Kapitel 35

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Cloud hockte gut verborgen zwischen den Blättern eines Baumes und lauschte. Schritte hatten ihn verfolgt, seit er das Schiff hinter sich gelassen hatte, doch nun liefen sie an ihm vorbei und folgten der falschen Fährte, die er gelegt hatte. Ein kurzes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, dann schwang er sich geschickt wieder herunter und horchte noch einmal, doch die Schritte waren verklungen.

Er hatte einen ungefähren Plan im Kopf. Zu erst, musste er an die Küste und dann würde er ein Floß bauen, um von der Insel weg zu kommen. Sein Blick wurde schuldbewusst, als er daran dachte, dass die Engel vielleicht gerade um ihr Leben kämpften, doch auf der anderen Seite war er sich sicher, dass sie keine großen Probleme mit den Eingeborenen hatten.

"Ich habe jetzt keine Zeit mir darüber den Kopf zu zerbrechen!", knurrte er und schüttelte die Zweifel und auch die Traurigkeit darüber, seine Freunde zu verlieren, davon.

"Wann hast du die Zeit dafür?", erschrocken wirbelte er herum und starrte das Eichhörnchen an, dass kopfüber vom Baumstumpf hing.

"Was zur Hölle machst du hier?", fluchte der Schwertkämpfer.

"Caro meinte, ich soll den Anderen helfen das Feuer am Schiff zu löschen, aber-", Cloud unterbrach ihn.

"Aber du hast die Chance natürlich sofort genutzt und bist abgehauen!", schnaubte er und wand sich ab, "Was erwartet sie auch von jemandem wie dir?"

"ABER", meinte das Eichhörnchen laut, "Ich habe es als wichtiger empfunden dir zu folgen und mit dir darüber zu reden! Im Moment bin ich wohl treuer zu meiner Crew als du!"

"Halt die Klappe!", brüllte der Mann.

Er war schneller herumgewirbelt als das Eichhörnchen vermutet hatte und hatte den Orangehaarigen gepackt, worauf er erschrocken quitschte. Er hatte seinen halben Kopf erwischt und sein Ohr knirschte schmerzhaft zwischen Clouds Zeige- und Mittelfinger.

"Du hast doch keine Ahnung!", brüllte er weiter, "Du weißt gar nichts! Ich bin eine Gefahr!"

Eine Weile standen sie nur da. Nikata schnappte nach Luft, weil Cloud sie ihm abdrückte und Cloud schnappte nach Luft, weil seine Wut ihm den Puls so hoch steigen lassen hatte. Schließlich hatte er sich beruhigt und setzte das Eichhörnchen wieder ab, worauf dieses sich schüttelte und mit der Pfote über sein schmerzendes Ohr strich.

"Das ist es also? Du hast Angst eine Gefahr für uns zu sein?", wollte das Tier wissen.

"Halt die Klappe!", diesmal wurde er nicht laut und auch nicht handgreiflich, stattdessen schien ihn alle Kraft verlassen zu haben.

"Ich weiß, dass du ein Marine bist! Dass du auf meine Insel kamst, um mich auszuschalten und ich weiß auch, dass du dein Gedächtnis verloren hast, weil einer meiner Männer zu feste zugehauen hat!", meinte das Eichhörnchen vollkommen ruhig, "Vermutlich zu seinem, nein, unserem besten. Erst da haben wir deine Marke entdeckt und da du dich beim Aufwachen an nichts erinnern konntest haben wir dir auch nichts gesagt!"

"Du wusstest es?", flüsterte Cloud ungläubig, "Warum hast du nichts gesagt? Natürlich...", er schnaubte leise, "Du hattest Spaß daran zu sehen, wie wir vernichtet werden!"

"Dummkopf!", knurrte das Eichhörnchen, "Was hätte mir es gebracht? Als Maskottchen hätten sie mich genauso umgebracht! Nein, das ist es nicht! Es war einfach nur egal, woher zu kommst!"

"Wie meinst du das?", wollte der Schwerkämpfer matt wissen.

Sein Kopf hämmerte und langsam wurden seine Gedanken wirr und undurchdringlich. Nichts schien wirklich Sinn zu ergeben und doch wusste er, dass alles was sein einstiger Todfeind sagte, stimmte.

"Schau dir die Crew an!", meinte dieser ruhig, "Hat jemals jemand gefragt, wer du bist und woher du kommst? Was deine Vergangenheit war? Nein, haben sie nicht! Sie haben sogar mich aufgenommen! Den Mann, den sie am liebsten umgebracht hätten! Anfangs war das vielleicht ein Witz, aber ob du es glaubst oder nicht, auch mich fasziniert diese Truppe und ich will sehen, wie weit sie kommen."

"Bei dir wissen sie, woher du kommst!", murmelte Cloud, "Und von mir werden sie es auch bald wissen wollen!"

"Weißt du, woher Caro kommt? Oder Jo? Oder Cloud? Haben sie jemals darüber gesprochen, was in der Vergangenheit passiert ist?", wollte das Eichhörnchen aufgebracht wissen und der Mann schüttelte den Kopf.

"Nie... aber...", diesmal war er es, der unterbrochen wurde.

"Vor Jahren stand es in der Zeitung! Caros Vater war ein Pirat 'Black Devil'", erzählte der Mann, "Und Jo ist der Sohn des Mannes, der ihn an die Marine verraten hatte!"

"Woher-"

"Das Meiste aus dem Artikel! Aber ich habe Jo dazu gefragt! Teel war der Sohn eines Piraten, der Streit mit Caro hatte und mit seiner Hilfe haben sie Jo entführt! Trotzdem hat sie ihm vergeben und ihn mit in die Crew aufgenommen!", das Eichhörnchen atmete tief durch, dann sprang es auf die Schulter des Schwertkämpfers, "Diese Crew ist wie keine Andere und du bist ein Teil davon!"

Mit einem Schluchzen brach der Mann zusammen. Seine Hände gegen das Gesicht gepresst und Tränen, die ihm über die Wangen liefen.

"Ich habe sie verraten!", flüsterte der Mann, "Sie werden mich niemals wieder aufnehmen!"

"Hast du verdammt noch mal nicht zugehört, was ich gerade erzählt habe?", fluchte das Eichhörnchen, "Sie werden dich garantiert wieder aufnehmen! Das ist nun mal, wer sie sind!"

"Diese zwei Soldaten...", er Mann wischte sich mit dem Ärmel über die Augen, um seine Tränen loszuwerden, "Sie kamen auf unser Schiff, als Caro sich mit ihrem Käpt'n unterhalten hat! Ich habe keine Ahnung wie sie das gemacht haben, aber sie haben mir gesagt...", er stockte, "Sie meinten, dass sie mich kannten, dass ich zur Marine gehörte und von einer Mission nicht zurückgekommen war, weshalb alle glaubten, ich sein gestorben!"

"Und deshalb willst du jetzt zurück zur Marine? Was erwartet dich dort?", wollte das Tier wissen.

"Ich... ich weiß es nicht!", gab er zu und sah ein wenig beschämt zur Seite, "Aber ich würde zumindest Caro und den Anderen keinen Ärger mehr machen!"

"Du würdest sie im Stich lassen! Du bist ein großer Schwertkämpfer mit viel Talent und egal welche Schwierigkeiten du ihnen machst, du bringst sie da auch wieder raus!", Nikatas Stimme klang nahezu feierlich, "Du bist ein blutiger Engel!"

Die Augen des Mannes glänzten und eine Weile hockte er lediglich da, der kleine, orange Nager, auf seiner Schulter. Dann wurde sein Blick entschlossen und seine Hände ballten sich zu Fäusten.

"Du hast recht!", meinte er und stand auf, "Gehen wir zurück!"

Sie waren kaum ein paar Schritte in den Wald hinein, als Cloud wieder stehen blieb.

"Was?", wollte Nikata wissen, "Was ist los?"

"Ich danke dir!", auf seinem Gesicht lag ein breites Lächeln.

"Wofür?", brummte das Tier, "Ich bin der Letzte, dem du danken solltest! Immerhin habe ich-"

"Ich kenne deine Vergangenheit nicht!", lächelte der Mann, "Und ich denke, ich will sie auch gar nicht kennen!"

Das Eichhörnchen stockte, dann seufzte er leise.

Bevor er etwas sagen konnte gab es ein lautes Knacken und beide horchten erschrocken auf, doch schon im nächsten Moment waren sie vollständig umstellt und spitze Waffen richteten sich auf sie.

"Nikata!", flüsterte der Mann.

"Ja... ich seh es!", murmelte dieser zurück, "Das sind Kinder!"

One Piece - blutige Engel - ReWriteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt