Kapitel 7

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Es gab ein heftiges Krachen, was Caro aus dem Schlaf riss. Sofort saß sie aufrecht, wobei sie sich automatisch nach Jo umsah. Der Junge klammerte sich mit aller Kraft an der Bootswand fest, während eine Welle nach der anderen über ihn herfiel und ihm die Kraft raubte. Sie waren in einen Sturm geraten.
Panik machte sich in seinem Gesicht breit, als er spürte, wie sich seine Finger kaum noch halten konnte. Schnell sprang das Mädchen auf und griff nach seiner Hand, doch im selben Moment ging ein heftiger Ruck durch die kleine Nussschale.
Scheinbar waren sie gegen einen Felsen gefahren und da Caro stand riss es sie von den Beinen. Mit einem letzten Blick auf Jo landete sie im Wasser und sofort sogen sich ihre Klamotten mit dem kalten Nass voll, wodurch sie in die Tiefe gezogen wurde.
Sie wollte ihre Arme bewegen oder ihre Beine, doch ihr Körper weigerte sich, ihr zu gehorchen. Verzweifelt sah sie sich um, doch selbst dazu fehlte ihr die Energie. Eine starke Strömung erfasste ihren Körper und schleuderte sie, wie eine Puppe, durchs Wasser.
Mit einem Mal war sie wieder oben. Der Wind wehte ihr ins Gesicht, das Rauschen war noch lauter als zuvor, dann wurde sie wieder untergetaucht. Von alleine, das wusste sie, würde sie nicht mit dem Leben davon kommen. Allerdings machte sich dennoch Hoffnung in ihr breit.
Gar nicht weit entfernt hatte sie, in den wenigen Sekunden über Wasser, eine Insel entdeckt. Mit etwas Glück würde sie dort angespült werden, die Frage war nur, ob sie nicht vorher sterben würde. Das letzte, woran sie dachte, bevor sie ohnmächtig wurde, war Jo.

Verzweifelt suchte Jo die Wasseroberfläche ab, ob er irgendein Lebenszeichen von dem Mädchen entdeckte, doch erfolglos. Auch sein Fernglas brachte ihm dabei wenig und durch ein kleines Loch im Holz kam nun auch noch Wasser ins Boot.
Mit einem Stofffetzen versuchte er das Loch zu stopfen und gleichzeitig mit einer Hand das Wasser aus dem Boot zu schöpfen. Als er das nächste Mal aufsah entdeckte er eine Insel und atmete erleichtert aus. Der Sturm trieb ihn direkt aufs rettende Land zu.
Dort gab es sicher Leute, die ihm helfen würden, nach Caro zu suchen, zumindest solange sie nichts von den Teufelsfrüchten wussten. Es gab viele Leute, die Angst vor solcher Macht hatten und sich gegen die Nutzer dieser Früchte verschlossen.
Erneut ging ein Ruck durch die Nussschale, als die Strömung sie gegen einen Felsen fahren ließ, dann brach das Holz. Sofort wich Jo ein wenig zurück, was jedoch nichts half. Die kleineren Teile wurden noch heftiger gegen die Felsen geschleudert und kurz darauf hatte der Junge nicht mehr, als ein Brett.
Voller Angst klammerte er sich daran, wobei er dem rettenden Land entgegensah als für einen Augenblick etwas anderes seine Aufmerksamkeit erhaschte. Nicht all zu weit von ihm entfernt tauchte, für nur einen Wimpernschlag, etwas aus dem Wasser auf, was sehr einem Kopf ähnelte.
Nur wenig später spürte er Grund unter den Füßen und entdeckte, als er weiter ging, eine Person, die kurz vor ihm Unterwasser hin und her geschaukelt wurde.
Noch immer das Brett umklammernd watete er darauf zu, dann griff er hinein und zog die Person hoch. Zu seiner Überraschung war es nicht Caro, sondern ein Junge, kaum ein Jahr älter als Jo selbst. Verwirrt, wo er herkam, sah Jo sich um, doch es war niemand in der Nähe, der nach ihm suchen könnte und auch kein Schiff, von dem er gefallen sein könnte.
Schließlich entschied er sich, den Jungen erst einmal an Land zu bringen, was sich als schwieriger erwies, als erwartet. Das Wasser stahl ihm seine Kraft und die Wellen zogen ihn immer wieder zurück. Langsam verschwamm seine Sicht, doch er zwang sich, weiter zu gehen, bis er schließlich den Strand erreichte und dort zusammenbrach.

Sobald Caro die Augen aufschlug, wusste sie, was passiert war. Ruckartig setzte sie sich auf und sah sich um, doch von Jo war keine Spur zu sehen. Irgendwo musste er sein, immerhin hatte der Sturm sie in die selbe Richtung geführt. Langsam stand sie auf, dann lief sie los.
Der Strand, an dem sie angespült worden war, erstreckte sich weit in beide Richtungen, weshalb Jo so ziemlich überall sein konnte. Es dauerte nicht lange, bis sie etwas im Sand liegen sah und ihr Gesicht hellte sich erfreut auf.
"Jo" rief sie möglichst laut seinen Namen "Jo"
Es dauerte einen Moment, dann rührte er sich und setzte sich sichtlich verwirrt auf. Erst da bemerkte Caro eine weitere Person, die neben der ersten lag und stoppte. Sie konnte die Enttäuschung deutlich spüren, die aus ihrem Bauch aufstieg, denn eindeutig war das nicht Jo.
Auch wenn sie noch so gerne daran geglaubt hätte, er konnte es nicht sein, immerhin waren sie nur zu zweit unterwegs gewesen und nun lag dort jemand neben ihm.
Der Junge hatte sie inzwischen bemerkt und war aufgesprungen. Begeistert hob er die Arme und wank aufgeregt, was erneut ein Lächeln auf Caros Gesicht erscheinen ließ. Zwar wusste sie nicht, was passiert war, aber es war eindeutig der Junge, nach dem sie suchte.
Rennend kam sie auf ihn zu und stoppte erst kurz vor ihm. Die Erleichterung in ihren Augen war deutlich zu sehen und auch auf seinem Gesicht lag ein Grinsen. Dieser Moment blieb nicht sonderlich lange, denn hustend richtete sich nun auch die Person hinter Jo auf.
"Wer ist das?" eigentlich hatte Caro sagen wollen, dass sie froh war ihn gefunden zu haben.
"Ich habe keine Ahnung!" antwortete Jo "Ich habe ihn gestern irgendwie aus dem Wasser gezogen!" Der Junge vor ihnen hustete, dann spuckte er Sand aus und richtete sich mit noch wackeligen Knien auf.
"Du hast mich gerettet?" wollte er von Jo wissen, worauf dieser nickte "Danke! Mein Name ist Teel!"
"Hat dich auch der Sturm überrascht?" wollte der Junge wissen, worauf sein Gegenüber den Kopf schüttelte.
"Ich wollte jemanden erschrecken!" murmelte er "Der hat mich leider als Gegner eingestuft und direkt vom Schiff geworfen!" Verlegen lachend sah Teel die beiden Kinder an, worauf diese sich leicht unsichere Blicke zuwarfen.
"Auf der Insel gibt es bestimmt eine Stadt!" meinte Caro, während sie sich abwand "Da wird dir sicher jemand helfen wieder zu deinem Schiff zu kommen!"
Mit einem kurzen, aufmunternden Nicken drehte auch Jo sich um und folgte dem Mädchen, doch Teel rührte sich nicht. Ein paar Mal setzte er an etwas zu sagen, doch jedes Mal klappte er den Mund wieder zu und schwieg. Erst als die beiden Kinder schon an die hundert Meter von ihm entfernt waren, riss er sich endlich zusammen.
"Wartet!" rief er und machte dabei einen Schritt hinter ihnen her "Kann ich nicht bei euch bleiben? Ich war sowieso alleine auf dem Schiff und ihr..." Etwas überrascht blieb das Mädchen stehen und sah zu ihm zurück, worauf er mit hochrotem Gesicht den Blick senkte.
"Nein, tut mir leid!" antwortete sie "Wir wollen Piraten werden!"
"Piraten?" aufgeregt schnellte Teels Kopf nach oben "Ich kann euch helfen! Ich habe es von meinem Vater gelernt! Ich kann Schiffe bauen!"
"Du?" ungläubig sah Caro den Jungen an, doch Jos Augen leuchteten bereits begeistert "Bist du nicht ein wenig jung um ein Schiffszimmermann zu sein?"
"Ich bin es nicht offiziell!" gab der Junge zu "Aber ich habe alles nötige von meinem Vater gelernt und der ist wirklich sehr gut in so etwas!"
"Bitte Caro!" aufgeregt wand Jo sich zu ihr um und setzte ein flehendes Gesicht auf "Kann er mitkommen? Dann sind wir immerhin schon drei!" Mit einem leisen Seufzen gab das Mädchen nach und wand sich zum Gehen.
"Gut, dann lasst uns ein Versteck suchen!" brummte sie, worauf die beiden Jungen einander begeistert ansahen, dann folgten sie dem Mädchen.
Tatsächlich kamen sie schon bald, nachdem sie losgegangen waren an eine Stadt und nicht weit davon entfernt an eine gigantische Müllhalde, auf der scheinbar auch irgendwelche Leute lebten.
Direkt neben dem Sammelplatz für Müll lag eine Schlucht, an deren Grund ein Fluss seine Wege zog und es ihnen unmöglich machte, auf die andere Seite zu kommen. Aufgeregt miteinander redend achteten die Jungen kaum noch darauf, wo sie hinliefen, weshalb schon bald eines zum anderen kam und Teel direkt über die Kante stolperte.
Sofort griff Caro nach seinem einen Bein und hielt ihn fest, dann reagierte auch Jo und griff nach dem anderen Bein, während Teel kopfüber dort hing und verlegen lachte.
"Tut mir leid Leute!" rief er nach oben, als sie begannen ihn hoch zu ziehen.
"Du bist ganz schön schwer!" murmelte Jo.
"Ja" murmelte der Junge unter ihnen, doch seine Stimme klang abwesend, was in diesem Moment jedoch weder Caro noch Jo interessierte.
Mit viel Mühe hatten sie ihn nach einigen Minuten wieder oben und waren überrascht auf seinem Gesicht ein breites Grinsen und ein begeistertes Funkeln zu sehen.
"Ich habe unser Versteck gefunden!" verkündete er erfreut, dann deutete er nach unten.
"Bist du verrückt? Da unten ist Wasser!" knurrte das Mädchen "Wir können nicht in einem Fluss leben, selbst wenn wir keine Teufelskräfte hätten!"
"Nein, das meine ich auch nicht!" es schien ihn nicht einmal ansatzweise zu überraschen, dass sie Teufelskräfte hatten "In der Felswand ist eine Höhle!" Mit einem genervten Seufzen stand das Mädchen auf und strich sich die Haare aus dem Gesicht.
"Und wie willst du dahin kommen?" wollte sie wissen, worauf die Begeisterung aus dem Gesicht des Jungen wich. Stattdessen biss er sich nachdenklich auf die Unterlippe. Das Versteck war zu gut um es nicht zu nutzen, doch tatsächlich sah er keine Möglichkeit dort hin zu kommen.
"Ich wüsste etwas!" meinte Jo neben ihm.  

One Piece - blutige Engel - ReWriteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt