen!", meinte eine leise Stimme hinter ihr und als sie sich umdrehte stand Teel dort.

Der Junge hatte den Kopf gesenkt und starrte auf seine Füße. Das sonst so fröhliche Glitzern in seinen Augen war erloschen und an seiner Körperhaltung konnte Caro sehen, dass er eigentlich keine Hoffnung hatte.

Vorsichtig hockte sie sich hin und ließ Jo langsam von ihrem Rücken rutschen, dann drehte sie sich um und lehnte den Bewusstlosen mit dem Rücken gegen die Holzwand. Anschließend richtete sie sich wieder auf und sah Teel ernst an.

"Ich vertraue dir!", meinte sie ruhig, "Pass gut auf ihn auf!"

Überrascht hob der Junge den Kopf und starrte sie an, dann konnte man sehen, wie Erleichterung und Freude in ihm aufloderte. Er nickte eifrig, dann stellte er sich schützend vor Jo und zog ein Messer. Das war seine Art, sich zu entschuldigen.

Ein leichtes Lächeln erschien auf Caros Gesicht, als sie sich wieder ihren Gegnern zu wand. Die Blicke der Piraten waren nun auf ihren eigentlichen Kameraden gerichtet und sich verfinstert. Es war jedem klar, dass Teel sie soeben verraten hatte.

"Teel", brüllte einer der Männer, "Du verdammter Verräter! Das wirst du bereuen!"

"Wird er nicht!", erwiderte Caro ruhig und ließ ihren Blick gelassen über die Truppe schweifen, "Zumindest nicht, solange ihr nicht an mir vorbei kommt!"

Der Erste löste sich mit einem wütenden Brüllen aus der Menge und rannte auf Caro zu. In seiner Hand lag ein Säbel, mit dem er zischend die Luft zerteilte. Ohne mit der Wimper zu zucken trat das Mädchen einen Schritt zu Seite, wodurch die Klinge ins Leere sauste, dann schlug sie dem Mann mit der Handkante ins Genick.

Ohne einen weiteren Ton von sich zu geben klappte dieser in sich zusammen und schlug mit einem dumpfen Ton auf das Deck auf. Die anderen warfen Caro finstere Blicke zu, doch sie waren nicht blöd genug das selbe noch einmal zu probieren.

Stattdessen kamen als nächstes gleich fünf auf sie zu gerannt und jeder hatte eine andere Waffe in der Hand. Ein Speer, eine Keule, eine Axt, ein paar Tonfa und ein kurzes Schwert.

Ohne die Männer aus den Augen zu lassen ging Caro in die Hocke und hob den Säbel auf, den ihr erster Gegner fallen gelassen hatte, dann hatte der erste sie auch schon erreicht. Die Axt fuhr auf sie herunter, doch das Mädchen hielt den Säbel dagegen und konnte den Angriff damit umlenken, dann richtete sie sich wieder auf.

Ihre Gegner stoppten nicht und so raste als nächstes einer der Tonfa auf ihren Bauch zu, den sie mit dem Griff des Säbels stoppte. Gleichzeitig holte der Mann mit dem Schwert aus und die Klinge war genau auf Caros Gesicht gerichtet, doch ihre eigene parierte den Angriff.

Als der mit der Keule sich ebenfalls einmischte floh sie mit einem Sprung nach hinten. Es gab ein lautes Krachen, als die schwere Waffe dort auftraf, wo sie eben noch gestanden hatte. Das Mädchen überlegte, wen von den fünf Männern sie als erstes ausschalten sollte, als plötzlich etwas ihren Arm erwischte.

Der Speer bohrte sich tief in ihren Oberarm und zwang sie damit ihre Schwerthand zu wechseln. Mit Links war sie nicht sonderlich gut im Kämpfen und auch hatte sie im linken Arm nicht so viel Kraft, wie im Rechten, doch es musste reichen.

Mit einer schnellen Drehung wirbelte sie herum und zerschlug den Holzstab des Speeres. Natürlich war es das sinnvollste zu erst den Fernkämpfer auszuschalten. Mit einer weiteren Drehung, diesmal in die andere Richtung, zielte sie auf seinen Kopf, doch der Tofakämpfer fing ihren Angriff ab und schlug seiner Seits zu.

Bevor seine Waffe das Mädchen erreichten, hatte diese ihm einen Tritt in in den Bauch verpasst, worauf der Mann quer über das Deck flog und krachte in seine Kameraden. Ihr Säbel lag am Hals der Speerträgers, weshalb dieser sich nicht rührte.

Mit einem lauten Brüllen stürmten die drei verbliebenen auf Caro zu und hoben dabei ihre Waffen zum Angriff. Das Mädchen wusste bereits, wie sie dem Angriff entkommen würde. Sie duckte sich unter der Keule hinweg, worauf diese sowohl den Speerträger und den Mann mit der Axt erwischte und anschließend stand sie nur noch zwei Gegner gegenüber.

"Genug.", hallte eine Stimme über das Schiff und die beiden Männer erstarrten in ihrer Bewegung.

"Pinky", meinte das Mädchen kühl, "Bist du dir sicher, dass du aus deinem Versteck kommen solltest?"

"Du bist ja immer noch so arrogant!", der pinkhaarige Mann grinste leicht, "Ich dachte, du hast inzwischen ein wenig Respekt vor anderen!"

"Wie kann man vor jemanden wie dir Respekt haben?", antwortete das Mädchen finster, "Du entführst Kinder, um deine Gegner fertig zu machen."

Der Mann seufzte gelangweilt, dann steckte er locker die Hände in die Taschen. Er wirkte nicht beunruhigt und auch nicht verärgert, sondern beunruhigend selbstsicher.

"Teel", meinte er mit einem kalten Lächeln, "Nimm den Jungen als Geisel!"

"Er gehört nicht mehr zu deiner Crew, Flumm!", meinte das Mädchen, ohne sich auch nur eine Sekunde lang Sorgen zu machen, "Teel gehört jetzt zu uns!"

"Ich warne dich Teel!", rief Pinky wütend, "Du weißt, was passiert, wenn du dich weigerst!"

"Was passiert dann?", meinte plötzlich eine andere Stimme und blue Death trat zwischen den anderen Männern hervor, "Flumm, wie oft muss ich dir noch sagen, dass du meinen Sohn in Ruhe lassen sollst?"

One Piece - blutige Engel - ReWriteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt